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Jenseits des Rauschs – Zwei neue Läden bieten Produkte mit CBD an

Im Zuge der Diskussionen über die Legalisierung von Cannabis, verändert sich immer wieder der Blick auf Hanf und seine Funktionen. So setzt ein großer Teil der Befürworter nicht mehr auf „kiffen und stoned sein“, sondern auf die Heilkräfte und ökologischen Aspekte der Nutzpflanze. Im Frühjahr eröffnete dazu in der Gaustraße das „Green Haus“ und im September das „WeBelieve“ in der Rheinstraße. Beide Geschäfte wollen die Image Änderung in Mainz vorantreiben: vor allem mit CBD (Cannabidiol), das noch legal und in der EU zugelassen ist – ein nicht psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf (Cannabis).

Zwei Stoffe – dieselbe Pflanze
THC und CBD – beide Stoffe stammen aus der weiblichen Hanfblüte. Die Strukturformeln gleichen sich, bis auf eine leichte Abweichung. Und genau die ist es, die alles auf den Kopf stellt: high versus nicht high. Während Tetrahydrocannabinol (THC) für den Rausch verantwortlich ist, soll CBD medizinische Funktionen erfüllen: entzündungshemmend, entkrampfend, angstlösend. Manche User berichten von Verbesserungen bei Asthma und Rheuma. Andere Shops, unter anderem auch das Green Haus in der Gaustraße haben Probleme mit der Polizei.

Blüten und Öle
„Die häufigste Frage, die wir hören, lautet: Macht das high?“, sagt Lukas Rauße, während er sich auf einem Holztresen abstützt. Neben ihm steht Eva Focke und fügt hinzu: „Deshalb ist es uns wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten“. Mit einem sechsköpfigen Team haben sie das Geschäft „WeBelieve“ in der Rheinstraße 41, Nähe Fischtor, gegründet. Neben Nahrungsmitteln, Kosmetika sowie Textilien aus Hanf gibt es dort auch CBD-Aromablüten und Öle. Über einer kleinen Räucherschale demonstrieren Focke und Rauße eine der empfohlenen Anwendungen: Unten brennt ein Teelicht, darüber dampfen die Blüten. Es riecht wie „Gras“, nur weniger süßlich. Es geht aber um die äußerliche Anwendung und nicht darum, CBD zu rauchen oder sich das Öl unter die Zunge zu tröpfeln. Als Aromastoffe sollen sie im besten Fall positive Effekte auf die Gesundheit haben. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. „Wir sind keine Mediziner und geben deshalb auch keine Empfehlungen“, sagt Rauße.

Noch in der Regulierung
Der Anteil des psychoaktiven THC darf in den zugelassenen CBD-Produkten nicht höher als 0,2 Prozent liegen. Das verlangt das Betäubungsmittelgesetz. Zum Vergleich: In Italien liegt der Grenzwert bei 0,6 Prozent und in der Schweiz bei maximal einem Prozent THC. Derzeit ist der Umgang mit CBD noch nicht klar genug geregelt. Das Green Haus hatte kürzlich geschlossen, weil die „Ware“ noch von der Polizei untersucht wurde. Lukas Rauße und Eva Focke von „WeBelieve“ setzen nicht nur deshalb verstärkt auf Gespräche. An jedem letzten Samstag im Monat laden sie zu Info- und Kulturveranstaltungen ein. Ihnen geht es um den Kontakt zwischen Handel und Kunden. Reaktionen bleiben dabei nicht aus: Ein älterer Mann – grundsätzlich jeglicher Form von Cannabis abgeneigt – habe CBD für sich entdeckt, dass er erfolgreich gegen seine Rückenschmerzen verwende. Andere wiederum setzen auf das Öl gegen Migräne und bei Menstruationsbeschwerden. „Manche kommen aber auch einfach vorbei, um sich kandierte Hanf-Samen zu kaufen, ganz ohne CBD und gut für Eis oder Müsli geeignet“, sagt Eva Focke. „Unsere Produkte sind vegan und haben keinerlei künstliche Duftstoffe oder ähnliches.“

Neben Blüten und Aromaölen gibt es im „Green Haus“ auch CBD-Badesalz und -Honig.

Unter 18 geht nichts
Auf den Austausch setzt auch weiterhin das „Green Haus“, das Marek Dörzenbach in der Gaustraße 37 betreibt. Auf einer kleinen Tafel hinter der Theke sind die Sorten der Aromablüten aufgelistet: „Harlequin“ oder „Tropicana“ heißen diese. Darüber ein Regal, auf dem Badesalz, Lippenbalsam, Honig und auch die CBD-Öle stehen. Erst gerade sei eine Kundin hier gewesen, die das Aromaöl nicht für sich, sondern für ihren Hund gekauft habe, sagt Mitarbeiter Florian Recknagel. „Das CBD helfe gegen die Schreckhaftigkeit, gab die Frau an.“ Das Kunden-Portfolio erstrecke sich vom Feuerwehrmann bis zur Lehrerin. Oftmals gehe es auch bei ihnen darum, Aufklärungsarbeit zu leisten, sagt Recknagel. „Manchmal kommen Touristen durch die Gaustraße und zeigen erfreut mit den Fingern auf das Geschäft.“ Das „Green Haus“ sollte jedoch nicht mit einem Coffeeshop verwechselt werden. Wie auch bei „WeBelieve“ gilt: Unter einem Alter von 18 Jahren geht nichts.

Alexander Weiß
Fotos: Stephan Dinges