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Nach Jahren des Wartens wird die Ludwigsstraße umgebaut

So soll sie aussehen, die neue Shopping- und Erlebniswelt Lu

Corona zum Trotz geht es weiter an der Lu(dwigsstraße). Der große Stadtumbau um Karstadt herum ist beschlossene Sache. Großinvestor Gemünden aus Ingelheim baut das Areal – laut eigenen Angaben nicht nur zum Shoppen, sondern auch zum Erleben: „Wir sind davon überzeugt, dass Einzelhandel heute neu gedacht werden muss: Alles, was die Stadt so (er)lebenswert macht, soll sich hier wiederfinden. Darum sollen neben attraktivem Einzelhandel auch Mainzer Genuss und Kultur die Lu mit Leben füllen.“ Das Konzept sieht keinen reinen Einkaufstempel vor, sondern eine Mischung: neben Kaufhäusern, Läden und einer „PopUp-Halle“ soll es auch Platz geben für Kultur, Gastronomie, einen Club im Keller der Deutschen Bank und ein exklusives Stadthotel mit Dachterrasse. An der Fuststraße sind zusätzliche Wohnungen vorgesehen.

So hätte die Freitreppe aussehen können (portugiesischer Entwurf)

Entwürfe aus Mainz
In den vergangenen Monaten machten sich diverse Architekturbüros ihre Gedanken zu baulichen Entwürfen. Mitte Mai wurden die Gewinner-Entwürfe vor- und bis Ende Juni im Deutsche Bank Pavillon auf der „Lu“ ausgestellt. Das Ergebnis: Mainzer Büros haben den ersten Preis gewonnen. Bzw. gibt es zwei erste Preise: Für die Fuststraße und das Karstadt- Gebäude gewinnt der Entwurf von Faerber Architekten (Oberstadt) im Konglomerat mit Jestaedt + Partner Stadtplaner (Weisenau) sowie Bierbaum.Aichele Landschaftsarchitekten (Zahlbach). Der 1. Preis für die beste Idee, was das Gesamtkonzept angeht, geht nach Frankfurt an Albert Speer + Partner, ein Nachfahre des bekannten Architekten aus der NS-Zeit. Die Entscheidung fiel laut Jury einstimmig. Die Visualisierungen seien laut Investor Tim Gemünden „ein Kondensat aus den besten Ideen“. Die Stadtspitze zeigt sich begeistert. Bau- und Kulturdezernentin Grosse (SPD): „Die Struktur der Pavillons wird neu interpretiert und in die heutige Zeit überführt. Insbesondere der Übergang zu den Gebäuden der Altstadt ist durch die Wahl eines Satteldaches sehr geglückt“. Mit einem Sonderpreis wurde das Büro Promontorio aus Lissabon bedacht. Leider hat es hier für den ersten Platz nicht gereicht – ist es doch das einzige Konzept, welches eine offene, nicht überdachte Freitreppe ins Zentrum stellt – eine Art spanische Treppe. Die ist zwar auch in den anderen Konzepten enthalten, jedoch bei weitem nicht so offen und opulent. Zudem findet sich in keinem der Konzepte ein Durchgang von der Weißliliengasse durch das Parkhaus und hinter Karstadt rein in die Johannistraße der Altstadt – das wäre ein Clou gewesen.

Und so soll es von oben aussehen: begrünte Dächer

Kritik
Parteien-Kritik kommt von der ÖDP: „Da das Konzept des Investors kaum Spielraum für städtebauliche Ideen und stadträumliche Verbesserungen vorsah, haben uns die Ergebnisse nicht überrascht“, sagt Ingrid Pannhorst, baupolitische Sprecherin der Partei. „Präsentiert wurde eine banale Eventarchitektur im Stil marktschreierischer Mall-Fassaden ohne jeden lokalen Bezug.“ Zudem sei das Konzept wegen Klimanotstand und der Aufheizung der Innenstadt nicht zeitgemäß. Auch der Ortsbeirat Altstadt lehnt die Pläne ab sowie die Bürgerinitiative Ludwigsstraße: „Der prämierte Wettbewerbsbeitrag passt in diese Zeit und wird vielleicht später als typisches Zeitzeugnis zum Baudenkmal erklärt werden, wenn er dann nicht als Investitionsruine abgerissen wurde; wirtschaftlich gescheitert, weil für andere Nutzungen ungeeignet. Die Bürgerbeteiligung wurde ausgehebelt. Die lokale Demokratie erodiert weiter. Der Saldo ist Leerstand.“ Investor Gemünden steht der Kritik gelassen gegenüber, denn er weiß die Mehrheiten im Stadtrat hinter sich. Erst recht, nachdem Karstadt nun seinen Standort in Mainz schließen wird, sieht die Stadtspitze das Konzept als Rettung und Chance für die Lu. Gemünden ist mit potenziellen Mietern im Gespräch und weiß: „Die Karstadt-Immobilie kann in der Zwischenzeit zum Beispiel auch mit Kultur bespielt werden. Wer schlau ist, meldet sich jetzt dafür bei uns.“ Über die gesamte Investitionssumme wurde Stillschweigen vereinbart.

David Gutsche

lu.mainz.de