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Roller Derby bei den Maniac Monsters: „Im Pack jammt es sich leichter!“

Blocken, schieben, bremsen: Zu verschenken gibt’s nix.

In der kleinen Halle in Gonsenheim klackert und klappert es: die Maniac Monsters Mainz haben wie jeden Sonntagnachmittag und Montagabend ihre Rollschuhe geschnürt und fahren sich langsam warm. Samt Gelenkschoner und Mundschutz wird hier die Vollkontaktsportart Roller Derby trainiert: blocken, schieben, bremsen, springen – all das auf Rollschuhen.
USA Import
Roller Derby wird seit 2006 in Deutschland gespielt. Ihren Ursprung hat die junge Sportart Ende der 90er in den USA. Zum einen importiert von amerikanischen Soldatinnen, zum anderen inspiriert vom Film „Whip it“, gründeten sich seither deutschlandweit Teams. Die Mainzer Maniacs gibt es seit 2013. Sie sind neben den traditionellen Sportarten wie Wandern, Volleyball oder Kinderturnen eine Sparte der TGM Gonsenheim. Jana, eine der drei Vorsitzenden, ist von Anfang an dabei: „Es gibt mittlerweile auch eine Roller Derby-Bundesliga“, erzählt sie. „Wir waren auch mal eine Saison dabei, haben uns jedoch zurückgezogen wegen Personalproblemen.“ Und Miriam ergänzt: „Wir bauen aber derzeit ein starkes Team auf, um bald wieder mitspielen zu können.“

Miriam (mitte, in lila-grün) trainiert die
Maniacs und macht im Spiel die Punkte.

Jammer und das Pack
Miriam bildet zusammen mit Tash und Juliette das Trainerteam und ist als „Jammerin“ auf dem Platz unterwegs, also dafür zuständig, Punkte zu sammeln. Im Wettkampf sind auf einer ovalen Bahn (33 Meter lang) zwei Mannschaften zu je fünf Personen unterwegs. Die Jammerin macht die Punkte, ihre Mitspielerinnen – das Pack – versuchen die gegnerische Jammerin zu blockieren und somit der eigenen zum Rundenund Punkteerfolg zu verhelfen. Auf Roller Derby- Deutsch klingt das so: „Die Jammerin muss sich während eines Jams durch das Pack arbeiten, um Punkte zu machen. Sie kann aber auch dem Pivot die Rolle des Punktemachers überlassen“, erklärt Jana die Grundzüge der Sportart. „Klingt erstmal kompliziert – ist es auch“, gibt sie lachend zu. „Man weiß am Anfang nicht, wo einem der Kopf steht, lernt aber ziemlich schnell Taktik und Strategie zu durchschauen. Und dann macht es einen Riesenspaß.“

Das ganze “Pack”: Die Maniacs (lila) und die Unbreakabellas
Cologne (schwarz) nach ihrem Aufeinander-treffen.

Neulinge willkommen
Neue Spielerinnen und Spieler sind immer gern gesehen: „Neulinge willkommen. Vorerfahrung auf Rollschuhen oder sportliche Erfahrung braucht es nicht.“ Jeden Sonntag ab 15 Uhr gibt es ein „Fresh Meat“-Training. So werden diejenigen Spielerinnen genannt, die noch nicht den Minimum Skill Test absolviert haben – eine Art Platzreife. „Die Sportart ist nicht ungefährlich. Ein paar grundlegende Skills müssen die Spielerinnen einfach haben, damit es für sie selbst und für die anderen auf dem Feld nicht gefährlich wird“, sagt Miriam. Getestet werden motorische Fähigkeiten wie Bremsen, Rückwärts-Fahren und Fallen genauso wie der Theorieteil bzw. die Regeln des Spiels. Am Ende steht die offizielle Zulassung als Roller Derby-Spielerin und ganz wichtig: die Taufe mit dem neuen Spielerinnen-Alter- Ego: Janas Name hier ist Dinomite, Miriam nennt sich Snakebite. Denn auch das ist Roller Derby: eine Sportart, die anders sein will. Ist sie doch auch entstanden im Kontext der Punk- Szene und des Feminismus. Inklusiv und bunt mit einem Augenzwinkern für die Individualität einer jeden Spielerin. Weitere Spielerinnen heißen Angryka und Unfairy tail. Wilde Verkleidungen und auffällige Schminke gehörten früher auch dazu, werden aber immer weniger. „Wir wollen als Sportart und Sportlerinnen ernst genommen werden. Und da können solche Aufmachungen vom Geschehen ablenken“, sagt Jana und Miriam fügt lachend hinzu: „Außerdem tut es ziemlich weh, wenn man sich mit einer Netzstrumpfhose auf dem Hallenboden ablegt.“ Auch ein paar Männerteams gibt es in Deutschland, aber die Anzahl ist gering. Jana und Miriam sind sich einig, dass sie sich über männlichen Zuwachs im Team freuen würden. „Unsere Hallentüren stehen wirklich jedem und jeder offen, der Lust hat mitzufahren“, betont Miriam die Roller Derby-Philosophie.

Text: Nina Stemmler
Fotos: Andreas Koenig

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