von Helena Eichmann, Illustration: Hendrik Schneider
Rinderschmorbraten im eigenen Saft, zum Nachtisch Caramelcreme oder Eierpfannkuchen mit Beerenfüllung – klingt nach delikaten Gerichten. Ist aber das ganz normale Mittagessen in Mainzer Kindertagesstätten (Kitas). Die Zubereitung erfolgt unterschiedlich, meist ausgerichtet an der Größe und Kapazität. Alle städtischen Kitas erhalten ihr Essen von einem externen Caterer. Es besteht aus Mischkost, also Frisch- und Tiefkühl-Kost. Wirtschaftskräfte, die der jeweiligen Kita zugeordnet sind, kochen Beilagen wie Nudeln, Reis und Kartoffeln bei Kosten von etwa 40 Euro pro Monat. Das Frühstück geben die Eltern morgens mit, ein Nachmittagssnack ist bei allen Kitas im Preis mit inbegriffen.
Kinder reden mit beim Essen
In der evangelischen Kita Arche Noah in Weisenau bereiten drei Hauswirtschaftskräfte täglich selbst das Frühstück und Mittagessen für 86 Kinder im Alter zwischen elf Monaten und sechs Jahren zu (Kosten 57 Euro im Monat). Ein Privileg, das nicht alle Kitas haben. „Die Kinder bekommen hier mit, wie Essen entsteht“, weiß Sabrina Jupe-Naab, die mit Ulrike Otto das Leitungsteam bildet. Durch den Kontakt erhalten die Wirtschaftskräfte eine direkte Rückmeldung, ob das Essen geschmeckt hat oder nicht. Tischkultur und das gemeinsame Essen ist aber allen Kitas ein großes Anliegen. In der Arche Noah setzt man dabei auf frische Produkte und Biolebensmittel. „Uns ist es wichtig, regionale Firmen zu unterstützen“, so Jupe-Naab. 80 Prozent der Produkte werden vom Bioladen „natürlich“ in der Neustadt und „CAP-Lebensmittelmarkt“ in Weisenau geliefert, beides Betriebe der Gesellschaft für psychosoziale Einrichtung (GPE). Leider haben nicht alle Kitas in Mainz die Möglichkeit, selbst für die Kinder zu kochen und müssen (aufgrund zu geringem Platz u. a. Gründen) auf Caterer zurückgreifen. So lässt sich die katholische Kindertagesstätte St. Elisabeth direkt von der GPE bekochen und mit deren Mahlzeiten beliefern (Kosten: 70 Euro pro Monat).
Kleinere Mängel an Schulen
Von diesem „All-Inclusive“-Angebot machen auch die Astrid-Lind gren Schule und die IGS Anna- Seghers Gebrauch. Die anderen 25 Ganztagsschulen in Mainz wählen zwischen zwei Caterern und zwei Verpflegungssystemen – Tiefkühl- Kost oder Cook & Chill, ein Verfahren, bei dem die Mahlzeiten fast fertig zubereitet, aber nicht tiefgefroren werden. Richtwerte sind die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Wir gehen sogar noch über diese Standards hinaus“, bemerkt Joachim Becker, Abteilung Verwaltung und Schulorganisation, Schulbau und -betrieb der Stadt Mainz: Alle Speisen enthalten nicht nur Rohkost oder Salat, sondern beide Produkte zusammen. Trotzdem wird das Essen nicht von allen Schülern gut angenommen. Einige bemängeln, dass das Essen nicht ausreichend gewürzt sei. Jedoch müssen die DGE-Standards eingehalten werden, Essen für Kinder nicht zu stark zu würzen. „Es wird insgesamt viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder Gemüse essen“, berichtet Bärbel Leske, Abteilungsleiterin Kindertagesstätten und Kindertagespflege der Stadt Mainz. Einen schönen Ansatz hierzu hat die Kita Arche Noah gebracht. Sie haben mit den Kindern ein kleines Gartenstück angelegt und bauen eigenes Gemüse an. „Wir wollen versuchen, den Kindern das Essen nah zu bringen, damit sie sehen, dass man etwas tun muss, damit was wächst“, so Jupe-Naab. Besonders beliebt bei den Kindern: Wenn mittags alle zusammen draußen grillen und ein Picknick auf der Wiese machen. Da möchte man fast wieder Kind sein. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die kirchlichen Kitas ein vielfältigeres und frischeres Angebot anbieten als die städtischen. Dies schlägt sich zwar im Verpflegungspreis nieder, dafür ist bei manchen noch ein Frühstück mit dabei. Bei der Schulverpflegung sollte darüber nachgedacht werden, ob es nicht sinnvoll ist, das Essen komplett in den Schulen zuzubereiten, um frischere Produkte anbieten zu können.