Die dunkle Jahreszeit ist da: Eisdielen verwandeln sich in Lebkuchengeschäfte und Outdoor-Aktivitäten weichen Indoor-Aktivitäten. Gab es da nicht vor ein paar Jahren so einen Trend: Indoor- Minigolfen mit fancy 3DBildern? Vor fünf Jahren, im Januar 2017, eröffnete in Mainz die erste Schwarzlicht-Minigolf-Anlage der Region, die „Schwarzlichthelden“ in der Altstadt; ein Jahr später folgte eine weitere Anlage, ebenfalls in Mainz: GlowZone Mombach. Mittlerweile gibt es auch in Frankfurt und Friedberg Locations, aber Mainz bleibt mit seiner Doppelversorgung etwas Besonderes.
GlowZone Mombach
Unser Ausflug in die Welt des Schwarzlicht-Minigolfs beginnt in der GlowZone in Mombach, nahe der Alten Lokhalle. Alle Spieler erhalten einen passenden Schläger und eine 3D-Brille: „Nehmt die ab, falls es euch zu anstrengend wird. Aber mit Brille wird es wegen der Effekte anspruchsvoller, den Ball einzulochen!“, so der Mitarbeiter. Außerdem gibt’s noch einen Bleistift und ein massives Klemmbrett, auf dem ein weißer Zettel befestigt ist. „Die Linien werdet ihr drinnen besser erkennen können, und hinten stehen noch einmal die Regeln drauf. Ist aber alles wie beim normalen Minigolf“ – alles klar. Unser Test-Kind Ronja ist Feuer und Flamme und stapft los, mit orangem Schläger und gelbem Ball – die hinter dem Vorhang knallig zu leuchten beginnen: Helle Linien auf dem Wertungsbogen leuchten im typischen Schwarzlicht-Lila, und wir stehen inmitten einer Unterwasserwelt. Man hört dezente Musik und riecht so etwas wie einen „Meeresbrise“-Badezusatz. An der Wand sind schicke Bilder von Meerestieren und sogar eine bewegte Projektion. Der 3D-Effekt funktioniert auch richtig gut. Praktisch: Sitzbänke und Stehtische (für Klemmbrett und Getränke) haben Schwarzlicht-leuchtende Kanten. Die eigentlichen Bahnen sind relativ „normal“, aber durch die 3D-leuchtenden Kanten und den „unsichtbaren“ schwarzen Boden ist es eine Herausforderung, den Ball zu treffen. Ich bolze ihn jedenfalls in die Nachbar-Themenwelt – zum Glück war im Dschungel gerade niemand. Ein großer Vorteil von leuchtenden Bällen: Sie gehen nicht so einfach im Gestrüpp verloren wie im Park! Ronja nimmt die Sache ernst – die Brille bleibt auf und (fast) jeder Schlag wird ordnungsgemäß notiert. Fotograf Jonas ist der souveräne Minigolfer unter uns und braucht meist nur zwei oder drei Schläge. In jedem Themenbereich befinden sich drei bis vier Bahnen, die man als Gruppe entspannt durchspielt, bis man gemeinsam durch den nächsten Vorhang tritt. Unser Zeitpunkt am Nachmittag hat den zusätzlichen Vorteil, dass es relativ leer ist. Es gibt noch einen Kindergeburtstag, aber der düst schon durch den Weltraum.
Fazit
Die 5 Themenwelten und 18 Bahnen gefallen uns unterschiedlich gut: Die 3D-Wandgestaltungen sind bei der ersten und der letzten Welt am beeindruckendsten. Die Tiefeneffekte der Meerestiere und Himmelskörper sind am stärksten. Ronja und Jonas finden die Detailliertheit der Dschungelwelt beeindruckend, ich finde die sexualisierten Darstellungen der Frauen unnötig. Einstimmig zu anstrengend finden wir die Fantasy-Mittelalterwelt: Die Duftnote ist zu aufdringlich, schlimmer ist aber das Kampfgeschrei und Schwerter- Geklirr. Ronja findet die Dino- Plastik, das begehbare Dino-Ei und die Lava toll. Insgesamt am coolsten finden wir den Space-Bereich: Der ist am größten, und die Schwarzlicht-Farbigkeit passt hier besonders gut. Technisch sind die Bahnen charmant gestaltet, aber nicht außergewöhnlich: Bei vielen Bahnen „genügt“ ein gut gezielter Schuss, um das einzige Hindernis zu überwinden, oder man muss über Eck spielen. Die grundlegende Spiel- Mechanik wiederholt sich. Insgesamt macht es aber Erwachsenen und Kindern Spaß. So lacht nicht nur der Kindergeburtstag, sondern auch eine Erwachsenengruppe mit Feierabend-Bier. www.glowzone.de/glowzonemainz/
Schwarzlichthelden der Altstadt
„Das ist ja hier ein Extremsport, aber der Fun-Faktor spielt auch eine Rolle“, meint Daniel Kayser, der Ober-Schwarzlichtheld, augenzwinkernd, als er uns in seiner Location nahe dem Holzturm in der Altstadt begrüßt. Das Test- Kind wurde von der fröhlichen Mitarbeiterin voll ausgestattet: Neben 3D-Brille, leuchtendem Schläger und Ball gibt’s jetzt auch noch ein schwarzlicht-leuchtendes Armband, eine blinkende Krone und ein Superheldinnen-Cape. Daniel Kayser führt neben dem Indoor- Minigolf seit 13 Jahren das nahegelegene Restaurant Kamin. Vor 5 Jahren kam er auf die Idee, in Mainz das erste Schwarzlicht- Minigolf im Rhein-Main-Gebiet zu eröffnen: „Ich hab’ das Rad nicht neu erfunden“, berichtet er. So sei er auf einer Geschäftsreise nach Bremen das erste Mal auf eine Schwarzlicht-Minigolf-Anlage gestoßen und habe sofort gedacht: „Coole Idee, ist aber noch sehr einfach gestaltet.“ Noch auf der Rückfahrt recherchierte er, ob es etwas ähnliches in Rhein-Main gab: Nein. Er suchte sich daraufhin mit Tim Schieferstein und Matthias Goetz zwei Mitstreiter, mit denen er das Projekt und die Finanzierung stemmte. „Wichtig war uns die zentrale Lage und dass die Bahnen und Graffitis kreativ sind.“
Lecker im Schlecker
Die Crew verwandelte den ehemaligen „Schlecker“ innerhalb einiger Monate in eine abgefahrene Schwarzlicht-Location. An den Haupt-Graffitis hat ein einzelner Sprayer Monate lang gearbeitet. Die Bahnen hat Kayser mit seinen Mitstreitern selbst entwickelt. Dabei war aufgrund der relativ geringen Fläche und dem Höhenunterschied zum hinteren Bereich (dem ehemaligen Lager) eine Portion Kreativität und Tüftelei gefragt. Highlight sind sicherlich Bahn 12 und 13. An dieser Stelle ist wenig Platz: Bahn 12 quetscht sich in eine Ecke, in die eigentlich keine Bahn passen würde. Also ist sie zweigeteilt, und als Überbrückung kurbelt man den Ball einen Fahrstuhl hinauf, sodass er über unseren Köpfen auf einer Murmelbahn herab Richtung Loch transportiert wird. Diese Bahn ist Favorit von Daniel und auch der meisten Besucher. Nachteil: Es gibt öfter mal Stau. Bahn 13 hat es genauso in sich: Hier muss der Höhenunterschied zum Lager überwunden werden; die Bahn ist auf dem noch funktionierenden Lastenaufzug gebaut. Rollifahrer können mit dem direkt hochfahren, während der Ball mittels Flaschenzug nach oben gelangt. „Damals“ kamen sogar viele Gäste extra aus Frankfurt angereist, sodass die drei Unternehmer beschlossen, dort einen zweiten Standort aufzubauen, der mittlerweile noch etwas besser läuft als der erste. Seit September 2018 gibt’s also auch „Schwarzlichthelden“ auf der Berger Straße. Bald könnte ein dritter Standort folgen, an dem es dann andere Kreativbahnen als in Mainz oder Frankfurt geben soll.
Fazit
Die Bahnen sind herausfordernd und abwechslungsreich, insbesondere mit der 3D-Brille. An jeder Bahn gibt es irgendeinen optischen oder mechanischen Kniff, der uns zum Staunen bringt: Mal hält man einen geschickt gemalten Block fälschlicherweise für ein reales Hindernis, mal wird man von einer unsichtbaren – weil schwarz gemalten – Bande überrascht. Immer wieder scheint irgendetwas zu schweben oder sich gegeneinander zu verschieben, und es gibt die eine oder andere Zufallsmechanik, die die einen jubeln oder, die anderen fluchen lässt. Die Graffitis sind mit Liebe zum Detail gestaltet: Skurrile Action- Szenen spielen sich auf den Wänden ab, und in angemessener Lautstärke schallt uns chillige Musik um die Ohren. Sitzgelegenheiten und Getränkeständer gibt es auch. Groß und Klein haben ihren Spaß und auch einer Mädels- und der Business-Gruppe hat es gefallen. Blinkend ziehen wir von dannen – die Krone durfte Ronja behalten. www.schwarzlichthelden.de
Text Ulrike Melsbach
Fotos Jonas Otte