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Von Hunden und Katzen: Ein Gassi-Service und die Katzenhilfe Mainz haben gut zu tun

Renée Leising läuft mit den Hunden in der freien
Natur. Dort fühlen sie sich am wohlsten (Foto: In Gedenken an: Udo Fischer)

Wenn Renée Leising arbeitet, ist sie von weitem zu erkennen. Eine Gruppe von fünf Hunden folgt ihr durch die Felder an der alten Ziegelei. „Mit Hunden ist das ähnlich, wie mit Menschen. Die Regeln zur Höflichkeit gelten genauso“, sagt sie, während ihre Begleiter ihr brav folgen. Heute ist es sehr ruhig. Leisings Arbeitstag beginnt um halb neun, wenn sie mit ihrem ausgebauten Bus die Abholrunde startet. Dann steht ein anderthalbstündiger Spaziergang durch die Natur an, ehe sie alle Tiere wieder nach Hause bringt. Zwischendurch hält sie Momente auf Fotos und Videos fest, um ihre Kunden auf dem Laufenden zu halten. Verwaltung und Kommunikation erledigt die Dogwalkerin hauptsächlich über das Handy, weshalb sie die meiste Zeit im Freien verbringt.
Das Tier erst kennenlernen
Die Liebe zu Hunden entwickelte sich durch einen Ausführjob im Tierheim. Hier begegnete Leising ihrer ersten Hündin, die sie nach vier Monaten zu sich nach Hause holte. Das Tier vorher kennenzulernen, empfiehlt sie auch angehenden Besitzern. „Wenn der Hund erst einmal da ist, muss man mit allen Konsequenzen leben.“ Nach dem zweiten Hund kam der Entschluss, ihren eigenen Dogwalking- Service zu gründen. Interessierte Kunden begleiten sie auf einen Spaziergang und schauen ihr bei der Arbeit zu. Inzwischen hat die Dogwalkerin ihre festen Hunde, mit denen sie regelmäßig arbeitet. Leonidas ist einer von ihnen. An diesem Tag scheint er besonders verspielt zu sein, doch es dauert etwas, bis sich eine andere Fellnase zu ihm gesellt. Bei der Auswahl ihrer Wege spielt für Renée Leising vor allem der Parkplatz eine wichtige Rolle. Mit vielen Tieren müsse genug Platz zum Aus- und wieder Einladen vorhanden sein. Pauschal ließen sich die besten Routen in Mainz jedoch nicht festlegen. „Jeder Spot hat seine Vor- und Nachteile“, erklärt sie. Das Mombacher Rheinufer sei beispielsweise ein guter Ort zum Spazierengehen, obwohl es dort häufig laut werden könne. Auch der Lennebergwald ist beliebt, aber stark frequentiert.

(Foto: In Gedenken an: Udo Fischer)

Kein einheitliches Erfolgsrezept
Viele Menschen holen sich Haustiere, Hunde, Katzen … haben dann aber nicht die entsprechende Zeit oder Kenntnis. Dann kommt der Gassi-Service ins Spiel. Grundsätzlich sieht die Dogwalkerin kein Problem darin, einen Hund in der Stadt zu halten, solange er genügend Auslauf bekommt. Ohne Auto oder Zugang zur Natur wird es jedoch schwierig. Denn der Stadtpark reiche auf Dauer nicht für ein glückliches Hundeleben. „Hunde müssen sehr häufig in die Natur. Im Idealfall sieben Tage die Woche.“ Vor der Haltung sei es empfehlenswert, sich mindestens ein halbes Jahr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Eine unterhaltsame Beschäftigung und der Austausch mit Experten helfen, eigene Methoden im Umgang zu finden. Da jedes Tier anders ist, gebe es kein einheitliches Erfolgsrezept. Die Entscheidung, einen Hund zu halten, sollte auch kostentechnisch nicht unterschätzt werden. Je nach Größe und Rasse müssten Besitzer mit 300 Euro im Monat rechnen. „Da spielt auch eine angemessene Ernährung mit rein. Größere Hunde brauchen meist auch mehr Futter“, erklärt Leising.

Dogwalker-Ausbildung
Zusätzlich zu ihrem Gassi-Service gibt es einen 12-wöchigen Online- Lehrgang für herangehende Dogwalker. In intensivem Kontakt vermittelt Leising den Weg ins Gewerbe und Regeln im Umgang mit Hunden. Auch privat teilt sie ihr Zuhause mit drei Katzen und zwei Hunden. Ein Zusammenleben sei jedoch abhängig von den Bedürfnissen der Tiere. Sobald die Dogwalkerin zu ihrem Parkplatz zurückkehrt, führt sie ihre Begleiter nacheinander in den ausgebauten Bus. Gemütlich mit abgetrennten Liegeflächen, ist dieser für alle Konstellationen angepasst. Zum Schluss fährt sie ihre morgendliche Runde noch einmal ab und macht sich dann auf den Heimweg.

Die Katzenhilfe Mainz e.V. führt Fangaktionen durch, um die Streuner zu kastrieren und in liebevolle Hände zu übergeben. (Foto: Archiv Katzenhilfe)

Hilfe für Katzen
Fernab des öffentlichen Blicks engagiert sich daneben der Verein „Katzenhilfe Mainz e.V.“ dafür, das Leid von Streunern und ausgesetzten Katzen zu lindern. Als 1. Vorsitzende berichtet Tina Schmittel von der Arbeit der Ehrenamtlichen, und von ihrer Verbindung zu Tieren, die in ihrer Kindheit auf dem Land wurzelt. „Wenn einem dort eine Katze zuläuft, weiß man einfach, was zu tun ist“, erklärt sie. Auch heute lebt sie noch stadtauswärts und wird bei Katzenproblemen von ihren Bekannten oft um Rat gebeten. Dies führte sie dazu, dem Verein beizutreten und in ihrem Einfamilienhaus einen Raum als Pflegestelle einzurichten. Damit ist Schmittel nicht allein. Auch andere Mitarbeiter übernehmen Tiere, um sie vor ihrer Vermittlung aufzupäppeln und zu versorgen.

Ungesehene Schattentiere
„Katzen sind Schattentiere. Deshalb wird das Problem oft nicht wahrgenommen, aber es ist da“, betont Schmittel und weist auf die Überpopulation der Streuner hin. Die Katzenhilfe Mainz e.V. kümmert sich um Futterstellen und führt Fangaktionen durch, um die Tiere von ihrem Straßenleid zu befreien. Dies geschieht nicht nur in Mainz, sondern auch in umliegenden Gebieten. Die Herausforderungen sind dabei vielfältig. Von stundenlangem Warten in Verstecken bis hin zur Kälte, gegen die sich die Ehrenamtlichen mit warmer Kleidung und Wärmepads wappnen. Aufträge kommen meistens durch Anrufe von Privatpersonen und werden häufig vorher mit den betroffenen Kommunen abgesprochen. Auch das ortsansässige Tierheim wird informiert, um die Katzen im besten Fall direkt übernehmen zu können.

Kastration vermindert Straßenleid
Viele der aufgegriffenen Streuner leiden an Infektionskrankheiten oder Würmern. Beim Tierarzt werden sie dann zunächst versorgt und kastriert. Der Verein betont die Notwendigkeit einer Kastrationspflicht, um unkontrolliertes Vermehren zu stoppen und somit das Katzenleiden auf den Straßen einzugrenzen. „Menschen, die sich eine Katze holen möchten, sollten sich Gedanken über die Umsetzbarkeit machen“, rät die Vorsitzende. Eine Tierschutzversicherung könne vor hohen Kosten bei plötzlichen Erkrankungen schützen. Generell sollten die regelmäßigen Ausgaben für Futter, Streu und Impfungen sorgfältig durchdacht werden. Auch die Betreuung während Urlaubsreisen oder die Familienplanung seien entscheidend, da Katzen als Rudeltiere langfristig beschäftigt werden müssten. Im Normalfall übergebe der Verein Katzenbabys zu zweit oder an Haushalte mit anderen Katzen.

Digitale Veränderung
Vor der endgültigen Vermittlung würden gewisse Voraussetzungen geprüft. Einige Streuner finden auch Zuflucht im Mainzer Tierheim, mit dem die Katzenhilfe Mainz e.V. zusammenarbeitet. Kürzlich sprach Schmittel mit der 1. Vorsitzenden Christine Plank über einen besseren Austausch. Zusätzlich zur vermehrten Kommunikation über das Handy versuchen die Mitglieder sich digitaler aufzustellen. Im letzten Jahr führte der Verein PayPal und Online-Banking ein, um den Anforderungen gerecht zu werden. Eine stärkere Social-Media-Präsenz soll ebenfalls mehr Aufmerksamkeit generieren. Denn die Katzenhilfe Mainz e.V. finanziert sich fast ausschließlich durch Spenden. Einige Kommunen helfen zwar bei der Kostendeckung, wenn sie auf Probleme in ihrem Verwaltungsbereich hingewiesen werden. Ein Beispiel hierfür ist Wendelsheim, wo die Ehrenamtlichen 35 Katzen kastrierten und das Bewusstsein für das Thema erhöhen konnten. Ihre Hingabe für Tiere verbindet Tina Schmittel und Renée Leising. Ihre Erfahrung im Umgang mit Hunden oder Katzen tragen sie gerne weiter und beraten Besitzer bei Problemen. Mit der Haltung eines Tieres gehen zudem Verpflichtungen einher. Und auch hier sind sie sich einig: Die Entscheidung für ein Tier sollte vorher gut durchdacht werden.

Text Kim Behler

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