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Von Hiwwel zu Hiwwel: Rundwanderungen um Mainz – unsere Empfehlungen

Blick vom Westerberg ins Selztal und über die Hügel

„Hiwwel“ ist die rheinhessische Bezeichnung für Hügel. Und weil die Region im Dreieck zwischen Mainz, Worms und Bingen so viele davon hat, wird sie auch „Land der tausend Hügel“ genannt. Auf und ab führen die Hiwweltouren durch Weinberge, Täler und Wälder, entlang von Bächen, Sehenswürdigkeiten, grandiosen Aussichten und urigen Ortschaften. Jede der neun Routen hat ihren eigenen Charme und zu fast jeder Jahreszeit einen besonderen Reiz. Man kann sie gemütlich oder auch sportlich wandern. Sie variieren in der Länge zwischen 8 bis 14 Kilometern und einem Schwierigkeitsgrad von leicht bis anspruchsvoll.

Weißes H auf blau-grünem Grund
Alle Touren sind gut ausgeschildert. Ihre Markierung ist ein weißes H auf blau-grünem Grund. Eine Wegbeschreibung/-karte zusätzlich zur Hand zu haben, ist hilfreich, vor allem wenn man die Rundwege variieren, abkürzen oder über Zuwege erreichen möchte. Erst kürzlich aktualisiert wurde der Hiwweltouren-Wanderführer von Ulrike Poller und Wolfang Todt (ideemedia) mit Extra-Tipps und Infos sowie regionalen Rezepten. Seit dem Sommer ist (zumindest an Wochenenden) die Einkehr in Gaststätten oder bei Weingütern entlang der Touren wieder möglich. Alternativ laden schön gestaltete Rastplätze zum Verzehr eines mitgebrachten Picknicks ein. Einzigartig und im Großformat sind das zum Beispiel die „Tische des Weins“, an denen bis zu 20 Personen Platz finden. Einige Touren sind auch mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Ansonsten gibt es fast überall ausgewiesene „Wanderparkplätze“ an verschiedenen Startpunkten der Rundwanderungen.

Hiwweltour Bismarckturm
Eine beliebte Runde startet auf dem Westerberg über Ingelheim am Bismarckturm. Den 30 Meter hohen Aussichtsturm aus dem 19. Jahrhundert kann man zurzeit nicht erklimmen. Eine fantastische Aussicht auf das Rheintal hat man aber auch vom Fuß des Turms und der Terrasse des Bergrestaurants „Waldeck“ nebenan. Die Gaststätte/ Pension zieht außer Wanderern viele Familien an, die den dort in einem Gehege lebenden fünf echten Tigern einen Besuch abstatten. Deshalb ist der Parkplatz am Wochenende oft überfüllt. Alternativ bieten sich die Zuwege von Appenheim, Gau-Algesheim oder Ingelheim als Einstieg an. Vom Bismarckturm führt die Tour durch die Weinhänge nach Gau-Algesheim und Appenheim hinab, vorbei an Trockenmauern, ehemaligen Mühlen am Wetzbach und wieder hinauf auf das bewaldete Plateau. Von dort geht es durch ein Naturschutzgebiet zurück zum Turm. Da die Wanderung hauptsächlich über unbefestigte Feld- oder Waldwege führt, ist festes Schuhwerk angebracht. Bis auf kurze steilere Anstiege ist die Tour moderat und in etwa drei Stunden zu bewältigen. Besonders schön ist der Ausblick im Spätherbst, wenn sich die Blätter der Weinreben in ein prächtiges Farbenmeer verwandeln. Und noch ein Tipp: wer die Tour in Appenheim beendet, kann in der „Hundertguldenmühle“ von Köchin Eva Eppard einkehren und die Wanderung mit gehobener Küche abschließen.

Hiwweltour Westerberg
Auf der Rückseite des Westerbergs verläuft eine weitere Hiwweltour. Auch sie ist über verschiedene Zuwege erreichbar. Wir starten vom Parkplatz am Sportplatz in Großwinternheim. Der Uferpfad entlang der Selz führt an Gärten, Weiden, Streuobstwiesen und Schwabenheim vorbei zum Anstieg auf den Westerberg. Der beginnt sanft, wird aber recht steil und geröllig. Oben angekommen, führt der Weg durch Weinberge wieder gemütlicher zum Winternheimer Wäldchen und entlang der Pferdekoppeln des Gestütes Westerberg zum Schloss Westerhaus. Das liebevoll renovierte Hofgut in adligem Privatbesitz ist ein Highlight der Tour. Gräfin Ivonne und Graf Johannes von Schönburg betreiben hier in 4. Generation das heutige Prädikatsweingut. Wenn das Tor zur Vinothek geöffnet ist, kann man ihren Wein verkosten oder ein Glas zur Stärkung trinken. Die Route führt dann durch die prämierten Lagen des Weinguts und steile typische Hohlwege zurück ins Selztal. Dort bietet sich die Schänke des Landgasthofs „Eulenmühle“ zur Einkehr an, bevor der Uferpfad am Bach zum Parkplatz zurückführt. Die Tour ist landschaftlich abwechslungsreich und bietet herrliche Ausblicke. Mit fast 12 Kilometern und steilem An- und Abstieg ist sie streckenweise anspruchsvoll und bei feuchtem Wetter nur mit trittfesten Schuhen zu empfehlen.

Hiwweltour Zornheimer Berg
Von Mainz aus fährt der Stadtbus nach Zornheim. Ein Zuweg führt vom zentralen Lindenplatz (wo es auch Parkmöglichkeiten gibt) zur Wanderung, die mit 6,8 km die kürzeste der Hiwweltouren ist. Bei klarer Sicht wird man unterwegs mit einem Weitblick auf Frankfurt, den Feldberg und Odenwald belohnt. Wiesen, Obstgärten und ein Hühnergehege (wo man Freilandeier erwerben kann) dominieren die erste Etappe, bevor es durch ein Feuchtbiotop mit Schilfbewuchs zwischen Feldern und Reben hügelauf und -ab weitergeht. Die Tour führt über lange Strecken durch Wiesen- und Feldpassagen und unbefestigte Wingertwege. Die werden bei Nässe schnell rutschig. Von daher bietet sich trockenes Wetter für die Wanderung an. Im Sommer kann es aus Mangel an schattigen Passagen recht heiß werden. Zurück am Startpunkt, dem Lindenplatz, lädt das Weingut Münzenberger noch bis 5. September mittwochs, samstags und sonntags zur Pop-up-Vinothek im Hof ein. Die Zornheimer Weinstube um die Ecke lockt mit rheinhessisch- mediterraner Küche und hat von Dienstag bis Sonntag geöffnet, Reservierung empfohlen.

Hiwweltour Stadecker Warte
Näher an Mainz liegt auch der Weinort Stadecken- Elsheim. Ein Zuweg vom Parkplatz bei den Tennisplätzen führt nicht weit vom sehenswerten historischen Ortskern zur hiesigen Hiwweltour. Die etwa 10 Kilometer lange Runde steht im Zeichen von Wein und Geologie. Infotafeln informieren unterwegs über das Terroir und dessen Bedeutung für den Wein. Weite Strecken führen durch die Reben, vorbei an der namensgebenden Stadecker Warte, dem Wingertshaus Schindegaul und anderen Rastplätzen, die neben Panoramaausblicken auf das Selztal zu den Highlights der Tour gehören. Die letzte Etappe durch die Auenlandschaft des renaturierten Saubachs bietet etwas Abwechslung.

Hiwweltour Neuborn
Landschaftlich vielfältiger ist diese 8,3 km lange Tour, die in der Nähe von Wörrstadt am Parkplatz der Grillhütte Neuborn beginnt. Sie führt zunächst ins Selztal und wieder hinauf in die Weinberge, wo der pink leuchtende Burgunderturm schon von weitem ins Auge fällt. Ein kurzer Abstecher lohnt sich, um von der Plattform des Turms die weite Sicht bis zum Rheinund Nahetal zu genießen. Durch die Reben des Greifenbergs, im Zickzack durchs Unterholz und entlang von Bach-Auen gelangt man nach Rommersheim, ein malerisches Dorf, das mit Fachwerkbauten und der barocken Kirche aus dem 18. Jahrhundert beeindruckt. Auch Skurriles ist unterwegs zu bestaunen: in einem Gartengehege tummeln sich auf der Route neugierige Nandus, Emu-artige Laufvögel aus Südamerika. Die letzte Etappe durch den Wald krönt die Neuborn- Quelle, in deren Nähe sich die Waldgaststätte „Neuborn“ befindet. Hier kann man von Freitag bis Sonntag einkehren, bevor es zum Ausgangspunkt zurück geht.

Rastplatz am Trullo von Flonheim

Hiwweltour Aulheimer Tal
Wahrzeichen der Tour in der rheinhessischen Schweiz ist einer der berühmten Trulli (weiß gekalkte Weinberghäuschen mit Spitzdach im Stil Apuliens) oberhalb von Flonheim. Man kann die Tour an der Flonheimer Adelberghalle beginnen, wenn ein Parkplatz frei ist! Wir fahren weiter zum Wanderparkplatz an der Geistermühle. Von dort wandern wir durchs Aulheimer Tal vorbei an Andesitbrüchen aus vulkanischer Vergangenheit bis zur Aulheimer Mühle. An der Hangkante oberhalb geht es steil bergan zum Rastplatz am Trullo mit herrlicher Aussicht. Wiesen, Wingertwege und Waldpassagen wechseln sich auf den nächsten Etappen ab, die mit weiteren Sehenswürdigkeiten wie dem Lonsheimer Turm mitten im Wald, alten Sandsteinbrüchen und dem jüdischen Friedhof von Flonheim aufwarten. Entlang des Wiesbachs führt die Route zurück zur „Geistermühle“. Mit über 13 Kilometern inklusive Zuwegen erfordert die mittelschwere Tour auf jeden Fall Kondition.

Hiwweltour Tiefenthaler Höhe
Diese nur etwas kürzere, mittelschwere Tour verläuft ebenfalls durch das Gebiet der rheinhessischen Schweiz. Über lange Strecken wandert man durch schattige Wälder, was an heißen Sommertagen von Vorteil ist. Sie bietet Ausblicke auf die Nordpfalz und den Donnersberg, führt durch das Feuchtbiotop Appelbach, vorbei am Dunzelloch, einem alten Steinbruch, und entlang historischer Grenzsteine, die die ehemalige Grenze zwischen Bayern und Rheinhessen markieren. Startpunkt ist der Dorfplatz in Tiefenthal in der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach. Da die Parkplätze dort am Wochenende sehr begehrt sind, empfiehlt es sich, die Tour früh zu starten. Gegenüber liegt der Gutsausschank „Zum Mühlenhof“ mit schönem Garten. Aktuelle Öffnungszeiten müssen telefonisch angefragt werden.

Hiwweltour Eichelberg
Wirklich hoch hinauf geht es bei dieser Tour nahe Bad Kreuznach auf den Gipfel des höchsten Berges in Rheinhessen, den Eichelberg. Wir starten am Wanderparkplatz beim alten Bahnhof in Frei-Laubersheim. Höhepunkte sind die Aussichtspunkte über die Seen in alten Steinbrüchen, der Aufstieg durch Laub- und Kiefernwälder zur Gipfelkuppe mit Nordpfalzblick, sowie die Ausblicke auf die Orte Fürfeld und Neu-Bamberg. Dort bietet sich ein Abstecher zur Burgruine und mittelalterlichen Sarlsheimer Kirche an. Die 11,2 km lange Tour erfordert auch ohne Abstecher gute Kondition und Wanderschuhe. Ein Picknick sollte man mitnehmen, da es direkt an der Route keine Einkehrmöglichkeit gibt.

Hiwweltour Heideblick
Die 4. Tour durch die rheinhessische Schweiz startet am Wanderparkplatz am Gänsborn in Siefersheim. Sehenswürdigkeiten auf der Tour sind der Ajaxturm, abermals die Burgruine Neu-Bamberg und das Adlerdenkmal auf dem Mühlberg. Vor allem eine der letzten Etappen, die durch eine weite Heidelandschaft verläuft, macht sie einzigartig. Von etwa Ende Juli bis Ende September ist sie ins leuchtende Rosé des Heidekrauts getaucht. Eine der schönsten Aussichten hat man von der „Winzeralm“ des Siefersheimer Weinguts Zimmermann. Wenn die Fahne gehisst ist, wird dort auch ausgeschenkt.

Text & Fotos Tina Jackmuth