von Felix Monsees und Jana Kay (Fotos):
Am Rand von Bretzenheim sind die Weyers auf eine Marktlücke gestoßen. Denn obwohl sich hier einige Bauernhöfe aneinander reihen, betreibt Familie Weyer seit zwölf Jahren die wohl einzige Straußwirtschaft in der Gegend. Von einem Geheimtipp kann man nicht mehr reden, dafür ist der Erntehof auch bei schlechtem Wetter zu gut besucht. Doch viele Mainzer dürften von diesem Ausgehtipp noch nichts gehört haben.
Dabei gibt es hier alles, was man von einer Straußwirtschaft erwartet: unkompliziertes Essen, guten Wein und günstige Preise. Man muss noch nicht einmal einen Tagesausflug in ein Weindorf ins Hinterland unternehmen, sondern kann mit der Bus- Linie 68 oder 75 bis zur Haltestelle „An der Frecht“ fahren. Viele Studenten kommen mit dem Fahrrad aus den nahegelegenen Wohnheimen. Bald hält in der Nähe auch die Mainzelbahn. Von der Koblenzer Straße aus ist der funktionale, gelb angestrichene Bau gut zu erkennen, eigentlich nicht schwer zu finden, außer man fährt mit dem Auto und verlässt sich auf ein etwas in die Jahre gekommenes Navi. Das lenkt einen auf den Bretzenheimer Friedhof.
Sommer stets geöffnet
Von April bis Mitte Oktober hat die Straußwirtschaft von Familie Weyer jeden Tag ab 17 Uhr geöffnet. Wobei das Wort Straußwirtschaft vielleicht falsche Vorstellungen bezüglich der Größe weckt. Denn bei Weyers stehen nicht nur ein paar Tische in der Hofeinfahrt. Rund 200 Gäste finden hier in zwei großen Gasträumen und auf der Terrasse Platz, ein geräumiger Wintergarten sorgt auch bei schlechtem Wetter für Besucherandrang. Wenn die Sonne scheint, bilden sich Menschentrauben rund um den Hof, von der Straße gut zu sehen. Manchmal ist es schwierig, noch einen Parkplatz zu finden.
Das Publikum ist durchmischt. Familien, Studenten und wenn um 19 Uhr die Senioren langsam gehen, kommen die Junggesellen-Abschiede. Ein Stück weit Bierzeltatmosphäre – nur ohne das Gegröhle. Aktuell bemüht sich Familie Weyer bei der Stadtverwaltung, ihre Straußwirtschaft zur Gutsschenke umzuwandeln – dann dürfen die Öffnungszeiten und das Speiseangebot ausgeweitet werden. Zu den Speisen: Für 5,80 Euro gibt es eine Portion buttrig aufgeschlagenen Spundekäs mit Bretzeln, der auch zwei hungrige Esser an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit führt. Die Bratwurst kostet 3,20 Euro und der selbst gemachte Flammkuchen 5,80 Euro.
Kommen wir zum wichtigsten: den Wein. Jungwinzer Daniel Weyer ist studierter Önologe und seit diesem Jahr auch bei der Vereinigung Mainzer Winzer dabei. Im nächsten Jahr wird er auch beim Marktfrühstück seine Weine ausschenken. 2,80 Euro kostet das teuerste Glas Weißer auf der Karte, ein Glas vom Roten macht 3,50 Euro. Da Familie Weyer auch Obst anbaut, gibt es eine Auswahl selbstgekelterter Fruchtsäfte.
Rezept
Winzersteak (für sechs Personen)
Zutaten: 6 Schwenksteaks vom Schweinekamm, 1 mittelgroße Zwiebel, 1 Thymianzweig, 50 g gewürfelte rote Paprika, 1 gewürfelte Knoblauchzehe, 1 Tasse Rapsöl, 1 cl Walnussöl, grober Pfeffer und Salz nach Geschmack, 0,2 l Riesling trocken von der Weinmanufaktur Weyer, Kräuterbutter: 250 g Butter, 1 TL grobes Salz, 1 TL gemahlener Pfeffer, 1 EL gehackter Thymian, 1 El gehackte Blattpetersilie, 1 EL geschnittener Schnittlauch
Alle Zutaten für die Marinade vermischen und die Steaks für einen Tag einlegen. Für die Kräuterbutter die Butter zimmerwarm werden lassen und mit allen Zutaten verrühren. Buttermasse auf eine großes Stück Klarsichtfolie rollen und zu einer Wurst rollen. Im Kühlschrank kalt stellen. Steaks grillen oder in einer Pfanne braten. Mit zwei Scheiben Kräuterbutter auf jedem Steak servieren. Dazu werden bei Familie Weyer Brot, Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat serviert.