Text Janina Zepter Foto Roman Knie
Unser schönes Paar im September, verbindet die Leidenschaft für schöne Bücher und Typografie.
Man sagt, jedes Buch berge eine eigene Welt – im Fall unseres schönen Paares muss diese eine zauberhafte Welt sein. Schließlich sind Karin und Bertram Schmidt-Friderichs mit ihrem Hermann Schmidt Verlag dafür bekannt, wunderschöne Bücher zu machen. Die beiden kennen sich über gemeinsame Freunde. Nach zwei Jahren Freundschaft trafen sie sich dann auf einmal alleine: „Da hat es dann gefunkt.“ Das passierte 1979. Bertram war 19 Jahre alt, Karin 18. „Das Ganze war als Sommerromanze gedacht“, erinnert sich Karin (heute 53 Jahre). Sie ging kurz darauf nach Hamburg für ein Fotografie- Praktikum und Bertram entschied sich zum Wirtschaftsingenieur- Studium in Stuttgart, denn er wollte danach die Druckerei seines Vaters übernehmen. Schon als kleiner Junge hatten den gebürtigen Mainzer dessen Druckerei und das Büchermachen fasziniert. Während seiner Lehre als Schriftsetzer fand er Freude am schönen Schreiben. Er arbeitete daraufhin eine Zeit lang als Landkartendrucker für die Bundeswehr. Um das väterliche Unternehmen ernsthaft weiterzuführen, lernte er das Büchermachen von der Pike auf.
Gewaltenteilung
Aus der Sommerromanze wurde Liebe – und eine wichtige Erkenntnis später, folgte Karin ihrem Partner nach Stuttgart. „Für Fotografie fehlte mir der Mut. Aber dann kam die Begeisterung für Architektur.“ So begann sie ebenfalls ihr Studium in Stuttgart. Die Geburten der beiden Töchter, die Verlagsübernahme und zwei Studienabschlüsse später fand sich das Paar zurück in Mainz. Hier nahm Karins Interesse fürs Büchermachen Fahrt auf. Also schlug sie ihrem Mann vor: „Was wäre, wenn ich dir helfen würde, mehr Bücher zu verkaufen? Dann könntest du doch mehr Bücher machen oder?“ Gemäß dieser anfänglich naiv formulierten Arbeitsteilung arbeitet das Verlegerpaar bis heute: „Bertram sorgt dafür, dass die Bücher ins Lager kommen. Und ich schaffe sie wieder raus“, fasst Karin die Gewaltenteilung zusammen. Bis es nach diesem Prinzip funktionierte, war ein weiter Weg zu gehen. „Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung vom Buchhandel“, gibt Karin zu. So nahm sie Nachhilfe bei einer Verlagsvertreterin und einem befreundeten Buchhändler. Heute ist vieles größer geworden: Das Paar und der Verlag sind renommiert, jede Menge Bücher werden verlegt, man gibt Seminare und hält Vorträge zum Thema Buchmachen und Typografie. Um aber nicht nur gut funktionierende Verlags- Doppelspitze, sondern auch ein glückliches Paar zu bleiben, mussten die Schmidt-Friderichs viel voneinander lernen. „Ich habe von Karin gelernt, dass Entscheidungen abgesprochen werden müssen. Und dass strategisches Denken und ein Marketingkonzept sehr hilfreich sind.“ Karin fällt spontan das Thema Optimismus ein. „Ich bewundere Bertram für seine Zuversicht.“ Bei solch unterschiedlichen Charakteren und Aufgabenbereichen wundert es nicht, dass die beiden auch schon einmal aneinandergeraten. „Wir streiten vor allem in stressigen Zeiten über Ordnung, Struktur und Terminpläne. Unsere Töchter haben früher dann zueinander gesagt: ‚Wundere dich nicht, es ist kurz vor der Buchmesse.“
Das Buch als Antriebskraft und Mittelpunkt
Bertrams Vater hatte hauptsächlich Bücher mit regionalem Bezug herausgegeben. Nach dem Generationenwechsel kamen Kunst-Kataloge und typografische Bücher hinzu, für die der Hermann Schmidt Verlag schnell international berühmt wurde. „Seit 1987 hat jährlich immer mindestens eins, manchmal sogar zwei oder drei unserer Bücher einen Preis gewonnen.“ Jährlich geben die Schmidt-Friderichs 20 bis 25 Bücher heraus. Mit der Schließung der Druckerei und dem Umzug des Verlages im August 2014 in die alte Konservenfabrik in Finthen beginnt wieder einmal ein neues Kapitel im Hermann Schmidt Verlag. Die Mission bleibt allerdings gleich: „Wir wollen so gesund und leistungsfähig bleiben, dass wir noch lange mit interessanten Menschen Bücher machen können. Wir möchten dem gedruckten Buch auch angesichts der derzeitigen Herausforderungen eine Zukunft geben.“ Warum aber funktionieren die Zusammenarbeit als Verlags-Doppelspitze und die Beziehung so gut? „Wir begeistern uns immer wieder aufs Neue für unsere Arbeit und wir haben nie Langeweile. Wir lieben beide schöne Bücher und es gibt immer ein Thema, über das wir ausgiebig reden können“, lautet hier die Erklärung. Und wenn sie Energie tanken wollen, dann fahren die beiden in die Natur. Eine weitere Leidenschaft. Für die Fälle, in denen ihnen die Arbeit doch einmal zu viel wird, gibt es zu Hause ein separates Zimmer, in dem nicht über den Verlag geredet werden darf: „das Relax-Zimmer. Eine großartige Idee!“ Im Sinne aller Buchliebhaber hoffen wir, dass die Schmidt-Friderichs sich nicht übermäßig oft darin aufhalten werden.