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2×5 mit Doris Ahnen

Doris Maria Ahnen, 46 Jahre, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur RLP (SPD)

Interview: David Gutsche
Foto: Ramon Haindl

Welche Eigenschaften benötigen Sie als Ministerin?

Man muss bereit sein, viel zu arbeiten. Bei 1.700 Schulen, mehr als einem Dutzend Hochschulen und den vielen Forschungseinrichtungen sowie Kulturinstitutionen sind die Aufgaben zahlreich. Außerdem braucht man Durchsetzungsvermögen, weil gerade in der Bildungspolitik sehr unterschiedliche Interessen aufeinanderstoßen. Man muss aber auch ausgleichen können, um Interessen zusammenzuführen, und braucht eine klare Zukunftsvision.

Was sind die positiven und negativen Aspekte in Ihrem Job?

Die positiven sind, dass der Job vielfältig ist. Das Spektrum in der Schule reicht von kleinen Kindern über Jugendliche bis hin zur beruflichen Ausbildung. Wissenschaftspolitik erschließt immer neue Dimensionen der Welt und Kultur vermittelt kulturelle Identität. So habe ich selbst die Möglichkeit, immer wieder Neues kennen zu lernen. Wenn es überhaupt etwas Negatives gibt, ist dies, dass man sehr ordentlich beschäftigt ist – um es vorsichtig auszudrücken.

Haben Sie bei den kürzlich abgeschlossenen Koalitionsverhandlungen um Ihr Ministeramt bangen müssen?

Wir haben die Koalitionsverhandlungen mit den Grünen vor allen Dingen erst mal in der Sache geführt. Das hat auf einer sehr guten Ebene stattgefunden. Auf dieser Grundlage haben wir dann auch über Personalien diskutiert. Da ich die Aufgabe bisher gerne gemacht habe, habe ich auch darum gerungen, sie auch in Zukunft übernehmen zu können. Das Ergebnis ist, dass ich diesen Bereich weiter vertreten kann. Und darüber freue ich mich sehr.

Überall wird gespart. In der Kultur läuft eine Spardebatte unter anderem über das Staatstheater. Wie stehen Sie dazu?

Der kulturelle Bereich wurde in der Koalitionsvereinbarung sehr gut abgesichert, aber eines ist auch klar: Kommunen, Land und der Bund müssen genau hinschauen, wo wie viel Geld investiert wird. Und da ist auch jede Einrichtung gefordert zu schauen, welche Einsparmöglichkeiten es gibt. Aber für mich steht fest: Am Ende muss ein leistungsfähiges und gutes Staatstheater erhalten bleiben.

Was sind aktuell und in Zukunft Ihre weiteren Herausforderungen?

Mit Sicherheit der Ausbau der Ganztagsschulen und die Umsetzung der Schulstrukturreform. Auch die Beteiligung der Hochschulen – gerade der Mainzer Uni – an der Exzellenzinitiative, die jetzt in eine entscheidende Phase geht. Und es sind so schöne Aufgaben wie gerade kürzlich die Eröffnung des Kultursommers mit einer Vielzahl von kulturellen Veranstaltungen.

Womit können Sie entspannen?

Ich fahre sehr gerne mit dem Rad und gehe ausgesprochen gerne wandern. Im Moment beschäftige ich mich auch mit meinem Garten. Ansonsten gehe ich gerne zu Konzerten, höre gerne Musik und besuche Theateraufführungen. Ich lese auch viel, meistens mehrere Sachen gleichzeitig und auch ein bisschen nach Stimmungslage. Im Moment lese ich einen Krimi, aber am meisten beeindruckt in letzter Zeit hat mich Bernhard Schlinks „Sommerlügen“ – Kurzgeschichten, die ich jedem nur empfehlen kann. Ich habe sozusagen so viele Interessen, dass es manchmal schwierig ist, sie alle unterzubringen.

Wie bringen Sie andere Menschen zum Lachen?

Ich habe ein relativ ansteckendes Lachen. Damit stecke ich andere Menschen an. Eine gute Witzeerzählerin bin ich nicht, das geht bei mir regelmäßig total in die Hose. Ich vergesse oft die Pointen, aber ich glaube, dieser Mitlach-Effekt ist bei mir relativ stark.

Was macht Sie wütend?

Wütend macht mich manchmal, wenn die Dinge nicht so voran gehen, wie ich mir das wünsche. Aber an sich bin ich kein wütender Mensch. Ich bin ungeduldig, auch mal aufbrausend, aber ich bin niemand, der nachhaltig wütend ist.

Wie flirten Sie oder flirten Sie überhaupt noch?

Also flirten ist, so glaube ich, keine Altersfrage, wenn Sie darauf anspielen wollten. Ich weiß nicht, ob ich bewusst flirte, aber ich finde es total schön, wenn mir Leute charmant entgegen kommen. Und wenn ich Leute nett finde, dann versuche ich auch charmant zu sein. Da ich es so schön finde, wenn Menschen lachen, versuche ich es viel auch selbst zu tun, und im Übrigen verrät frau natürlich nicht ihre Geheimnisse.

Bald ist Urlaubszeit. Was machen Sie am liebsten im Urlaub?

Also ich bin im Urlaub jemand, der sich gerne bewegt, der gerne in der Natur ist. Letztes Jahr habe ich eine Apennin-Überquerung gemacht (Anm. der Red.: Der Apennin ist ein 1500 km langer Gebirgszug in Italien). Ich habe auch schon eine kleine Alpenüberquerung gemacht und war schon auf dem Jakobsweg über die Pyrenäen unterwegs. Für mich ist es die beste Erholung, von Ort zu Ort laufen und danach dann immer noch ein paar Tage am Strand auszuspannen. Aber erst mal will ich loslaufen, weil man sich auch Stress von der Seele laufen kann und den Kopf frei kriegt. Außerdem führt die körperliche Anstrengung dazu, dass ich abends einen Riesenappetit habe und dann unheimlich gerne Essen gehe.