Der Ortsbeirat der Mainzer Neustadt hatte in seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch (24. Januar) einstimmig auf Antrag der SPD beschlossen, den Weg oberhalb des gerade entstehenden Ufers der Nordmole im Zollhafen nach Yılmaz Atalay zu benennen. Atalay gilt als Begründer der heute jährlich stattfindenden „Interkulturellen Woche“ (damals „Ausländertag“), hat sich intensiv in der und für die migrantische Community in Mainz engagiert und wurde dafür auch vom damaligen Oberbürgermeister Jens Beutel im Jahr 2009 mit dem „Mainzer Pfennig“ geehrt. Er eröffnete 1978 in der Boppstraße das erste türkische Reisebüro in Mainz – dieses existiert dort auch noch heute.
„Die Neustadt wird ihre erste Straße erhalten, die mit Yılmaz Atalay nach einer Person mit Migrationsgeschichte benannt ist – gerade in diesen Zeiten, ist das ein sehr gutes Zeichen für eine bunte, vielfältige Neustadt“, freut sich Alexander Kleid, Sprecher der SPD-Ortsbeiratsfraktion in der Neustadt. „Yılmaz Atalay ist zweifelsohne eine würdige Persönlichkeit und es ist aufgrund seiner herausragenden Lebensleistung absolut gerechtfertigt, eine Straße in unserem Stadtteil nach ihm zu benennen.“
Der Vorschlag eine Straße in der Neustadt nach Yılmaz Atalay zu benennen, wurde von Nurhayat Canpolat an die Neustadt-SPD herangetragen. „Wir bedanken uns bei Nurhayat Canpolat für diesen Vorschlag und die Initiative“, so Alexander Klein.
Der Antrag war schon einmal im Herbst 2022 auf der Tagesordnung des Ortsbeirats, wurde damals aber von den anderen Fraktionen vertagt und von der SPD-Fraktion nun wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Der Benennungsvorschlag wird im nächsten Schritt durch das Kulturdezernat geprüft und dann den Gremien zur weiteren Beratung vorgelegt. Die abschließende Entscheidung trifft der Stadtrat.
Zur Person Yılmaz Atalay
Yılmaz Atalay wurde am 1. Mai 1933 in Corum/Türkei geboren und starb am 15. Juni 2021.
Im April 1961 kam er als sogenannter „Gastarbeiter“ nach Deutschland und engagierte sich für seine zugewanderten Mitmenschen in vielfältiger Art und Weise: als hauptamtlicher Mitarbeiter in der deutschlandweit ersten Beratungsstelle für Türkinnen und Türken bei der AWO in Mainz, als ehrenamtlicher Übersetzer und auch in der Integrationshilfe. Außerdem war er Sprecher für Musliminnen und Muslime unterschiedlicher Nationalitäten.
1976 organisierte Yılmaz Atalay den ersten „Ausländertag“ in Mainz mit. Aus dem „Ausländertag“ ist später die jährlich stattfindende „Interkulturelle Woche“ entstanden.
Er gründete den Verein „Gesundheitsprävention in Mainz und Umgebung e.V.“, der sich aus der ersten Selbsthilfegruppe für türkische Diabetikerinnen und Diabetiker im Rhein-Mainz-Gebiet entwickelte. Yılmaz Atalay war Vorsitzender dieses Vereins und hat in dieser Rolle über die Grenzen unserer Stadt hinaus Anerkennung erworben.
Ebenso engagierte sich Yılmaz Atalay für die Einführung muslimischer Bestattungskultur in Mainz. So wurde 2011 eine rituelle Reinigungsstätte eingeweiht und ab 2014 Tuchbestattung ermöglicht.
Das Stadtbild der Mainzer Neustadt prägte Yılmaz Atalay mit dem von ihm im Jahr 1978 eröffneten ersten türkischen Reisebüro in Mainz, welches sich in der Boppstraße befindet und neu heute existiert.
Für sein außerordentliches Engagement für die Integration türkischer und muslimischer Mitmenschen in Mainz wurde Yılmaz Atalay im Jahre 2009 durch den damaligen Oberbürgermeister Jens Beutel mit dem „Mainzer Pfennig“ geehrt.
Noch kurz vor seinem Tod wurde Yılmaz Atalay durch die Stadt bei Ministerpräsidentin Malu Dreyer für eine Landesehrung vorgeschlagen.
Ich habe Herrn Atalay kennengelernt bei den Tagen der offenen Moschee. Er war sehr engagiert. Er hat die Benennung einer Straße wirklich verdient.