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Mainzelbahn kostet mehr – trotzdem keine Preiserhöhung


von Michael Bermeitinger (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung)

Egal, was kommt – es gibt keine Fahrpreiserhöhung für die Mainzelbahn, keinen Mainzel-Cent aufs MVG-Ticket. Das versprachen am Donnerstag unisono Umweltdezernentin und MVG-Aufsichtsratschefin Katrin Eder, MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof und Stadtwerke-Vorstand Detlev Höhne. Die Planung der künftigen Linie 53 hat Fahrt aufgenommen, und nächste Woche stehen die entscheidenden Gespräche mit Bund und Land über die beantragten Zuschüsse an.

Die aktuellen Planungen sehen Baukosten von 76 Millionen und Baunebenkosten von 7 Millionen Euro vor, 13 beziehungsweise eine Million Euro mehr als 2009 errechnet worden war. Erlhof zur Kostensteigerung: „Unter anderem fallen allein vier Millionen Euro durch die Preisentwicklung an, 2,5 Millionen durch die Anpassung der Streckenführung, zwei Millionen beim Grunderwerb, 2,5 Millionen durch Umplanungen etwa nach der Bürgerbeteiligung.“ Unterschätzt habe man die nötigen Leitungsverlegungen – die schlagen mit 4,5 Millionen Euro bei den Mehrkosten zu Buche.

Erfreuliche Entwicklung

Andererseits gäbe es auch erfreuliche Entwicklungen wie niedrigere Zinsen oder gefallene Preise – etwa beim Stahl, von dem man 2.000 Tonnen für die Gleise brauche. Dass bei den Schienenproduzenten ein Kartell aufgeflogen sei, wirke auch positive, zumal man derzeit auch prüfe, ob sich das in den vergangenen Jahren zuviel gezahlte Geld zurückholen lasse.

Mitte Dezember wurde ein Zuschussantrag über 76 Millionen Euro gestellt, über den Bund und Land nach dem Gespräch nächste Woche befinden. „Wir hoffen auf eine Zusage bis Jahresmitte“, so Erlhof, und ebenso auf die Planfeststellung. Wenn Finanzierung und Baurecht stehen, wird im dritten Quartal in den städtischen Gremien abgestimmt, beginnt im Herbst die Realisierung der 9,2 Kilometer langen Strecke. Und Ende 2016 könnte die erste Bahn auf den Lerchenberg fahren.

So weit der Zeitplan, der, so die Einschätzung von Detlev Höhne, auch nicht durch die knapp 50 Einsprüche verzögert werden wird. „Sie werde gerade von der Planfeststellungsbehörde geprüft, ich sehe aber kein K.O.-Kriterium – zumal auch noch Einzelgespräche anstünden.“ Überhaupt, so Katrin Eder, sei die Zahl der Einwendungen gering, „gerade bei einer Trasse dieser Länge“. Hier mache sich auch die Vorarbeit mit Workshops positiv bemerkbar:„Es war immer alles transparent.“

Große Akzeptanz für Bahn

MVG-Geschäftsführer Erlhof sieht ohnehin eine große Akzeptanz und viele gute Gründe für die neue Bahn. So müsse einerseits das in den 60er Jahren auf das heutige Maß zurückgeschrumpfte Tram-Netz wachsen, um wirtschaftlich zu sein, andererseits stiegen die Fahrgastzahlen, während die Gebiete entlang neuer Straßenbahnlinien – das zeigten andere Städte – zu wichtigen Entwicklungsgebieten würden. Die neue Nutzen-Kosten-Untersuchung habe sogar noch einen besseren Faktor ergeben als die von 2010.

Dass für die neue Strecke auch neue Fahrzeuge gebraucht werden, ist klar. Acht Straßenbahnen braucht man, allerdings spare man dadurch auch 21 Busse ein, mithin auch die Personalkosten für rund 25 Personen.

Wie hoch nun tatsächlich der Anteil von Stadtwerken und MVG wird, entscheidet sich zuallererst durch die Zuschussquote von Bund und Land. Höhne: „Erst dann steht fest wie hoch unser Eigenanteil wird.“ Der Stadtwerkevorstand verspricht aber, und das gilt auch für weitere Kostensteigerungen :„Die Mainzelbahn kostet die Stadt nichts, das MVG-Defizit von 15 Millionen wird nicht erhöht und wir werden für die Mainzelbahn nicht die Preise erhöhen.“

Linie zum Zollhafen

Die MVG hat noch ein weiteres, kleineres, aber ebenfalls wichtiges Projekt im Auge. Der Zollhafen wird bis spätestens 2016 ebenfalls durch die Straßenbahn erschlossen. Dafür wird die Strecke im Kaiser-Karl-Ring über die Rheinallee hinweg verlängert und endet in einer Wendeschleife, die als Blockumfahrung ausgeführt ist. Wie wichtig die Anbindung des Großprojekts Zollhafen-Bebauung ist, zeigt Höhne anhand eines Beispiels:„Wir hatten ein Interessenten zu Gast, die sich dort ansiedeln möchte – die haben fast mehr über die günstige und schnelle Straßenbahnanbindung gesprochen, als über das Gebäude selbst.“