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Im Gastro-Check: Das Hafeneck

Nicht weit entfernt von Vater Rhein lächelt eine maßbiertragende Meerjungfrau vom schaukelnden Schild des Hafenecks herunter. In der heimeligen Neustadtkneipe wird Punk und linke Kultur groß geschrieben.

Wirt Christoph Kaster und seine Frau Susi servieren seit 1998 Essen, Getränke und „sinnvolle Freizeitgestaltung“. Als die beiden damals das Hafeneck übernahmen, stand dort noch ein Aquarium des früheren Restaurants „Zum Hafeneck“: „Dahin gingen früher viele Studenten und Arbeiter“, erinnert sich Christoph. Heute ist das Publikum bunter durchmischt, von 30 bis 65 Jahren alles dabei, eher linksorientiert. Mit dem Wirt (50 Jahre) werden auch manche Gäste älter. Die wilden Zeiten von damals mit vielen Partys sind mittlerweile ruhiger geworden, die rustikale Einrichtung und das Graffiti im Barbereich in die Jahre gekommen. Doch gerade das macht den Charme der gemütlichen Eckkneipe aus.

Susi ist ein „Meenzer Mädche“ und Christoph stammt aus Simmern, lebt aber fast schon sein ganzes Leben in Mainz. Der studierte Soziologe nimmt selten ein Blatt vor den Mund und frönt gerne der alternativen Kultur: Mit seiner Band „Frohlix“ sang er bis Anfang der 90er im gesicherten Mittelfeld der ersten deutschen Punk-Liga. Heute fehlt ihm dafür meist die Zeit, vor allem seitdem das Hafeneck auch mittags offen hat und einen Mittagstisch anbietet. Trotzdem kümmert er sich nach wie vor gerne um das eigene Kulturprogramm, während Susi die Küche fest im Griff hat. Etwa zehn bis zwölf Veranstaltungen pro Jahr finden hier statt. Das Repertoire reicht von Silvester-und Fastnachtspartys über Konzerte bis hin zu Lesungen.

Puerto Rico lässt grüßen

Das Wirtspaar hat ein Faible für Spanien: „Wir sind gerne auf den Kanaren, Gomera hat´s uns besonders angetan“, meint Christoph. Das zeigt auch ein Blick in die Karte, die neben ausgesuchten spanischen Rotweinen gefüllte Hackfleischbällchen mit Beilagen (11 Euro), Oliven (4,50 Euro) und Käsevariationen (4,50 Euro) enthält. Hausgemachte deftige und mit Käse überbackene gefüllte Pfannkuchen sind ein weiterer Hafeneck-Klassiker. Dazu gehören vor allem Bratkartoffel-Variationen, die mittags für 3,50 bis 5 Euro angeboten werden. „Da gehen pro Woche schon mal 100 Kilo Kartoffeln durch die Küche“, verrät uns Susi.

Außerdem auf der Karte: gut portionierte Standards wie Schnitzel, Steak, Fish&Chips und leckere Salate. Schon lange gibt es im Hafeneck vegetarische Njam-Njams (11 Euro). Diese frittierten Kichererbsen-Taler erinnern im ersten Moment an orientalische Falafel. Sie sind gut gewürzt, außen knusprig und haben innen eine weiche Konsistenz. Nach dem ersten Biss entfaltet sich eine wahre Geschmacksexplosion aus Curry, Koriander, Sesam und anderen exotischen Gewürzen. Dazu kommen die köstlichen Hafeneck-Bratkartoffeln mit Sweet-Chili-Sauce und ein knackiger, bunt gemischter Salat. Wer mag, kann das Gericht auch vegan bestellen, dann wird statt des vegetarischen Hausdressings ein Olivenöl-Balsamico-Dressing auf dem Salat kredenzt.

Dass es im Hafeneck gutes Essen zu fairen Preisen gibt, hat sich mittlerweile herumgesprochen, viele kommen heute mehr zum Essen als zum Trinken. Vor allem im Sommer sitzt man schön draußen auf Bänken vor der Tür. So bleibt der Laden eine Institution in Mainz, der von ehrlicher Musik lebt, dem charismatischen Wirtspaar, seiner gutgelaunten Crew und anständigen Speisen und Getränken. Was will man mehr?

Rezept für Njam Njams (4-6 Personen)

Teig: 200 g Kichererbsen, 150 g Hirse, 50 g Sesam, 50 g Mohn, 2 Karotten, 2 Zwiebeln, 2-3 Kartoffeln, 2 EL Tahin, 1 EL Olivenöl, gemahlener Koriander, Curry, Kurkuma, Garam Masala, Cumin, Galgant, Petersilie, Salz und Pfeffer, Natron, etwas Kichererbsenmehl

Kichererbsen mit Salz und etwas Natron kochen. 100 g Hirse mit Salz und Kurkuma Kochen. Karotten würfeln und braten. Nach Belieben eine Handvoll Koriandersamen in der Pfanne rösten und dann mörsern. Jeweils 50 g Sesam, Mohn und Hirse mit etwas Curry in der Pfanne rösten. Zwiebeln würfeln und Kartoffeln weich kochen. Gekochte Kichererbsen und etwas von dem Kochwasser zusammen mit dem Hirsebrei, den Karotten, den Kartoffeln und Tahin pürieren.

Dann die Zwiebelwürfel und gerösteten Körnchen von Hand untermischen. Teig mit Olivenöl, Gewürzen und viel Koriander nach Belieben abschmecken, bei Bedarf mit Kichererbsenmehl andicken. Bällchen oder Bratlinge formen und in der Pfanne mit Öl bei mittlerer Hitze ausbacken. Dazu passt Reis gut. Und Sweet-Chili-Sauce oder eine leicht scharfe Tomatensoße.

von Gabriel Werchez Peral

Fotos: Daniel Rettig