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Hart und schmutzig: Softball bei den Mainz Athletics

Das Wichtigste ist, den Ball zu kontrollieren. Der beste Wurf ist umsonst, wenn er nicht gefangen wird (Foto: Marc Lange)

Es ist Mittwochabend im Ballpark der Mainz Athletics am Hartmühlenweg. Da wo sonst Baseball großgeschrieben wird, stehen jetzt acht Frauen auf dem Feld und trainieren Spielzüge. Trainer Yannic Wildenhain schreit Worte, die kein Laie versteht: „Runner on second, ein Aus!“ Dann nimmt er einen Ball und haut ihn mit einem Schläger, gleich einer Keule, ins Feld. Die Frauen rennen los und positionieren sich an bestimmten Stellen. „Home, home, home!“, schreien drei, „Relay!!!“, eine andere.

Helene Feldmann von den Mainz Athletics „am Schlag“ – nicht umsonst mit einem Helm geschützt (Foto: Sophie Dupré)

Der Ball wird gezielt, schnell und beeindruckend weit aus dem Feld geworfen und knapp über dem Boden in einem Lederhandschuh aufgefangen. Das Team freut sich, der Spielzug war gut. „Runner on third, kein Aus!“, ruft Yannic und schlägt den nächsten Ball. Was hier trainiert wird, ist Softball. Und im Feld steht die Damenmannschaft der Mainz Athletics, die jüngste ist 16, die älteste 43. Manche sind noch unerfahren, andere haben schon Bundesliga gespielt.

Unterschiede zu Baseball
Wenn im Spiel eine Mannschaft „am Schlag“ ist, kommt jede Spielerin einzeln an die „Homeplate“ und bekommt den Ball von der gegnerischen Mannschaft zugeworfen – „gepitcht“. Sobald es der Schlagfrau gelingt, den Pitch zu treffen, wird sie zum „Runner“ und versucht, auf die sichere „Base“ zu kommen, bevor die anderen Spielerinnen im Feld es schaffen, den geschlagenen Ball an diese Base zu werfen. Softball ist also wie Baseball. Der Ball hat dieselbe Härte, er ist nur größer. Allerdings wird der „Pitch“ im Softball nach einer Kreisbewegung unterhalb der Hüfte losgelassen, nicht über der Schulter. Wer denkt, dadurch könne man den Ball leichter schlagen, irrt. Ein Softball-Pitch kann 110 km/h schnell sein und wie im Baseball Bögen und Kurven fliegen. Franziska Geis, die über den Hochschulsport zum Softball gekommen ist, freut sich, dass die Damenmannschaft eine Art Neustart erlebt. Viele neue Spielerinnen sind frisch dazugekommen und der Wunsch, zu wachsen und stabil zusammen zu trainieren, ist groß. „Jede darf vorbeikommen und mitmachen!“ Das Ziel: In der Verbandsliga unter den Top- Mannschaften zu bleiben. Trotzdem kann man auch ohne Vorwissen dazukommen: „Man sollte nur keine Angst vor Dreck haben.“

Im Verbandsliga-Spiel: Das gegnerische Team fordert die Damenmannschaft.
Im Time-Out wird die Taktik noch mal besprochen (Foto: Sophie Dupré)

Mädchen ermutigen
Ab 16 darf man in der Damenmannschaft mitspielen. Das heißt aber nicht, dass jüngere Mädchen nicht zu den Athletics kommen können: Sie sind auch beim Baseball willkommen. Stevan Morales, Coach der Schülermannschaft, sagt: „Wir nehmen jedes Kind auf!“ Mit Begeisterung spricht er von Larena Simmons, die vor wenigen Jahren erfolgreich für die A‘s gespielt hat – Softball und Baseball. Fünfmal die Woche hat sie trainiert. Auch Helene Feldmann ist einst im Schülerteam eingestiegen. Nun, mit 20 Jahren, hat sie sich für Softball entschieden. Elli Hasenkamp, die auf dem Feld eine überragende Technik beweist, dazu: „Das ist eine andere Stimmung bei den Männern, ein anderer Wettbewerb im Team.“ Doch auch unabhängig von der Stimmung sind die Frauen sich einig, dass der Sport, wenn nur Frauen ihn gemeinsam ausüben, andere Züge bekommt, zum Beispiel weil Muskelkraft nicht entscheidet, wie gut man ist. Joachim Zängler, der im Vereinsvorstand den Softball vertritt, würde daher auch im Jugendbereich gerne eine Mannschaft gründen. Die Spielerinnen, die der Verein hat, sind jedenfalls mit Herz und Seele dabei. „Wir kommen auch zusammen, um die Baseball-Spiele zu gucken“, erzählt Helene. Und natürlich wird im Thekendienst ausgeholfen oder wo es sonst nötig ist. Überall bei den Athletics findet man diese Flamme, die auf eine Weise brennt, die Randsportarten oft eigen ist. Die Liebe zum Sport ist groß, kann aber nicht an der nächsten Ecke genauso ausgelebt werden. Das prägt die Jugendarbeit und den Zusammenhalt.

Softball ist kein Frauen-Baseball!
Auch viele Männer spielen Softball. In den USA gibt es sogar reine Männer-Softballteams. Bei den Athletics spielen sie in zwei Mixed-Mannschaften: Die AAAs, die pitchen wie in der Damenmannschaft, und die Green As, bei denen der Ball im hohen Bogen geworfen wird („Slow-Pitch“). Julian Aufenanger, Coach der AAAs erklärt: „Bei uns spielen viele Studenten und ehemalige Baseballer, die nach wie vor sportlich ambitioniert sind. Da ist Aktion und Schnelligkeit auf dem Platz.“ Aber auch die Green As spielen in der Rhein-Main-Liga und trainieren nicht ohne Ehrgeiz. Dennoch kann es hier auch manchmal langsamer zugehen. Nur eins ist Softball sicher nie: soft.

Text Felicitas Pommerening