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Geschäft des Monats: gOnzo Verlag

Text: Jelena Pecic
Fotos. Katharina Dubno

Alltag im Gonzo Verlag: Immer wieder mal geht die Tür auf und ein Schüchterner steckt seinen Kopf in den Laden: „Ist das hier ein Geschäft? Klar, komm rein und schau dich um!“ Das Geschäft wirkt nicht wie ein Geschäft. Außen hat es ein Schaufenster, aus dem nicht jeder schlau wird und von innen wirkt es wie ein buntes Wohnzimmer, gespickt mit Büchern und Krimskrams. Seit vier Jahren existiert der Gonzo-Verlag nun. Das Geschäft in der Hinteren Bleiche gehört seit Juni 2010 dazu.
Als Miriam Spies, Inhaberin, Leiterin und Frau für alles, im Mai 2008 das erste Buch veröffentlichte, „Acid, Mao und I Ging“ von Rainer Geißler, wusste sie noch nicht, ob jemals weitere folgen. „Doch wenn man erst mal einen Verlag hat, kommen die Texte von alleine“, sagt Spies, und inzwischen sind dem „Gonzoversum“ bereits elf Bücher entsprungen.

Gesellschaftliche Außenseiter

Der Name des Verlags ist an den amerikanischen Schriftsteller und Reportage-Journalisten Hunter S. Thompson angelehnt. Dieser prägte zu Lebzeiten den Gonzo-Journalismus: Das Wegfallen einer objektiven Schreibweise und der Gebrauch der subjektiven Sicht des Autors, der sich selbst mit einbezieht, charakterisieren diesen Schreibstil. Diese Philosophie versucht Spies auch in ihrem Verlagsprogramm umzusetzen: Die Inhalte der bei Gonzo verlegten Bücher behandeln in der Regel gesellschaftliche Außenseiter, die Autoren sind zumeist selbst welche: Michael Geißler und seine Haschrebellen, Hadayatullah Hübsch – der zum Islam konvertierte Beatpoet oder TriniTrimpop, ehemaliger Schlagzeuger der Toten Hosen, Punk. Gerade durch den Namen Gonzo und die Philosophie dahinter wurde beispielsweise Trimpop auf den Verlag aufmerksam. Die Verbindung von Fiktion und Nicht-Fiktion gefiel dem Musiker und Filmemacher gut. Sie passte zum Konzept seines Buches, die aktuelle Neuerscheinung des Verlages: Exzess all Areas.
Das besondere an der „Freakbuchhandlung“ ist die ungewöhnliche Auswahl an Literatur: „Unsere Philosophie ist es, keine Bücher anzubieten, die auch bei Hugendubel auf dem Tisch liegen“, sagt Spies. Neben eigenen Gonzo-Büchern kann man dort auch Werke von ähnlich strukturierten, in der Regel kleinen, Verlagen finden. Alles, nur kein Mainstream.

Jede Menge Veranstaltungen

Neben Buchhandlung und dem Verlag stehen Veranstaltungen auf dem Programm. Sei es ein Beatbrunch, der Musik und Texte von Beatpoeten mit leckerem Frühstück verbindet, oder Lesungen für Neuerscheinungen des Verlags. Dafür kooperiert Gonzo mit anderen Mainzer Einrichtungen, wie beispielsweise dem Bukafski, einem Buchcafé in der Mainzer Neustadt. Die größte Veranstaltung des Verlags ist aber das Mainzer Literaturfestival, welches bisher drei Mal statt fand. Hier kommen nicht unbedingt nur große Namen nach Mainz, sondern Geheimtipps werden verbreitet. Das nächste Festival ist für kommenden Mai geplant.

Möglicherweise ist danach auch Schluss mit dem Ladengeschäft in der Bleiche, denn Spies möchte sich mehr auf die reine Verlagsarbeit konzentrieren, weshalb sie die Buchhandlung aufgeben wird. Die Veröffentlichungen des Verlages werden dann ausschließlich im Internet und Buchhandlungen erhältlich sein. Wer dem Verlag etwas Gutes tun möchte, bestellt sie direkt bei ihm:

www.gonzoverlag.de.