Wenn man sich mit Paul Bonna über Kaffee unterhält, vergeht die Zeit wie im Flug und man lernt immer etwas dazu. Beim Cappuccino beispielsweise darf die Tasse nicht viel mehr als 150 ml Fassungsvermögen haben, sonst stimmt das Mischungsverhältnis nicht mehr. Und die wichtigste Botschaft – so simpel wie elementar: Kaffee ist nicht gleich Kaffee.
Es gibt hochindustrialisierten, handwerklich hergestellten und es gibt die „Specialty-Coffee-Bewegung“. Letztere ist die Welt von Paul. 1987 in Rumänien geboren kam Paul Bonna Anfang der 1990er Jahre mit seinen Eltern nach Deutschland ins schwäbische Ludwigsburg. 2006 zog er nach Mainz und war begeistert von der freundlichen Mentalität der Region. Vom Neckar an den Rhein ist eben mehr als nur ein Ortswechsel. Sein Kaffee-Outing hatte er 2008 in Frankfurt im „Hoppenworth & Ploch“, einem Specialty- Coffee-Shop: „Ich hatte einen Cappuccino, in den der Barista mit der Milch ein Herz gezaubert hat. Der Kaffee hatte Frucht und Wucht, das war ein unglaubliches Geschmackserlebnis.“
Beste Qualität hat ihren Preis
Seine Begeisterung für Kaffee hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Im Gegenteil. Er wird Stammgast im „Hoppenworth & Ploch“, dann Mitarbeiter, nimmt an Latte- Art-Meisterschaften teil, landet bei diversen Kaffeewettbewerben auf dem Podium und erkennt für sich: „Ich habe offenbar von der Natur gegeben die nötige Sensorik, um die Aromatik eines Kaffees herauszuschmecken.“ Und genau um die Aromatik geht es, wenn man sich mit Specialty Coffee beschäftigt. Das sind Kaffeesorten von höchster Qualität, die bestenfalls drei Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion ausmachen. Die Sorten sind selten und teuer. Und Paul Bonna hat eine Vision. Ähnlich der Slow-Food-Bewegung soll bei seinem Specialty Coffee nicht nur der Shop profitieren, sondern auch der Kaffeebauer am Anfang der Lieferkette: „Er kann nur dann dauerhaft beste Qualität liefern, wenn er gut bezahlt wird und auch die Weiterverarbeitung beherrscht.“
Wirtschaftlich auf Augenhöhe
Bonna macht sich selbstständig, berät Shops, gibt Schulungen, hilft bei Ladeneröffnungen, bildet Teams aus – das bringt ihn sogar ein halbes Jahr nach London. Dann folgt in Mainz sein erster eigener Laden. Er nennt ihn Kaffeekommune I, ein Pop-up-Shop auf Zeit. Das High-end-Equipment für seinen High-quality-Kaffee hat er sich damals noch mieten müssen. Etwas später startet er die Kaffeekommune II in der Gaustraße, bevor er schließlich in der Breidenbacherstraße 9 (Ecke Gaustraße) sein Wunschcafé Kaffeekommune III eröffnet. Zu Beginn kauft er die hochwertigen Kaffeesorten noch bei Zwischenhändlern ein. Doch mittlerweile hat er die gesamte Lieferkette im Auge. Er nimmt Kontakt zu einem Kaffeeanbauer in Kolumbien auf und garantiert ihm einen Preis von 30 Prozent über den Produktionskosten. Um dies zu finanzieren, startet er ein Crowdfunding und bekommt die gewünschte Summe zusammen. Inzwischen plant er eine zweite Crowdfunding-Aktion, bei der er dem Kaffeebauer sogar 40 Prozent seiner Produktionskosten vorfinanzieren will und ihm dazu eine Abnahmegarantie verspricht: „Wir müssen einen echten fairen Handel anstreben. Das heißt für mich, dass wir uns wirtschaftlich auf Augenhöhe begegnen.“
Neues Projekt in Gonsenheim
Inzwischen hat er in Mainz-Gonsenheim auf 70 qm in einer ehemaligen Autowerkstatt seine eigene Rösterei eröffnet. „Es ist eigentlich der folgerichtige Schritt. Wenn ich schon das beste Ausgangsmaterial habe, dann muss ich es auch optimal weiterverarbeiten.“ Ganz am Ende liegt der Kaffeegenuss in der Tasse. „Und ich aktiviere nur das, was im Kaffee drinsteckt“, beschreibt er bescheiden das Handwerk des Barista. Trotz Corona, das seinen Businessplan durcheinandergewirbelt hat, überlebt er, baut einen Online-Shop auf und verkauft selbst in der Lockdown- Zeit seinen hochwertigen Kaffee samt selbsterzeugter Backwaren. „Ich will ganz besondere Genussmomente schaffen und exklusive Erlebnisse für meine Kunden. Wir planen in Gonsenheim Special- Coffee-Experimente. Es geht dabei ausschließlich um Kaffee. Mehr dazu steht bald auf unserer Homepage.“ In seinem Café in der Breidenbacherstraße bietet er nach wie vor Kaffeegetränke in allen Preisklassen an: „Es ist für mich immer toll zu erleben, dass guter Kaffee über alle Alters- und Einkommensgrenzen hinweg verbindet.“
Café der Kaffeekommune III (Breidenbacherstraße 9, Altstadt) Rösterei mit Ausschank (Lennebergstraße 1, Gonsenheim)
www.kaffeekommune.de
Text Michael Bonewitz
Fotos Daniel Rettig - StickUpStudio