Direkt zum Inhalt wechseln
|

Gastro-Tipp: Weinstube Parlament (Hechtsheim)

Zwei Kneipen-Mitarbeiter der Andau rocken jetzt eine Weinstube in Hechtsheim (übrigens kein Paar)
Zwei Kneipen-Mitarbeiter der Andau rocken jetzt eine Weinstube in Hechtsheim (übrigens kein Paar)

von Ulrike Melsbach und Jonas Otte (Fotos):

Unweit der Ortverwaltung von Hechtsheim heißt seit jeher das Parlament seine Gäste willkommen; wenn auch nicht immer an der exakten Position und auch mit immer mal wechselnder Belegschaft. Ein 80-jähriger Gast erinnert sich, dass es das Parlament schon zu seinen Grundschultagen gegeben habe. In jüngster Zeit war es für den Hechtsheimer gefühlte Ewigkeiten geschlossen; bis Christian Geibel-Emden und Natalia Mirtsching vor knapp einem Jahr das Zepter in die Hand nahmen. In Kürze feiern die beiden Endzwanziger ihren ersten Geburtstag als Parlaments- Gastronomen.

Neue Ufer

Schon seit geraumer Zeit wusste das Gespann, dass es zusammen etwas starten wollte und auch kann: „Am liebsten Kneipe machen“, gerne in der Alt- oder Neustadt, aber nichts „hipstermäßiges“ sagt Christian. In der Zusammenarbeit sind die beiden als langjährige Belegschaft der Kneipe „Zur Andau“ in der Gaustraße erprobt. Als jedoch nichts rechtes in der Innenstadt auftauchen wollte, bekamen sie von ihrer Hechtsheimer Verwandtschaft Wind davon, dass eine Weinstube im alten Ortskern leer stünde. Zunächst mussten sie sich jedoch gegen einige Skepsis durch manch einen alteingesessenen Hechtsheimer (im Fachjargon: Hexemer) behaupten. Relativ schnell war aber klar, dass der feste Kreis an Stammgästen bleibt und nur das junge Team um eine Festangestellte gleichen Schlages erweitert wurde.

Mittendrin und irgendwo dazwischen

Das Parlament bewegt sich irgendwo zwischen Restaurant und Kneipe, denn beinahe jeder Gast möchte hier auch etwas essen, wie es sich in einer Weinstube gehört. So ist Christian nun also den kompletten Tag damit ausgelastet, neue Gerichte zu kreieren und umzusetzen. Die Karte ist überschaubar und unprätentiös. Alles ist soweit wie möglich selbst gemacht („naja…, die Kühe melken wir nicht selbst“ – Natalia) und die Preise sind fair. Trotz der „gutbürgerlichen“ Ausrichtung haben hier auch Vegetarier eine gute Auswahl.

Jede Woche kommt ein „Wochen-Special“ hinzu, um den (Stamm-)Gästen Abwechslung zu bieten und der Saison Rechnung zu tragen. Zusätzlich wird zwischen Sommer- und Winterkarte gewechselt. Wir probierten eine „Selbstgemachte Frikadelle“ (6,90 €), den „Gebackenen Schafskäse“ (6,90 €) und einen „Handkäs‘ mit Musik“ (5,90 €). Die Frikadelle mit Bratkartoffeln ist groß, perfekt gebraten, gut gewürzt. Der Schafskäse kommt mit eigens eingelegten Oliven und Salat; er überzeugt mit einer außergewöhnlich dünnen Panade. Die Oliven sind aromatisch und kräftig-frisch eingelegt, der Salat knackig mit sommerlichem Dressing. Der Handkäs‘ trifft auch genau unseren Geschmack. Alle Gerichte kommen in ordentlichen Portionen, die hübsch angerichtet sind.

Auch große Gerichte

Doch im Parlament bekommt man nicht nur „Kleinigkeiten“: Rumpsteak und Schnitzel gibt es ebenso wie diverse Flammkuchen-Variationen, von den „Wochen-Specials“ ganz abgesehen. Die elf Weine sowie der Traubensaft stammen allesamt vom Hechtsheimer Traditions-Weingut Leber. Momentan gibt es zusätzliche Plätze auf der Terrasse, im Winter ist diese den Rauchern vorbehalten und man macht es sich drinnen am Kachelofen gemütlich. Dann sollte man auch lieber reservieren, sofern man nicht nebenan wohnt.

Apropos: Auch der Innenstädter sollte dem Parlament mal einen Besuch abstatten, wenn er Wert auf Geselligkeit und Gemütlichkeit legt. Zwar ist viel Stammkundschaft zu Gast, aber jeder wird herzlich aufgenommen. Und wer die Wegstrecke skeptisch beäugt, dem sei gesagt, dass die Bahn vom Schillerplatz zur parlamentsnahen Haltestelle „Schinnergraben“ gerade einmal 12 Minuten benötigt.

zwiebelkuchen2spRezept für Zwiebelkuchen (9 Stücke)

Teig: 400g Mehl, ½ Päckchen Trockenhefe, 1 Tl Salz, 125 ml Milch (lauwarm), 1 Ei, 5 El Butter zerlaufen. Belag: 120g Speck, 1kg Zwiebeln, 4 El Butter zerlaufen, 2 TL Kümmel, 3 Eier, 200g saure Sahne. Nach Gusto würzen mit Salz, Pfeffer, Muskat, Rosmarin, Zucker. Schnittlauch zum Dekorieren.

Teig abgedeckt 30 bis 40 min gehen lassen. Zwiebeln dazu geben und etwa 10 Minuten ausschwitzen lassen, bis sie glasig bis goldgelb sind. Danach in einer Schüssel abkühlen lassen. Eier und saure Sahne verrühren und würzen. Ofen auf 200 Grad vorheizen. Teig auf einem Backpapier (Backblechgröße) ausrollen, anschließend das Backpapier samt Teig auf das Backblech ziehen und die Ränder hoch drücken. Die Zwiebeln unter die Masse aus saurer Sahne und Eiern heben und abschmecken. Zwiebelmasse auf dem Teig verteilen und mit etwas Rosmarin bestreuen. Im Backofen auf der zweituntersten Schiene 30 min bei 200 Grad backen.