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Gastro-Tipp: LeBonBon (Spritzengasse 2 / Schillerplatz)

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von Felix Monsees  Fotos Daniel Rettig

118 Euro kostet das 1,2 kg-Steak (600 Gramm pro Person), über das schon vor der Eröffnung des LeBon-Bon in der Szene viel gesprochen wurde. Abseits der Mainzer Sterne- Gastronomie ist das ein Preisniveau, das neu in der Stadt ist. Folgerichtig ist das Gesprächsthema Nummer eins, auch der erste Blickfang beim Eintreten: Vor dem Gastraum hängt im Fleischkühlschrank das Riesensteak am Haken — trocken am Knochen reifend. Mindestens einmal am Tag werde das „Tomahawk“ bestellt, so nennt sich das Giganten-Stück Fleisch auf der Karte, berichtet Gastronom Kamil Ivecen, der das Restaurant mit seinen Brüdern Özgür und Veli betreibt. Letzterer ist mit Chefkoch Stefan Petermann für das gute Essen verantwortlich.

LeBonBon ist der dritte Ableger des Mainzer Gastronomie-Clans Ivecen, der mit Lomo und Hintz & Kuntz bereits zwei sehr gut besuchte Adressen etabliert hat. Und man kann davon ausgehen, dass eine Menge der dortigen Einnahmen in den aufwendigen Umbau des LeBonBon geflossen ist, das vor wenigen Jahren als TIC noch ein Teil vom Staatstheater war. Das Ergebnis ist sehr schwarz, schlicht und edel. Ebenfalls kostenintensiv wirkt die für die Szene-Gastronomie sehr dichte Personaldecke. Alleine hinter der Bar stehen vier bis fünf Servicekräfte vor dem meterhohen und gut gefüllten Schnapsregal.

„Gehoben, aber nicht abgehoben“, nennt Kamil Ivecen sein Konzept und illustriert es an seinem Outfit. Oben feines Hemd und Weste – unten hochgekrempelte Jeans und alte Turnschuhe. Im Le- BonBon soll das alles irgendwie seinen Platz haben. Deshalb muss jetzt auch mal erwähnt werden, dass es hier ebenso normalgroße Steaks (in Dry-Age-Qualität) für handelsübliche 22 Euro auf den Teller gibt.

Viel Schäumchen fürs Träumchen

Hauptaugenmerk ist die Fine-Dining- Karte, die monatlich einem anderen Land gewidmet ist. Im Dezember ist dies Deutschland. Zur Eröffnung im November war das Menü dem Mutterland des guten Geschmacks, Frankreich, gewidmet. Ein Hauptgang kostet um die 20 Euro und dafür kriegt man viele Komponenten, Würfelchen Schäumchen und Tüpfelchen auf die extravagant gewölbten Teller. Tatsächlich ist die Portion so üppig, als wolle sie jene überzeugen, die gehobene Küche vor allem mit mickrigen Portionen assoziieren.

Im LeBon- Bon muss man jedenfalls kein Menü essen, um satt zu werden. Als Speise-Begleitung stehen 17 offene Weine zur Auswahl, diese Zahl soll noch auf 30 anwachsen. Wer lieber harte Sachen trinkt, kann sich für eine aus aktuell 110 Gin-Sorten entscheiden. Die größte Auswahl im Rhein-Main-Gebiet will Kamil Ivecen hier anbieten und damit in Zukunft bundesweit in die Top5 kommen. Klassiker, wie der Martini Cocktail, kosten deutlich unter zehn Euro. Gastronomie, die alles sein möchte — Bistro, Cocktailbar und Edel-Restaurant — geht selten gut. Ein paar Wochen nach der Eröffnung scheint die Mischung im LeBonBon allerdings zu stimmen. Wir empfehlen den Besuch.


Rezept

rezeptCreppinette von Kabeljau & Kalbsbäckchen, bretonisches Kartoffelrisotto, gebackene Kapern und Hummerschaumsauce

Zutaten: 50 g Karotte, Lauch, Sellerie, Schalotte, Engerling, Champignon, Austernpilze, Butter, je frische Kräuter (Rosmarin, Thymian, Schnittlauch, Petersilie, Kerbel), etwas Abrieb von Zitrone und Orange, 2 cl Bratenjus, 200 g gewässertes Schweinenetz, 600 g Kabeljaufilet, Speiseöl, Pfeffer und Salz

Gemüse und Pilze fein würfeln. In einer Pfanne etwas Butter heiß werden lassen und Gemüse- und Pilzwürfel anschwitzen. Schnittlauch in feine Ringe schneiden, restliche Kräuter hacken. Zitronen- und Orangenabrieb nach Geschmack hinzufügen. Mit der Jus auffüllen und mit Pfeffer und Salz abschmecken. Das gewässerte Schweinenetz auslegen. Das Kabeljaufilet in 150 g Portionen zerteilen und von beiden Seiten mit Pfeffer und Salz würzen.

Die Hautseite des Fisches nach unten auf das Schweinenetz legen. Gemüsemasse auf den Fisch geben und mit dem Netz einwickeln. Ofen auf 120 Grad Umluft vorheizen und in einer Pfanne etwas Öl heiß werden lassen. Creppinette vorsichtig von beiden Seiten anbraten und im Ofen 10-15 Minuten glasig garen. Im LeBonBon wird die Crepinette mit Kalbsbäckchen serviert, das 24 h in Portwein, Sherry und Cognac bei niedriger Temperatur gegart wird. Dazu wird ein bretonisches Kartoffelrisotto mit Hummerschaumsauce und gebackenen Kapern serviert.