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Dr. Treznok und die Pflanzenrechte

Als mir neulich beim Zwiebelschneiden die Tränen kamen, wurde es mir plötzlich klar: Die Tränen waren Ausdruck meiner verdrängten Trauergefühle. Es war einfach grausam, wie ich die arme Zwiebel gnadenlos dahingemetzelt hatte. Wissenschaftliche Studien belegen tatsächlich, dass Pflanzen sensibel und reaktionsfähig sind. Außerdem haben sie eine Art Gedächtnis. Woher nehmen wir Menschen uns das Recht, diese empfindsamen Wesen in Massenpflanzenhaltung zu züchten, industriell zu ermorden und sie zu Kartoffelbrei oder anderen Perversitäten zu zerstampfen? Ich wurde sofort initiativ und begann, mich für Pflanzenrechte stark zu machen. Ich merkte allerdings bald, dass meine Mitmenschen noch nicht reif für dieses Thema sind. Aufklärende Gespräche an der Pommesbude um die Ecke über Pflanzenrechte brachten mir schnell Ärger ein. Als ich einige Veganer bei einem Straight-Edge-Konzert auf ihren fragwürdigen Karottenkonsum aufmerksam machte, hörte man mir einfach nicht zu. Und das war kein Einzelfall. Überall, wo ich über Pflanzenrechte diskutieren wollte, erntete ich bestenfalls mitleidige Blicke.

Tomatensalat ist Mord

Nun sitze ich hier und versuche, diese Kolumne für meine propagandistischen Zwecke zu benutzen. Aber ich fürchte, auch die sensor-Leser haben noch nicht verstanden, wie wichtig die Freiheit der Pflanzen ist. Zu tief verwurzelt sitzt der Glaube, dass wir Menschen die Herren über die Pflanzen sind und mit ihnen anstellen dürfen, was wir wollen. Vielleicht sollte ich Aufkleber produzieren mit markigen Sprüchen wie: Tomatensalat ist Mord! Lieber nackt als Baumwollhemden! Die Pommesbude ist ein Kartoffel-KZ! Den ethischen Zustand einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren Pflanzen umgeht. Dazu schockierende Bilder, auf denen man sieht wie eine Kartoffel geschält oder eine Tomate zerhackt wird. Vielleicht wirkt das ja und ich gewinne einige Mitstreiter. Wir könnten die Pflanzen-Befreiungs-Front gründen und gequälte Rosen aus Parkanlagen befreien oder vor dem Weinbauministerium demonstrieren. Mit der entsprechenden Presse könnten wir schnell eine große Bereitschaft für die Pflanzenrechte in der Bevölkerung etablieren.

Was kann man noch essen?

Ich muss natürlich zugeben, dass Pflanzenrechte ein paar ethische Fragen aufwerfen. Wie sieht es zum Beispiel mit Euthanasie bei kranken, welken oder behinderten Pflanzen aus? Wann darf man die Präimplantationsdiagnostik bei Geranien anwenden, die unter Blumenlosigkeit leiden? Wenn Pflanzen dieselben Rechte wie Menschen haben: Was machen wir dann mit den faulen Menschen? Vielleicht sollte ich doch noch mal intensiver über Pflanzenrechte nachdenken, bevor ich meine Offensive starte. Immerhin könnte ich andere Menschen dazu verleiten, dann auch noch Tierrechte zu fordern, und dann hätten wir Probleme. Wenn nämlich nicht nur Pflanzen als empfindsame Wesen gelten, sondern auch noch Tiere: Was sollen wir dann essen? Blieben da noch die Pilze, die ja keine Pflanzen sind. Beim Pilzeschneiden habe ich schließlich noch nie geweint, das ist ein gutes Zeichen für deren emotionale Nichtbetroffenheit. Aber Pilze sind mitunter gefährlich. Die einen sind giftig, die anderen psychedelisch – ich bezweifle, dass Pilze als einziges Nahrungsmittel für mehr als 6 Milliarden Menschen das richtige sind.
Meine Idee der Pflanzenrechte ist noch nicht ganz ausgereift, ich gebe es zu. Es war ein Fehler von mir, eine sensor-Kolumne damit zu füllen. Vielleicht kann ich noch etwas retten, indem ich die letzten Zeilen nutze, um Propaganda für die Menschenrechte zu machen. Menschen sollen ja auch empfindsame Wesen sein. Es gibt viele wissenschaftliche Studien, die das belegen.

www.texthoelle.de

1 response to “Dr. Treznok und die Pflanzenrechte

  1. Hallo Dr. Treznok,
    die Konflikte sind gut nachvollziehbar,
    steige doch auf Lichtnahrung um, nachdem
    Du den 21 Tage Prozess gemacht hast.
    Vor ein paar Jahren hielt Dr. Michael Werner
    im Mainzer Rathaus den Vortrag über Lichtnahrung im Rahmen der deutsch Indischen Gesellschaft (DIG Mainz).
    Der Beitrag über vegane Ernährung war doch sehr dürftig. Warum soll eine Fleischesserin denn gleich Veganerin werden? Es gibt doch den Veggiday, einmal pro Woche donnerstags (Wiesbaden ist da schon weiter) sollte für den Anfang ausreichen.
    Es helfen auch Berichte über die Massentierhaltung, sofern der Betrachter noch menschlich auf das Gesehene
    reagiert. Ist die Verdrängung zu stark, sollte ein Psychologe aufgesucht werden. Mittlerweile gibt es so viele Gründe,
    das Fleischessen drastisch zu reduzieren, dass diese doch eine moderne Redaktion erreichen sollten.
    Ethische, gesundheitliche, Hunger in der dritten Welt, Klima (CO2), ästhetische, Energiebilanz, Wasserverbrauch, optische usw.
    Aber Mainz ist vegetarisch schon etwas hinter dem Mond.
    Weck (Weißmehl), Worscht (aus Euter und weiteren Abfällen) und Woi (Weißwein Gelatine), wer solche Abfallprodukte hochhält, wird spätestens in einer Klinik, die Zivilisationskrankheiten behandelt,
    mit vegetarischer Vollwertkost begrüßt (Dr. Bruker Klinik in Lahnstein, Lukasklinik in der Schweiz, etc.)
    Schade, dass der sonst so erfreuliche Sensor in Ernährungsgesichtspunkten noch so weit hinten liegt.

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