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Andreas Mrogenda: DJ aus Überzeugung

Lomo, Schon Schön, KUZ, 50grad, Red Cat – die Referenzen von Andreas Mrogenda lesen sich wie ein Who is Who der Mainzer Clubszene. Wer in den letzten Jahren in Mainz tanzen war und dabei den Blick in Richtung Bühne oder Podest gerichtet hat, kommt kaum um den emsigen, stets gut gelaunten DJ herum. Mit etwa 15 Jahren Erfahrung hinter den Decks gehört Andreas zu den bekanntesten Akteuren des Mainzer Nachtlebens. Ursprünglich ländlich in Neustadt an der Weinstraße aufgewachsen, zog der 37-Jährige vor Jahren zum Studium nach Mainz. Zuvor hatte er sich vom Abigeld der Großmutter zwei Plattenspieler und einen Mixer zugelegt, anstelle eines Führerscheins. Während des Studiums wurde der leidenschaftliche Musiksammler damit wiederholt angefragt. So verselbstständigten sich die Auftritte bis heute. Andreas ist mittlerweile als Solo-Selbstständiger mit etlichen Projekten unterwegs: als Geschäftsführer der Booking-Vermittlung „InEvents“, an der VibrA DJ School und bei der Hip-Hop-Band Grundfunk, verantwortlich für die Beats.

Der beste Job der Welt
Fremden stellt sich Andreas jedoch immer als DJ vor, was er mit Grinsen als den besten Job der Welt bezeichnet – ausgerechnet seit der Geburt seiner Tochter sogar hauptberuflich: „Ich wollte ihr irgendwann in die Augen blicken können und sagen, dass ich meinen Job gerne mache und da wirklich richtig Bock drauf habe.“ Als DJ seinen Lebensunterhalt zu verdienen, das ist normalerweise ohne Corona gut möglich, bedarf aber einer Ausrichtung mit verschiedenen Säulen. Neben Einnahmen aus eigenen Veranstaltungen und Nächten füllen vor allem „Event- Gigs“ auf Firmenfeiern oder Hochzeiten die Kasse. Hier fallen die Gagen üppiger aus, was an dem erhöhten Aufwand liegt: „Bei einer Hochzeit kommen mit Mails, Anrufen und dem häufigsehr langen Tag 30 bis 40 Stunden zusammen“, sagt Andreas. So gut dieser Einnahmenmix auch funktioniert, konnte er dennoch vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht schützen.

Voll getroffen
Als Solo-Unternehmer und Künstler ist Andreas voll be- und getroffen und erhält wie viele andere keinerlei Kompensation für ausbleibende Gelder. „Die Hilfen gehen an der Lebensrealität von Künstlern vorbei“, kritisiert der DJ Landesund Kommunalregierungen. In Rheinland-Pfalz habe man es im Gegensatz zu anderen Ländern versäumt, den Solo-Selbstständigen reale Unterstützung zu bieten, was die Existenz vieler Kunstschaffenden bedroht. Insgesamt fehle dem Kulturbereich eine starke Lobby, sodass es vielen Beschäftigten schwerfällt, auf die politische und auch gesellschaftliche Agenda zu gelangen. Einige Kollegen mussten bereits aufgeben. Andreas verzichtet derzeit auf seinen Anteil, wenn er über InEvents anderen Auftritte vermittelt. So kritisch er sich ob der katastrophalen Situation äußert, betont er dabei stets, dass er in keiner Weise verbittert ist. Das mag auch daran liegen, dass er schon früh in der Krise eine vorübergehende Beschäftigung in einer Klinik angenommen hat, um die Verluste abzufedern und auch beschäftigt zu bleiben. Live-Streams und Corona- konforme Gigs hat der DJ dabei trotzdem nicht ausgelassen und kann den neuen Formaten zumindest einen gewissen Charme abringen.

Die letzten Prozente
Für die Zukunft ist Andreas trotzdem zuversichtlich. Auch in anderen Zeiten will er die Massen als DJ begeistern. Daneben investiert er in ständige Weiterbildung, Technik und Vermarktung: „Ich will möglichst überraschend mixen, sodass man nicht voraussehen kann, was ich als nächstes tue“. So kann auf „Rhythm is a dancer“ auch schonmal AC/DC folgen. Jüngst hat Andreas sein Musikrepertoire auch um Videos ergänzt und erweitert das Club-Erlebnis so um die visuelle Ebene. Profitieren wird davon in der Zukunft weiterhin die Landeshauptstadt sowie das Umland. Den stadtpolitischen Fokus auf das Schaffen von hochpreisigem Wohnraum stellt er dabei in Frage, was das existierende Nachtleben und neue Angebote angeht: Man tue zu wenig für Studenten, die irgendwann gar nicht mehr in die Stadt ziehen werden, so seine Befürchtung. Nichtsdestotrotz bezeichnet er Mainz als „beste Stadt der Welt“ und ist allein schon deswegen wieder in den musikalischen Startlöchern.

Text Till Bärwaldt Fotos Marla Dähne