Lange Zeit passierte nichts am Mainzer Zollhafen, doch im kommenden Frühjahr soll das Großprojekt „Neues Stadtquartier“ endlich Gestalt annehmen. Für Januar 2013 ist geplant, den Bebauungsplan für das 30 Hektar große Areal offenzulegen. Nach zahlreichen Abstimmungsgesprächen zwischen Unternehmen und Behörden stellten OBM Michael Ebling, Baudezernentin Marianne Grosse und die Geschäftsführer der Zollhafen Mainz GmbH & Co. KG, Detlev Höhne und Olaf Heinrich der Öffentlichkeit nun erste Einzelheiten vor.
Das größte Problem des Bauleitplanverfahrens war bisher das Thema Lärmschutz, da es am Zollhafen zahlreiche Lärmquellen gibt: den Straßen- und Schiffslärm sowie bereits vorhandene Betriebe wie die Schott AG und neues Gewerbe, dass sich in den kommenden Jahren am Standort ansiedeln soll. Da im Stadtquartier aber auch neuer Wohnraum geplant ist, gilt es, die dafür notwendigen Lärmschutzauflagen einzuhalten, ohne dass Industrie und Gewerbe in Mitleidenschaft gezogen werden und teure Investitionen tätigen müssen. Nun scheinen die beteiligten Verhandlungspartner eine Lösung gefunden zu haben. „Der Bebauungsplan nutzt alle denkbaren Möglichkeiten, die heute unter Lärmschutz-Aspekten im Baurecht machbar sind“, so Baudezernentin Grosse. Das Areal des Zollhafens wird demnach je nach Lärmbelastung zoniert und in Wohn-, Gewerbe- und Mischgebiete eingeteilt. Im südlichen Teil (rechts im Bild) entstehen Mischobjekte, die sowohl Wohnraum als auch Gewerbe beherbergen können. Die Erschließung hat hier mit der Eröffnung des Weinlagers und der Kunsthalle bereits seit 2011 begonnen. Als Nächstes steht die Bebauung im Bereich des ehemaligen Rhenus-Gebäudes an. Der Besitzer des Gebiets, die KAIROS GmbH hat dafür bereits einen Architektenwettbewerb ausgelobt, der im Frühjahr 2013 entschieden wird.
In den kommenden Jahren soll der Zollhafen dann immer weiter in Richtung Norden erschlossen werden. 1400 Wohneinheiten entstehen nach aktuellen Schätzungen insgesamt (im Bild rot ), die Platz für etwa 2500 Bewohner bieten. Um den Lärmschutz zu gewährleisten, werden sie so geplant, dass die Schlafräume nicht in Richtung Industrie zeigen. Außerdem sollen Lärmschutzwände und Schallschutzfenster ihren Dienst tun und ein geschlossener Gebäuderiegel den bewohnten Mittel- und Südteil des Zollhafens vom gewerblich besiedelten Norden abschirmen. Laut Angaben der Stadt wird im Gegensatz zum Winterhafen bei der Schaffung von neuem Wohnraum nicht nur auf hochpreisige Eigentumswohnungen gesetzt, sondern auch auf bezahlbare Studenten- und Seniorenwohnungen. Oberbürgermeister Ebling versichert zudem: „Das geplante neue Stadtquartier wird sich durch eine hohe Aufenthaltsqualität und einen hohen Freiflächenanteil rund um das Hafenbecken auszeichnen. Vorgesehen ist unter anderem ein großer Anteil öffentlicher Bereiche, darunter die erstmalige Herstellung einer öffentlichen Rheinwiese bis zur Kaiserbrücke.“
Die Vermarktung der Flächen am Zollhafen soll im Jahr 2013 große Schritte vorankommen, denn zum Ende dieses Jahres geben die Stadtwerke die Hafenrechte zurück. Was genau jedoch entstehen wird, welches Gewerbe sich ansiedelt und wie viele Wohnungen tatsächlich gebaut werden, ist noch offen. Besonders im Bereich der Mischareale im südlichen und mittleren Teil hängt die Art der Bebauung wahrscheinlich von den potentiellen Investoren ab. Insgesamt soll die Fertigstellung des Zollhafens weitere 15 Jahre dauern.