Oblatenkloster, Drosselsweg 3, Mainz-Hartenberg
Text: Daniela Tratschitt
Fotos: Frauke Bönsch
Es gibt Orte, an denen wird die eigene Sicht auf die Welt wieder geradegerückt. Nicht alles ist so, wie wir denken, nicht alles so, wie wir es gerne hätten und nicht alles so, wie es uns erzählt wird. Einer dieser Orte ist das Oblatenkloster auf dem Mainzer Hartenberg. Wer hier mit dem kuttenbewährten Sean Connery im Kopf reingeht, wird schnell merken, dass die Wirklichkeit eine andere ist.
Pater Werner Pieper ist Mönch. 1974 wurde er zum Priester geweiht und gehört seitdem den Oblati Mariae Immaculatae, den Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria, an. Er hat schon an vielen Standorten des Ordens gewohnt und gewirkt – Oldenburg, Biberach, Essen, München oder dem Kloster Maria Engelport an der Mosel. Begonnen hat aber alles in Mainz, mit einem Theologiestudium. Heute, 36 Jahre später, ist er wieder in das Kloster zurückgekehrt. „Ich gehe dorthin, wo mich die Gemeinschaft braucht“, erklärt gebürtige Münsteraner. „Aber natürlich muss es passen.“ Und das tut es in Mainz. Seit einem Jahr ist er wieder hier – und hat sich in seinen zwei Zimmern gut eingerichtet. „Zelle sagen nur die wenigsten. Oder sieht es hier vielleicht so aus?“
Ganz und gar nicht. Weder von außen, noch von innen bekommt man hier das Hollywood-Klostergefühl. Das Gebäude wurde von 1960 bis 1966 von der ordenseigenen Baukolonne errichtet: rote Backsteine, klare Formen, breite Gänge, großzügige Fenster. Das Ganze wirkt eher aufgeräumt und sachlich, statt schummrig und mystisch. Etwas weniger nüchtern geht es hinter der, übrigens nicht immer abgeschlossen, Tür von Pater Pieper zu. Hier hat sich der 66-Jährige sein eigenes Reich aufgebaut. „Mein Zimmer muss mir entsprechen“, sagt er bestimmt. „Klein, aber mein.“ Wobei „mein“ auch nur bedingt zutrifft. Die Möbel gehören dem Orden, alle Möbel. „Wir leben in einer Gemeinschaft, deswegen ist alles Gemeinschaftsbesitz – vom Grundstück bis zu meinem Fernsehsessel.“ Wenn ein Mönch ein neues Möbelstück braucht, sucht er erst mal in Kellern der Ordenshäuser. „So bin ich an den Schrank und den Schreibtisch gekommen. Mir haben sie gefallen, anderen nicht.“
Was das Zimmer des Krankenhausseelsorgers zu seinem ganz eigenen Ort macht, sind die Kleinigkeiten. Der Engel, den er von einer Sterbenden bekommen hat, das abstrakte Kreuz-Bild einer Kunsttherapeutin, das geschenkte Frühstücksbrettchen mit dem Spruch „Ist das Kunst oder kann das weg?“, die Fotos der Nordsee-Insel Texel, auf der er zehn Jahre im Urlaub als Touristenseelsorger gearbeitet hat. „Aber ich sortiere immer kräftig aus, wenn ich umziehe. Ich finde es schöner, sich Dinge und Erinnerungen immer wieder neu zu erarbeiten.“
Manches allerdings hat Pater Pieper über mehrere Ortswechsel gerettet. „Mein Lieblingsstück, wenn man das überhaupt sagen kann, ist dieses Bild von Sieger Köder“, sinniert er. Doch nicht nur das Kunstwerk über Psalm 23, den Hirtenpsalm, sondern die Geschichte dahinter, machen es zu etwas Besonderem. Wie bei allem in diesem Zimmer. „Ein Bekannter von mir war ein Schüler von Köder. Er zeigte mir das Bild und ich sagte, er solle mir doch auch so ein Poster besorgen, “ erinnert er sich. „Daraufhin reagierte er etwas pikiert – von wegen Poster. So kam ich an meinen relativ wertvollen Siebdruck aus der ersten Serie.“ Auch die Erinnerungsstücke an Namibia ziehen immer mit um. „Ich war zweimal für jeweils drei Monate dort. Für mich war das eine außergewöhnliche Erfahrung von Kirche.“ Deshalb findet man überall kleine Hinweise auf seine Leidenschaft für Afrika: handgeschnitzte Elefanten, das große Holzkreuz über seinem Bett, Namibianische Kunst an den Wänden, einen Berliner Bär mit Löwen, Antilopen und den Umrissen des südafrikanischen Landes.
Wenn er nicht bei der Arbeit in den Wiesbadener Horst-Schmidt-Kliniken oder in seinem Zimmer ist, dann kann man Pater Pieper an vielen Orten im Kloster finden: dem schlichten Speisesaal für alle 25 ansässigen Ordensmänner, der großen Bibliothek im Keller mit über 50.000 Büchern, im großzügigen Garten oder dem ihn umgebenden Kreuzgang. Und natürlich in der modernen Klosterkirche. „Dreimal am Tag treffen wir uns hier zum Gebet. Entweder haben wir dann schon morgens um 7 Uhr einen Gottesdienst oder erst abends zur Vesper. Der Tag eines Mönches teilt sich ein in Phasen der Arbeit und des Gebetes.“ Da war Hollywood also nicht so weit von der Realität entfernt.
Ich werde den Abend der Johannesweinsegnung auf dem Rochusberg heute journalistisch bearbeiten.
Lieber Pater Pieper, „Ihre“ Rede könnte mir sehr hilfreich sein zur Veröffentlichung- Journalisten sind faul und erwarten „christlichen“ Beistand.
Sollte esIhnen Möglich sein, senden Sie mir ihre Rede im Vorfeld an meine Mail-Sdresse- wäre ganz toll
herzlichst
Siegfried Wenisch