Die Posen stimmen und es wird viel gelacht. Beim Fotoshooting in Bretzenheim merkt man, wie eingespielt das Duo (auch) vor der Kamera ist. „Wir haben den gleichen oder ähnlichen, leicht sarkastischen Humor. Beruflich ergänzen wir uns auf verschiedenen Ebenen perfekt,“ sagt Elias Fehr. Der 37-jährige, gebürtige Bayreuther ist einer der Köpfe, der sich hinter der Mainzer Formation „pYr-art“ verbirgt. Der, oder besser die andere, ist die 38-jährige Nelly Ackermann. Das Repertoire des Künstlerduos umfasst Feuertanz-, Lichtshows und -inszenierungen für private oder öffentliche Anlässe – ein virtuoser Mix aus Akrobatik, Tanz und Jonglage rund um das Element Feuer.
Vom Hobby zur Leidenschaft
Nelly kommt aus Heidelberg und hat dort eine Lehre als Fotografin gemacht. Noch während der Ausbildung brachte ihr ein Freund das „Poispiel“ bei (Poi bedeutet Ball im Neuseeländischen und stammt aus der Tradition der Maori. Dabei werden ein oder zwei Bälle an einer Schnur rhythmisch kreisend bewegt). „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich einfach weiter gemacht habe,“ erinnert sie sich. Wenig später wurde ihre Liebe zum Feuer entfacht. Die führte sie dann nach Frankfurt zur „Firedancer GmbH“. Heute wohnt sie in Weisenau und jobbt gelegentlich auch in einem Hotel. Elias entflammte schon während seiner Ausbildung zum Augenoptiker für die lodernde Kunst. Schnell wurde das Hobby zur Leidenschaft. Durch einen Freund kam auch er in Kontakt mit dem Frankfurter Kollektiv der Feuerkünstler und beschloss, sich nach der Optikerausbildung hauptberuflich dem Feuertanz zu widmen. Zurzeit lebt er in einer WG auf einem Aussiedlerhof in Bretzenheim und arbeitet als Optiker nur noch nach Bedarf.
Mit der eigenen Formation erfolgreich
In Frankfurt stießen Nelly und Elias also 2007 aufeinander und experimentierten bei den Firedancern gemeinsam mit den Flammen. 2013 gründeten sie schließlich zusammen mit Elias’ damaliger Lebensgefährtin Laura Ziegler die Formation „pYr-Art“, um eigene Wege zu gehen. 2018 wurde aus dem Trio ein Duo. Und als solches sind Nelly und Elias etabliert und vermarkten sich erfolgreich selbst. „Im Sommer sind wir oft ausgebucht, letztes Jahr hatten wir um die 45 Auftritte,“ freut sich Elias. Das Gros der Aufträge kommt aus dem Privatsektor. Am häufigsten werden sie für Hochzeiten gebucht. Die romantische „Fire with Love“- Performance ist sehr gefragt. „Das sind tolle Kunden, wir machen das sehr gerne. Oft sind wir die Überraschung auf einer Hochzeit,“ sagt Nelly. Der zeitliche und materielle Aufwand für eine 20-minütige Show ist beachtlich. Und entsprechend hoch sind die Kosten: ab 1.000 Euro aufwärts. Um auch kleinere Budgets abdecken zu können, treten beide auch schon mal solo auf.
Die Kunst im Fokus
Für Nelly und Elias ist Pyrokunst Mittelpunkt ihres Lebens. Die Shows starten meist nach Einbruch der Dunkelheit und oft an Wochenenden. Bei einer Hochzeit kann es schon mal 4 Uhr morgens werden. „Das lässt sich nicht immer leicht mit privaten Beziehungen vereinbaren,“ sagt Elias. Außerdem erfordert das Spiel mit dem Feuer beinahe tägliches Training, auch bei schlechtem Wetter und outdoor: im Garten von Nelly oder auf dem Hof bei Elias. Geübt wird solange ohne Feuer, bis die Choreographie sitzt. Vor der Aufführung folgt dann die „Feuertaufe“. Auf Sicherheit legen Nelly und Elias daher größten Wert. Denn ganz ungefährlich ist die feurige Performance nicht. „Den Respekt vor dem Feuer sollte man keinesfalls verlieren, aber Angst haben, darf man nicht,“ sagt Nelly. „Zwischenmenschliche Sensoren sind bei einer Feuerperformance enorm wichtig, man braucht viel Gespür – auch für mögliche Ängste des Publikums“, fügt Elias hinzu. Für das Duo ist die Kunst auch ein Mittel zur Integration. Jedes Jahr unterstützen sie daher zwei bis drei soziale Projekte oder kooperieren mit dem Mainzer Zirkusverein „Flip“ und der „Musikmaschine“. Im Rahmen des Kinderferienprogramms umliegender Gemeinden bieten sie auch Poi- und Stabkurse für Kinder an. Dafür hat Nelly eine Weiterbildung zur Zirkuspädagogin absolviert. Sie liebt die Arbeit mit Kindern und ist fasziniert davon, wie viel Respekt selbst kleine Rabauken vor dem Feuer haben.
Neues im Visier
Trotz vieler Stammkunden sind Nelly und Elias offen für Neues und entwickeln weiter Ideen und Choreographien. Im Moment überarbeiten sie ihre Show „Leicht entflammbar“. Elias würde als „jahrelanger Hahn im Korb“ gerne auch einmal in einem energetisch geladenen Duett mit einem Mann auftreten. „Das Schöne am freiberuflichen Arbeiten, wenn man sich wie wir bereits etabliert hat, ist, dass man sich auch ein wenig aussuchen kann, welchen Auftrag man annimmt,“ so Elias. Immer einfach ist es nicht, aber sich dabei trotzdem treu zu bleiben, ist auch Nellys Devise: „Wir tanzen zwar für Geld, aber käuflich sind wir nicht.“
Tina Jackmuth
Fotos: Stephan Dinges
Sehr schöner Artikel. Und tolle Künstler. Hoffe ich sehen euch bald mal wieder in „Flammen stehen“.
Ich durfte schon häufiger ihre Künste bestaunen und es ist immer wieder etwas wirklich besonderes!
Macht so weiter und übersteht bitte die aktuelle Durststrecke!