Das Jahr 2013 ist zu Ende, und während die Scheichs im Winterhafen einziehen und die Ehe mit mehreren Frauen in Mainz salonfähig machen, sind – von den Medien kaum beachtet – die ersten Luxusappartements im Weltraum bezugsfähig geworden. Ab 2014 wollen Superreiche die Erde verlassen, weil diese abgelatschte Kugel nichts Neues mehr zu bieten hat und ökologische Katastrophen von 400 km Höhe aus viel gelassener beobachtet werden können.
Da ich wie üblich gut informiert bin, habe ich nun eigene Pläne entwickelt, um ebenfalls die Erde zu verlassen. Bis 2020 soll die Entwicklung der Space Stations abgeschlossen sein, damit die Elite der Bilderberg- Konferenzen in den Weltraum übersiedeln kann. Also will ich mein Projekt auch bis 2020 an den Start bringen. Ich rechne dabei auf die Unterstützung der Mainzer Bürger und speziell der sensor-Leser.
Der Plan ist ganz einfach: Ich möchte das Mainzer Rathaus in eine Raumstation umbauen. Der altehrwürdige Eisenturm soll als Rakete fungieren, an die das Rathaus angekoppelt wird. Mit der bis dahin fertiggestellten Mainzelbahn wird das ganze auf den Lerchenberg verfrachtet, denn auf einem Berg ist man dem Ziel, nämlich dem Kosmos, ja schon ein ganzes Stück näher. Das Rathaus wird auf den 14-stöckigen ZDF-Koloss gesetzt, das neue architektonische Ungetüm an die Eisenturm-Rakete geschnallt, und ab gehts in den Orbit. Um die Versorgung der neuen Mainzer Raumstation zu gewährleisten, wird das Schienensystem der Mainzelbahn noch um weitere 400 km nach oben verlängert, so dass man problemlos mit der Linie 52 bis in die Umlaufbahn gelangen kann. Auf der Strecke vom Straßenbahndepot am Kaiser-Karl-Ring bis zum Lerchenberg liegen genug Geschäfte, um die Straßenbahn mit Weck, Worscht und Woi zu beladen und somit die Versorgung der Weltraum- Mainzer sicherzustellen.
Dass man das ZDF gleich mit in den Orbit schießt, hat mehrere Vorteile. Erstens kann man mehrere tausend Menschen in dem Gebäude unterbringen, zweitens bieten sich moderne und innovative Sendeformate an, zum Beispiel ein ZDF-Fernsehgarten in der Schwerelosigkeit oder Wettendass- Wetten, die nicht mehr an die erdüblichen physikalischen Bedingungen gebunden sind. Das könnte Mainz als Medien-Standort auch im Weltraum verorten. Ein Problem wird dabei sein, dass man im ZDF-Hauptgebäude plus Rathaus nur etwa 5.000 Mainzer unterbringen kann. Das Fassungsvermögen der Eisenturm-Rakete gibt auch nicht viel her. Man könnte noch die Coface-Arena ankoppeln – 2020 wird sie übrigens Null-Fünfer-Stadion heißen – die aber kaum bewohnbar ist. Immerhin wäre man konkurrenzfähig, sollte es irgendwann so etwas wie eine Fußball-Kosmos-Liga geben.
Wer aber sollen die Auserwählten sein, die im neuen orbitalen Mainz leben dürfen? Soll man sensor-Leser bevorzugen? Sollen Mainzer, die das Rathaus scheußlich finden, zur Strafe von der Übersiedelung in den Weltraum ausgeschlossen werden? Ich bin sehr zuversichtlich, dass die entscheidenden Probleme bis 2020 gelöst sein werden. Und wenn Mainz erstmal eine eigene Raumstation betreibt, dann wird das unsere Stadt nicht nur national, sondern auch international enorm aufwerten. Nicht nur reiche Scheichs werden kommen und brezelförmige Rheininseln im Zollhafen aufschütten lassen, auch hippe Promis werden es sich nicht nehmen lassen und einen Ausflug mit der Linie 52 zur Mainzer Raumstation machen. Mit dieser Vision möchte ich allen Lesern ein gutes Jahr 2020 wünschen, und für 2014 Gesundheit, Liebe, Lebensfreude und heitere Gelassenheit!