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Schöne Paare: Angela Näpflein und ihre 101-jährige Oma Anneliese

Seit 51 Jahren gehen Angela Näpflein und ihre heute 101-jährige Oma Anneliese Buba gemeinsam durchs Leben und das in einem ganz innigen Verhältnis. Die beiden verbindet nicht nur das Oma-Enkelin-Sein miteinander, „meine Oma hat mich sozusagen großgezogen,“ erzählt uns Angela. Denn ihre Mutter ist gerade mal 18 Jahre alt, als Angela geboren wird. Ohne Partner steht sie damals mit Job und Baby vor einer großen Herausforderung und so beschließt die Familie, dass Angela unter der Woche vorerst bei ihren Großeltern wohnen soll. Für Oma Anneliese eine sinnvolle Entscheidung, „ich habe keinen Moment gezögert, die Kleine bei uns aufzunehmen. Wir mussten helfen, dafür ist Familie da.“ Aus der anfänglichen Notlösung entsteht ein ganz besonderes Verhältnis, vor allem zwischen Oma und Enkelin. Schnell steht fest, dass Angela unter der Woche bei den Großeltern wohnen bleiben wird. „Wir sind in all den Jahren sehr aneinandergewachsen und ich habe gefühlt schon immer zwei Mütter,“ sagt Angela weiter. „Meine Oma war genauso eine Mama für mich und ich habe sie auch Mama genannt.“

Mit 23 verlässt Angela das Großelternhaus, um auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Sie übernimmt ihren eigenen Friseursalon in der Mainzer Innenstadt, heiratet – hat ihr eigenes Leben. Doch nie trennt sie sich emotional von ihrer Oma. Anneliese und Angela telefonieren jeden Tag zweimal, „jeden Morgen, wenn ich aus der Tiefgarage fahre, rufe ich meine Oma an und jeden Abend ruft sie mich dann nochmals zurück.“ Die beiden sehen sich außerdem regelmäßig. Neben festen Instanzen wie dem Samstagnachmittag, den sie immer gemeinsam verbringen, treffen sie sich auch an anderen Tagen, um das ein oder andere zu besorgen, über den Markt zu laufen oder einfach nur zusammen spazieren zu gehen. „Meine Oma bringt mich auch mal zum Nagelstudio und holt mich dort wieder ab“, erzählt Angela weiter. Anneliese Buba braucht die frische Luft, die Bewegung ist ihr sehr wichtig, „wer rastet der rostet. Ich bin bis vor ein paar Jahren noch täglich in den dritten Stock zu meiner Wohnung gelaufen.“ Anneliese Buba wohnt in einem Mainzer Seniorenheim und sie geht täglich raus, mal bekommt sie Besuch, mal läuft sie alleine. Mit ihren Mitbewohnern geht sie leider nur selten vor die Tür, denn diesen fehlt oft die Energie. Für alle Mitarbeiterinnen im Salon ihrer Enkelin ist Anneliese Buba einfach „die Oma“, eine feste Instanz und alle lieben sie. „Manchmal sehen wir sie nur von hinten die Straße entlanglaufen, manchmal kommt sie kurz rein und sagt Hallo und nicht selten hat sie auch schon einer zwanzig Jahre jüngeren Kundin beim Eintreten in den Salon geholfen“, sagt Angela weiter. Häufig nimmt die 51-Jährige ihre Oma auch abends mal mit nach Hause, um gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Oma zu kochen, „dann machen wir uns etwas ganz Feines und genießen die Zeit miteinander.“

Corona war eine harte Zeit für beide, „ich konnte nicht zu ihr rein, sie nicht zu mir raus – das war gruselig. Und vor allem fehlte meiner Oma ihre Bewegung. Ihre Knochen rosteten und seit dieser Zeit nutzt sie einen Rollator als Unterstützung für den Alltag.“ Der Rollator ist aber die einzige Unterstützung, die Oma Anneliese zulässt. Täglich macht sie ihr Bett, die Wahl ihrer Kleidung ist ihr sehr wichtig, häufig gibt sie ihrer Enkelin auch etwas zum Waschen mit, „ich bin noch immer Herr über mich selbst und solange wie es geht, kommt bei mir keiner rein.“

Im vergangenen Jahr feierten die beiden mit insgesamt 61 Gästen gemeinsam die 150, „das war ein so wunderbarer Tag. Jung und Alt, Familie und Freunde – alle kamen zusammen. Die Stimmung war so besonders.“ Natürlich ist Angela Näpflein bewusst, dass das Leben endlich ist und immer dann, wenn sie sich doch mal in den Urlaub verabschiedet, nimmt sie ihre Oma fest in den Arm. Aber in erster Linie ist sie dankbar für das Geschenk, bis heute ihre Oma zu haben, „das Leben, das ich bis hierher mit ihr gehen durfte – das ist unbezahlbar und durch nichts zu ersetzen.“

Alexandra Rohde