Seit 13 Jahren bist du als Psycho-Jones unterwegs. Wie hat sich die Partylandschaft in Mainz seitdem verändert?
Eigentlich bin ich nach Mainz gekommen, um Kunstlehrer zu studieren, aber mit den Profs hat’s nicht so ganz geklappt. An das Auflegen hatte ich noch gar nicht gedacht. Man hat mich erst mehrfach dazu überreden müssen. Damals gab es noch sehr viele Partys an der Uni, die Stadt war noch nicht so relevant wie heute. Viel spielte sich ab in Muschel, Studihaus und dem Kulturcafé, das damals aber kein Flair hatte. Ich habe den Laden immer dekoriert, etwas, was ich bis heute bei all meinen Auftritten mache und spielte meistens Indie und Britpop. Meine erste Party dort hieß Disco 2000, Untertitel: The Return Of Psycho-Jones, nach einer alten Kurzgeschichte von mir. So kam ich – unbeabsichtigt – zu meinem Namen. 1999 öffnete dann die Fiszbah in der Neustadt, das Red Cat am Schillerplatz und dann fing das so langsam an, sich immer mehr in die Stadt zu verlagern: 50Grad, Schick & Schön, Safahi Lounge. Ich hatte teilweise fünf Tage die Woche zu tun, auch regional und in ganz Deutschland.
Du hast viele musikalische Konzepte erfunden, aber bis heute nicht viel Grundsätzliches verändert.
Ich wollte immer viele Sachen ausprobieren. Wenn ich gemerkt habe, irgendwo ist eine Musik überspielt, habe ich versucht, etwas anderes gemacht. Aber wenn ich dagegen das Gefühl hatte, ich muss mich zu stark verfälschen, dann mache ich lieber gar nichts.
Was magst du an deinem Job und was nicht?
Ich kann mein Hobby und meine Leidenschaft zur Musik leben. Ich komme viel herum und treffe viele Menschen. Was nervt, sind Staus auf der Autobahn oder Nachahmer. Aber davon gibt es nicht viele. Die meisten DJs kommen heute nur noch mit Laptop in den Club. Ich komme mit einer ganzen Minidisco mit Deko, Perkussion und vielen Platten. Auch die Werbung mache ich komplett selbst, das ist dann schon viel Arbeit, was auch einen hohen Einfluss auf mein Privatleben hat, zeitlich gesehen.
Wie groß ist deine Plattensammlung?
Das weiß ich gar nicht genau. Auf jeden Fall ein ganzes Zimmer voll. Eine Wand und viele Kisten. 10.000, vielleicht 20.000, ich weiß es nicht. Irgendwo dazwischen.
Du spielst viel 60ies / 70ies. Woher kommt dein Faible dafür?
Nicht nur. Aber man muss sich bewusst sein, dass viele Indie- und Britpop-Bands dort ihre Wurzeln haben. Blur waren zum Beispiel beeinflusst von The Kings, Oasis von den Beatles. Musik wird zwar immer wieder neu interpretiert, aber ich komme automatisch auch an die Wurzeln, wenn ich mich intensiv damit beschäftige.
Wie hältst du dich fit bei den ganzen Nachtschichten?
Ich rauche nicht. Zum Glück wird ja nicht mehr geraucht in Clubs. Ich nehme auch keine Drogen, was in der DJ Branche relativ selten ist. Außerdem trinke ich kaum Alkohol. Dann noch genügend Schlaf und eine gesunde Ernährung, bei mir gibt es fast nie Fleisch. Eher mal Fisch, frisches Gemüse und Gemüsesäfte. Keine Limo und Cola. Lieber Buttermilch, Trinkjoghurt und Tomatensaft – das ist gut für den Teint und bringt Salze zurück, falls man doch mal ein wenig trinkt. Ansonsten ist das Stehen hinter dem DJ-Pult auch schon eine Art Sport. Wenn ich richtigen Sport mache, dann am liebsten Joggen mit dem Hund meiner Eltern im Westerwald.
Wie sieht es mit den Groupies und dir aus?
Das ist ein Klischee bei DJs. Es gibt vielleicht ein paar, die das ausnutzen. Aber bis ich fertig bin mit dem ganzem Abbau, sind die Mädels meistens mit irgendwelchen anderen Typen losgezogen, weil es den meisten Mädels egal ist, mit welchem Typen sie nach Hause gehen, wenn sie auf so was aus sind. Wenn ich zurückschaue auf mein DJ-Dasein, ich hab höchstens zwei oder drei Mal eine Telefonnummer zugesteckt bekommen und ein Mal habe ich mich mit einer der Damen getroffen, mit der ich dann auch kurz zusammen war. Aber alles andere … nö.
Auf was für einen Typ Frau steht Psycho-Jones?
Am besten nicht zu besoffen und nicht vor meiner Nase mit jedem Typen rummachen. Kann ruhig auch gar nicht so auffällig sein, aber doch irgendwie verrückt und flippig. Ich bin da viel offener als die Damen denken und auch kein sonderlich Schlimmer. Wichtig wäre möglicherweise noch ein ähnlicher Tag-Nacht-Rhythmus.
Wie flirtest du?
Blickkontakt, lächeln und wenn das nicht reicht dann … Pech gehabt.
Wie könntest du dir eine Zukunft vorstellen neben dem Auflegen?
Ich möchte mehr Musik selbst produzieren, sei es in Bands oder am Computer. Durch eigene Produktionen kann man auch seinen Marktwert als Künstler steigern. Ich würde auch gerne etwas Interessantes, Neuartiges mit meiner aktuellen Band machen. Wobei es schon im 60ies Garage Punk Stil sein sollte, als auch eingehend melodisch. Vielleicht schreibe ich auch eines Tages ein Buch über das Nachtleben in Mainz in den letzten 20 Jahren.
Interview: David Gutsche
Foto: Ramon Haindl
Nettes Interview! Ich glaube er meinte The Kinks statt The Kings, oder?
haha, hej juliane
richtig, david meinte die kinks 😉
gruss
pj