Aufgrund der gestiegenen Sicherheitsauflagen und damit verbundenen Kosten, will der Mainzer Carneval Verein MCV den Zugang zum Schillerplatz am 11.11. über Kauftickets regeln. Präsident Schönig: „Wir haben einen moderaten Preis von 7 Euro gewählt, dafür können alle Närrinnen und Narrhallesen den ganzen Tag von 11:11 Uhr bis 21:45 Uhr auf dem Schillerplatz feiern, tanzen, lachen, schunkeln und singen. Und da der 11.11. dieses Jahr auf einen Samstag fällt, haben wir das Programm ausgeweitet und werden die Narrenschar bis 21:45 Uhr unterhalten und nicht wie sonst üblich um 17:30 Uhr beenden.“ – Die Tickets waren allerdings schon nach Stunden ausverkauft.
Auf der MCV-Bühne am Schillerplatz werden im Laufe des Tages die musikalischen Stars der Fastnacht auftreten wie Thomas Neger und die Humbas, die Hofsänger, Oliver Mager, die RotRockRapper sowie Pit Rösch. Gegen 18:30 Uhr wird dann die Coverband „Steplight“ das Publikum unterhalten. Moderiert von Lilli Neger wird die Bühne gemeinsam mit RPR1 betrieben.
In diesem Jahr gilt am 11.11. ein Glasverbot am Schillerplatz, der entsprechend eingezäunt wird, um auch Tascheninhalte kontrollieren zu können. Die Kontrollen werden vom MCV und seinem Sicherheitsdienst übernommen. „Wir appellieren an alle Närrinnen und Narrhallesen, auf Glas und – wie auf vielen Festen und in den meisten Fußballstadien inzwischen üblich – auf größere Rucksäcke oder Taschen zu verzichten, damit alle gemeinsam friedlich feiern können“, so Schönig. Die Tickets für den 11.11. waren online buchbar über die neue Homepage des MCV. Hier wurde direkt auf der Startseite ein Button „Tickets für den 11.11.“ eingerichtet. Bereits nach 4 Stunden waren über 5.000 Tickets verkauft.
Eine Entschuldigung vom MCV erfolgte heute in Form eines Interviews:
Warum wurde der Ticketverkauf nicht über die Presse angekündigt?
Wir dachten ehrlicherweise, wenn wir ohne großes Tamtam mit dem Kartenverkauf beginnen, dass es dann keinen allzu großen Ansturm geben wird. Man mag uns da Naivität vorwerfen, aber das war tatsächlich unser Gedanke. Es kam anders und wie ein Schneeballsystem sind wir von Kartenwünschen überrannt worden. Während wir uns im Vorfeld noch darüber Gedanken gemacht haben, ob wir bei einem Ticketpreis von 7 Euro überhaupt alle Karten loswerden, hat das nach dem Verkaufsstart die Närrinnen und Narrhallesen, die beim 11.11. dabei sein wollen, in keiner Weise abgeschreckt.
Nun sind viele Garden und Vereine sauer, dass sie keine Karten bekommen konnten. Was sagt der MCV dazu?
Die Garden und Vereine sind ein wesentliches Element der Mainzer Fastnacht und viele Aktive des MCV sind ja auch Mitglied in anderen Vereinen und viele sind Gardemitglieder. Und es tut uns wirklich leid, dass wir hier nicht alle Garden rechtzeitig eingebunden haben. Wir entschuldigen uns an dieser Stelle bei allen Garden und Vereinen – und werden diese zukünftig früher einbinden.
Aber auch Nicht-Vereinsmitglieder, die keine Tickets bekommen haben, fühlen sich nicht mitgenommen.
Es tut uns in der Tat für jeden Leid, der unbedingt dabei sein will und kein Ticket bekommen hat. Aber zur Wahrheit gehört leider auch, wie auch immer wir es gemacht hätten, ob mit drei Wochen Vorankündigung oder an mehreren Terminen – es dürfen nur maximal 9.000 Personen auf den Schillerplatz. Das heißt, wir werden immer Enttäuschte haben, wenn sie nicht zum Zug gekommen sind. Und die technischen Herausforderungen werden ja umso größer, je mehr Menschen gleichzeitig versuchen an die Tickets zu kommen.
Aber so gab es doch auch technische Probleme?
Das hatten wir eigentlich ganz gut im Griff. An dieser Stelle möchte ich unseren Aktiven, die am Sonntag allesamt ehrenamtlich in ihrer Freizeit hinter den Kulissen gewirkt haben, ganz herzlich danken. Bei aller Kritik war es auch ein unglaublicher Erfolg, dass wir in 9 Stunden alle angebotenen Tickets online verkauft haben. Es gab nur einmal am Anfang einen zehnminütigen Serverausfall und dann noch mal nach rund zwei Stunden für fünf Minuten, ansonsten lief das technisch gesehen für die allermeisten ziemlich gut. Wir haben das Ticketing ja gemeinsam mit einem professionellen Dienstleister gemacht. Dass es zu Wartezeiten kommen musste, war logisch. Und dass auch der eine oder andere technische Probleme bekam, tut uns aufrichtig leid, aber woran das letztlich lag, lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.
Nun liegt der Vorwurf im Raum, dass sich nur das online-affine, junge Partyvolk Tickets sichern konnte.
Wer behauptet denn sowas? Wer Tickets bekommen hat, werden die Kritiker erst am 11.11. sehen können. Aber zu glauben, auf Facebook und in der MCV-Community sind nur 20-jährige Party-Gänger, der irrt. Wir haben Follower in allen Altersklassen. Wir mussten ja am Sonntag unzählige Anfragen beantworten. User, Freunde, Aktive, auch Gardisten und Mitglieder von Fastnachtsvereinen, das ist ein bunter Mix quer durch alle Altersklassen, darunter auch viele Ü50 und Ü60 – und alle, die uns kontaktiert haben, sind an Tickets gekommen. Ich weiß von einzelnen Vereinen, die sich dutzende Karten gesichert haben. Wenn man den Social-Media-Experten glauben schenken darf, sind auf Facebook eher die älteren Internetnutzer und es wird dann auf Instagram jünger und die Jüngsten nutzen Tiktok. Kurzum: Diesen Vorwurf finde ich unlauter und absolut spekulativ.
Warum dürfen eigentlich nur 9.000 Personen auf den Schillerplatz?
Wenn sie Veranstaltung dieser Größenordnung planen, müssen sie vorab ein Sicherheitskonzept erstellen, wir haben dazu auch im Vorfeld in mehreren Ämterrunden mit den Vertretern der Stadt Mainz, Polizei und Feuerwehr zusammengesessen und über die Veranstaltung, und dort auch über den Ticketpreis informiert. Das Sicherheitskonzept ist der Maßstab, an den wir uns halten müssen. Da geht es um viele Einzelheiten: Zugänge, Laufwege, Fluchtwege. In diesem Fall haben wir ja auch noch das Glasverbot. Das heißt, um ein Glasverbot auf dem Schillerplatz durchführen zu können, müssen wir die Veranstaltungsfläche einzäunen und mit Sicherheitspersonal die Personen kontrollieren. Und das Programm am Schillerplatz läuft ja auch noch bis abends, weil es ein Samstag ist, also viel länger als sonst, also werden wir auch länger Personal vorhalten müssen. Das macht es aufwändig und leider auch teuer.
Und so kamen Sie auf die Idee 7 Euro Eintritt zu nehmen?
Wir wollten in jedem Fall einen moderaten Eintrittspreis. Wer alles mitnimmt, der erhält elf Stunden Programm für sieben Euro. Da kann man eigentlich nicht meckern. Wenn wir jetzt sehen, dass innerhalb weniger Stunden 9.000 Personen zum 11.11. kommen wollen und viele Tausende vielleicht nicht zum Zug gekommen sind. Dann mag man sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn alle unkontrolliert am 11.11. am Schillerplatz aufgelaufen wären. Nur zum Vergleich, im vergangenen Jahr als wir keinen Eintritt genommen haben, ist der MCV mit über 30.000 Euro Verlust aus der Veranstaltung rausgegangen. Das können wir uns leider nicht mehr leisten.
Übrigens zum Vergleich für diejenigen, die angekündigt haben, dass sie nun lieber nach Köln gingen: In Köln kosten die normalen Tickets am 11.11. am Heumarkt zwischen 11,11 und 33,33 Euro, am Tanzbrunnen das Stehplatz-Ticket 39,50 Euro.
Hätten Sie nicht die Veranstaltungsfläche vergrößern können?
In den Fastnachtstagen von Weiberdonnerstag bis Rosenmontag geht das, aber nicht am 11.11. Sie müssen ja den Straßenverkehr und vor allem auch den Busverkehr an der Ludwigsstraße aufrechterhalten. Eine größere Veranstaltungsfläche ist am 11.11. leider keine Option.
Haben Sie denn trotzdem noch ein Angebot für die Garden und Vereine?
Was wir ja ohnehin von vornherein eingeplant haben, sind die Garden, die traditionell am 11.11. einmarschieren, die kommen in jedem Fall auf die Fläche wie auch die Schwellkoppträscher. Außerdem sind wir Mitglied in der Mainzer Fastnacht eG und da werden wir in jedem Fall den dortigen Mitgliedern ein Angebot für ein Kartenkontingent machen. Darüber hinaus laden wir ebenfalls traditionell Vertreterinnen und Vertreter von fast allen Vereinen in den Osteiner Hof ein, um von hier aus die Narrenproklamation mitzuerleben.
Was sagen Sie zu dem Vorwurf, der Ticketverkauf sei ein Rohrkrepierer geworden?
Also ein Rohrkrepierer war es mit Sicherheit nicht, der Ticketverkauf hat ja funktioniert. Man kann sich allenfalls darüber beschweren, dass wir den Ticketverkauf noch transparenter gestalten hätten können. Und genau das werden wir im kommenden Jahr auch machen. Wir wollen natürlich besser werden und wir wollen auf keinen Fall unsere befreundeten Garden und Vereine verärgern. Bedenken sollten man dabei, dass wir an Fastnacht Großveranstaltung organisieren und das auf ehrenamtlicher Basis und deshalb ist ein Vergleich mit professionellen Organisationsstrukturen, die um ein Vielfaches teurer wären, an dieser Stelle nicht fair.
Wie hoch war das soziale Engagement, um die sozial schwachen Mitmenschen (finanziell schwach oder beeinträchtigt) zu inkludieren? Gab es dazu ein Ticketkontingent?