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Der König der Cocktails: Marcus Schuler auf dem Weg zum Cocktail-Weltmeister

Mit seinem Cocktail „The last Dance“ den er mit Whisky der Insel Sylt, Bananen- und Aprikosenlikör, einem Absinth und einem orientalischen Bitter kreierte, schaffte Bernie es ins Finale

Viel herumgekommen ist er in seinem Leben. Der eine oder andere kennt ihn noch aus Deja-Vu-Zeiten aus der Dagobertstraße, andere von noch ganz anderen Läden wie dem Lescalier, der Clan-Disco, aber er war auch schon auf Schiffen wie der AIDA unterwegs und sonst wo in der Weltgeschichte, und nach einer Corona-Pause hat es ihn seit geraumer Zeit in die neue Rheinhattan Bar in der Neutorstraße verschlagen: Markus Schuler alias „Bernie the Cocktailmixer“ (sein alter Nachname war mal Berninger). Seit mehr als 38 Jahren steht er hinter dem Tresen und mixt seine Cocktails und mehr. Dazu kam er durch Zufall, da in der Disco, in der er damals als DJ arbeitete, der Barkeeper ausgefallen war. Seitdem führt ihn seine Leidenschaft zu Drinks durch die ganze Welt.

Meistertitel im November
Nun macht Bernie wieder von sich reden. Zuletzt wurde er im Juni Deutscher Cocktailmeister und vertritt Deutschland dadurch Ende November auf der IBA World Cocktail Championship in Rom. Hier geht es um nichts Geringeres als um den großen Traum, Cocktail-Weltmeister 2023 zu werden. Auch für den internationalen Cocktailwettbewerb „Drinks Open“ war der 56-Jährige mit seinen Spirituosen-Künsten Anfang Mai in die Schweiz gefahren und hat es in die Top drei des Wettbewerbs geschafft. Auf den Deutschen „German Bartenders Guild“ Masters konnte er die Fachjury mit seiner neuen Version eines New Orleans Sazerac-Cocktails überzeugen und so das gesamte restliche Teilnehmerfeld hinter sich lassen. Nebenbei hat Bernie noch kurz vorher den deutschen Vize- Meistertitel der alkoholfreien Deutschen Cocktailmeisterschaft gewonnen.

Selbstgemacht
1992 nahm der Mainzer an seinem ersten Wettbewerb teil. In den vergangenen Jahrzehnten hat er immer mehr Auszeichnungen erhalten. Das Motto dieses Jahr: Twist the past. „Erfinde einen alten Cocktail neu“, sagt Bernie, „denn darum geht’s beim Cocktailmixen, sich immer wieder neu zu erfinden und innovativ zu arbeiten. Heute haben wir Techniken, von denen wir früher von geträumt haben …“ Sogar seine Sirups und Bourbons stellt er selbst her, bis zur eigenen Veredelung von Whiskys und Rums. So wartet er momentan etwa auf Bio-Walnüsse au Grenoble … Am besten, man schaut selbst mal vorbei in der Neutorstraße und wirft einen Blick in die Karte.

Relax-Bar
In der Altstadt liefert er diese Form der Unterhaltung: Bernies Flüsterbar (aus dem Englischen: Speakeasy) orientiert sich an Old English Bars mit Jugendstil-Elementen. Eintreten kann nur, wer zuvor geklingelt hat und wem Einlass gewährt wurde. Den erwarten dicke Chesterfield- Couches, eine Juke-Box, Kronleuchter und barocke Engel, an den Wänden Bernies gesammelte Urkunden und Werke. „Die Bar ist zum Genießen gedacht“, so Bernie, der keinen Stress mehr will. Daher ist an Fastnacht & Co. auch geschlossen. Denn nebenbei kümmert er sich auch noch um seine drei Söhne (28, 23 und 5 Jahre): „Wegen dem Kleinen mache ich das hier noch eigentlich, sonst wäre ich längst in Rente“, lacht der Macher-Typ, der ein wenig an einen Piraten erinnert mit Doppelohrring, Tattoo und seinem Faible fürs Reisen: „Aber wenn ich Weltmeister werde, dann mach ich nächstes Jahr ruhiger. Dann will ich was an die Jugend weitergeben.“ Bestimmt …

Text David Gutsche