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Radschnellweg Mainz-Wiesbaden in Planung

In 30 Minuten vom Hauptbahnhof Wiesbaden zum Hauptbahnhof Mainz – per Fahrrad. Eine neue Radschnellverbindung zwischen den beiden Nachbar-Landeshauptstädten könnte dies möglich machen. Sechs Jahre nach einem entsprechenden Beschluss der Wiesbadener Stadtverordneten stellte nun das dänische Planungsbüro Ramboll die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor.

Bei einem gemeinsamen Pressetermin mit dem Wiesbadener Verkehrsdezernenten Andreas Kowol und seiner Mainzer Amtskollegin Janina Steinkrüger präsentierten Vertreter des Kopenhagener Planungsbüros Ramboll Überlegungen und Optionen.

„Normalizing Cycling“ – so die Devise der Planer. Projektleiter Torsten Perner beschrieb das Potenzial eines Radschnellwege: Auf rund 3.000 Nutzer täglich bezifferte Torsten Perner, Projektleiter bei Ramboll, das Volumen für die Schnellroute. 15.000 bis 19.000 Radfahrende könnten von kürzeren Reisezeiten profitieren, täglich 1.200 bis 1.500 PKW-Fahrten eingespart oder auf das Fahrrad verlagert werden. Die Strecke von etwa zwölf Kilometern, für die Radfahrende derzeit im Schnitt vierzig Minuten brauchen, könnte in 30 Minuten bewältigt werden – und das auch komfortabler.

Hohe Kosten, unstrittiger Sinn
Dass eine Radschnellverbindung Sinn machen würde – auch volkswirtschaftlich trotz hoher Kosten von 1 bis 2 Mio. Euro pro Kilometer, wie Perner betonte – scheint unstrittig. Die große Frage ist, wo genau die Route langführen und wie sie gestaltet werden könnte. Die Studie identifiziert fünf Streckenabschnitte mit vier bis sieben Abschnittsvarianten. Nur einer der Abschnitte würde durch Mainz verlaufen, hier gibt es sechs Routenoptionen, vier davon von der Kaiserbrücke aus. Dort soll zudem eine bessere Auffahrtmöglichkeit für Radler entstehen, ebenso auf der Wiesbadener Seite.

Die Brückenfrage
Der kürzest mögliche Weg wäre die Kaiserbrücke. Diese müsste verbreitert werden, was einige Millionen kostet. Eine Route über die Theodor-Heuss-Brücke wäre ein Umweg, die Umbaukosten hier werden mit 700.000 Euro veranschlagt, zwei der vier Spuren für den motorisierten Verkehr müssten dran glauben. Denkbar wäre auch eine neue, „pure“ Fahrradbrücke zwischen dem Kasteler Rathenauplatz und der Mainzer Kaiserstraße – mit einer Kostenschätzung über 44 Mio. Euro.
Die Kaiserbrücke erhält unabhängig davon eine größere Rampe als Auffahrt, auf der die Radfahrer den zehn Meter Höhenunterschied überwinden. Das Projekt wird mit 3,4 Mio. Euro vom Bund gefördert. Auf der Wiesbadener Seite ist eine engere Spindel vorgesehen. Beide Projekte sollen Mitte 2024 vergeben werden mit einer Fertigstellung im Jahr 2025. Die Treppe auf der Mainzer Seite bleibt erhalten, in Wiesbaden könnte eine neue Treppe in der Mitte der Spirale errichtet werden.

Auf zeitliche Prognosen, ob und wann die Radschnellverbindung angegangen werden könnte, wollte sich noch niemand festlegen. „Der nächste erforderlich Schritt ist eine Grundsatzentscheidung, ob ja oder nein – dann geht es in die Objektplanung“, sagte Sascha Baron, Leiter Verkehrsplanung im Wiesbadener Tiefbauamt: „Wir befinden uns noch auf hoher Flughöhe, diese ist aber schon sehr genau“.

Der Siegerentwurf des Architekturbüros Sauerzapfe aus Berlin sieht eine Spirale hoch auf die Kaiserbrücke vor.

SPD Mainz: Eine Zukunftsaufgabe

Als zukunftsweisendes Verkehrsprojekt begrüßt die Mainzer SPD die Überlegungen für einen Radschnellweg zwischen den beiden Landeshauptstädten: „Mit einem solchen Radschnellweg würde die Mobilität im westlichen Rhein-Main-Gebiet wesentlich verbessert“, erklärten die beiden SPD-Vorsitzenden Mareike von Jungenfeld und Christian Kanka. „Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad. Es ist preiswert, umweltschonend und praktisch. Die Politik muss auf die zunehmende Bedeutung dieses Verkehrsmittels Antworten finden. Eine Antwort sind die Radschnellwege, die inzwischen vielerorts geplant und gebaut werden. Es ist richtig, mit einer solchen Planung auch in Mainz und Wiesbaden zu beginnen, zwei Städten mit zusammen fast 600.000 Einwohnern.“
Von Jungenfeld und Kanka sprachen sich für eine rasche, konstruktive und zielorientierte Debatte über das Projekt aus. „Wer die Mobilität in unserer Region sichern und verbessern und wer Klimaschutz ernst nehmen will, kommt um ein solches Projekt nicht herum. Der Radverkehr muss ausgebaut werden, ebenso der Öffentliche Personennahverkehr. Das ist eine Zukunftsaufgabe, die wir sofort in Angriff nehmen müssen.“