Es gab Zeiten, da pappten sich Opel-Fahrer einen Aufkleber aufs Blech. „Opel fahr’n is wie wennze’ fliechst“ war da zu lesen. Opel war Kult, auch wenn die Marke schon lange den Amerikanern gehörte, heute den Franzosen. Manch ein Wagen schrieb Geschichte. Vor allem die Proll-Schüssel Manta B, der 1975, also vor 40 Jahren, auf der IAA vorgestellt und ins Programm des Rüsselsheimer Herstellers genommen wurde.
Mit dem Manta 400, einem beflügelten Muskelpaket von 280 PS, gelang 1984 der Sieg bei der Rallye Paris–Dakar in der Kategorie Auto ohne Allradantrieb. Und ohne das ein oder andere Mal von den Dünen der Sahara abzuheben hätte der 400 wohl nicht gewinnen können.
Fanclub vor Ort
Jede Mange Fanclubs begleiteten die Marke und erwarteten mit Spannung neue Modelle. Einer davon mitten in Rheinhessen, Dorn-Dürkheim im Landkreis Mainz-Bingen. Auf der Suche nach den Opelfreakz Rheinhessen finden wir das Haus von Alex Siemens, ein bärtiger Koloss von einem Kerl und seines Zeichens stolzer „El Cheffe“ des Opelfanclubs. Als sich die Gruppe befreundeter Opelliebhaber im Jahr 2005 zusammentut, zählt sie um die zwanzig Mitglieder. Alex selbst ist schon seit 1994 in der Szene aktiv: „Damals bin ich drei Jahre lang jeden Tag in die Personalabteilung von Opel gelaufen und hab nach ‘nem Job gefragt.“ Seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Alex fängt an, Autoteile zusammenzubauen und wechselt später bis 1999 in die Qualitätssicherung.
Trophäen-Sammlung
Heute kommt die Szene auf gerade mal drei bis fünf Veranstaltungen pro Jahr. Opel war mal was, das Image ging verloren. Umso wichtiger ist es da, den regelmäßigen Kontakt zwischen den Clubmitgliedern zu pflegen. Das wichtigste Event des Jahres findet am Vatertag statt. Dann rollen alle Opelfanclubs aus der Region an. Es gibt verschiedene Wettbewerbe, bei denen ausgewählte Preisrichter ihre Titel verleihen: bester Vertreter der einzelnen Opelmodelle, ältestes Fahrzeug oder schönster Oldtimer. Die Opelfreakz sind darin recht erfolgreich: In Alex‘ Wohnzimmer gibt es kein Regal, das sich nicht unter der Last zahlreicher Pokale biegt. Beim Schrauben und Tunen fließt jede Menge Geld in die Autos. Viele Opelfans stecken mehrere Zehntausende in ihre geliebten Karren, sodass man auf den Opeltreffen ganze Eigentumswohnungen auf vier Rädern bestaunen kann. „Man kann aus allem was machen und wir wollen nicht, was alle haben“, fasst Alex die Philosophie zusammen.
Treffen im Clubheim
Der gesellige Rheinhesse und ich gehen an Bord der „1040kg Himbeere“, wie er sein Spaßauto getauft hat. Klapprig und wackelig ist der himbeer-pinke, getunte Opel Kadett E von 1989. Deshalb sollten Mädels laut Alex „besser nur mit Sport-BH“ mitfahren. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das Clubheim. Vor der Tür wacht das Maskottchen „Herbert“, ein Wohnmobil aus dem Hause Opel. „Zu seinen Produktionszeiten um 1979 verlangte der Hersteller noch 54.000 Mark für „Herbert“, aber wir haben ihn 2012 für zwei Bierkisten erstanden.“
Jeden Sonntag treffen sich die Opelfreakz im Club zum Grillen, Fachsimpeln und Austauschen. Auch drei leidenschaftliche weibliche Tuner sind mit dabei, eine davon heißt Anna: „An meinem Auto ist alles selbstgemacht“, verrät sie stolz. „Die Opelszene ist schon lange keine reine Männerdomäne mehr, auch viele Frauen haben Gefallen daran gefunden, ihren Opel zu individualisieren.“ Trotzdem gehen dem Verein schleichend die Mitglieder aus. Man sucht händeringend nach Nachwuchs. Alex wünscht sich eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die nicht nur die Liebe zu Opel teilen, sondern auch in anderen Lebensbereichen füreinander da sind. Denn, so resümiert der sanfte Riese, „wenn jeder jedem helfen würde, wären alle glücklich“.
Text: Viktoria Lotz Fotos: Stephan Dinges