Text: Sophia Weis
Fotos: Elisa Biscotti
Wer ein Stück Nordamerika in Rheinhessen sucht, der ist bei den Spielern des Mainzer Lacrosse-Teams genau richtig. Bewaffnet mit Helm, Brustschutz und Trikots im Blau der USNavy tritt die Herrenmannschaft der Mainz Musketeers auf den Rasen und brüllt nach amerikanischer Tradition vor jedem Spiel zur Motivation ihren Cheer „3-2-1 Mainz – Bring it!“. Beim Lacrosse werden Elemente aus American Football, Feld- und Eishockey sowie Fußball vereint. Mit einem über einen Meter langen Schläger, an dessen Ende ein Netz befestigt ist, versuchen die Spieler, einen kleinen Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Dabei ist viel Geschicklichkeit gefragt, aber auch Schnelligkeit und eine gute Taktik, weshalb es auch ‚the fastest game on two feet‘, also das schnellste Spiel auf zwei Beinen, genannt wird.
In diesem Jahr feiert die Mainzer Lacrosse-Mannschaft ihr fünftes Jubiläum: „Als im Frühjahr 2006 das erste Training stattfand, waren es nur eine Handvoll Spieler. Aber seitdem hat sich viel getan und heute haben wir mehr als 50 Mitglieder“, freut sich Gerold Frede, einer der ersten Spieler des Teams. Mit dem Sport-Netz Mainz e.V. war damals glücklicherweise schnell ein Träger gefunden, sodass gemeinsam mit der Stadt Plätze für ein regelmäßiges Training organisiert werden konnten. Heute spielen die Herren in der Zweiten Bundesliga West und wollen diese in der kommenden Saison auf jeden Fall als Beste abschließen, um in die Erste Bundesliga aufzusteigen. Auch eine Frauenmannschaft haben die Musketeers und sind außerdem sehr engagiert in der Nachwuchsförderung. Seit 2009 gibt es eine Jugendabteilung und das Team kooperiert mit Schulen der Region, besucht dort den Sportunterricht und erteilt Trainingseinheiten, um auf die in Deutschland noch recht unbekannte Sportart aufmerksam zu machen.
Indianische Wurzeln
Seinen Ursprung hat Lacrosse bei den Indianern der amerikanischen Ostküste. Sie nutzten es als Training für die Jagd, aber auch als Vorbereitung auf den Krieg. Zusätzlich diente der Wettkampf als Möglichkeit zum Handeln unter den Stämmen. Der Gewinner bekam die jeweilige Ware, in Rückspielen konnte sie dann wieder zurückgewonnen werden. Im 17. Jahrhundert wurde Lacrosse zum ersten Mal von französischen Missionaren dokumentiert. Der Name wird auf die Bezeichnung ‚jeu de la crosse‘ (Spiel mit dem Stab) zurückgeführt, da diese Bezeichnung in Frankreich für jegliche Art von Stockspielen verwendet wurde. 1844 fand in Montreal das erste dokumentierte Match zwischen Indianern und Weißen statt, 25 Jahre später wurde ein verbindliches Regelwerk veröffentlicht. Zur selben Zeit entstand in Kanada die National Lacrosse Association (NLA), in den USA wurden 1877 die ersten Vereine gegründet. Einige Jahre später kam der Sport über England nach Australien und Neuseeland, bis er sich im Laufe der Zeit auch im kontinentalen Europa verbreitete.
So richtig auspowern
Das heutige Frauenlacrosse ist dem der Indianer von damals sehr ähnlich. Ein flacheres Netz, in dem der Ball nicht so leicht hängen bleibt, und das Verbot von Körperkontakt machen das Spiel technisch anspruchsvoll und elegant. Bei den Herren geht es deutlich härter zu, ihr Spiel ist sehr kampfbetont und Körperkontakt ist erlaubt, weshalb sie auch im Gegensatz zu den Damen umfassende Schutzkleidung tragen. „Beim Lacrosse kommt es auf eine Vielzahl von Fähigkeiten an und zudem kann ich mich gut auspowern“, erzählt Gerold. „Außerdem gibt es bei uns ein tolles Zusammengehörigkeitsgefühl. Unser Motto lautet ‚Drei Mannschaften – Ein Team‘. Wir unternehmen auch außerhalb des Trainings viel miteinander, schauen uns Lacrossespiele aus den Staaten an und fahren im Sommer gemeinsam auf Turniere.“
Ein weiterer Reiz am Lacrosse besteht für viele Spieler in der Exklusivität des Sports. Landesweit gibt es nur 46 Vereine, was die Wahrscheinlichkeit, in einer hohen Liga spielen zu können, stark erhöht. Für die Mainz Musketeers hat seit Mitte September wieder eine spannende Saison begonnen. Wer sich die Spiele live anschauen oder mittrainieren möchte, ist herzlich willkommen.