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Kleinkunst im Umland: Die Keiffenheims

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von Ulla Grall und Frauke Bönsch (Fotos):

„Er heißt Martin und ich heiße Martina – da dachte ich, das kann ich mir merken“, sagt Martina Keiffenheim. Und Martin führt aus: „Es war 1987. Ich war damals noch Kameramann, und wir hatten verschiedene Drehtermine bekommen, auch einen in Heidelberg. Da ist so eine arrogante Tussi vom ZDF, wurde mir gesagt…“ Aber Martina entpuppte sich dann doch gar nicht also so arrogant, sondern eher nervös. Denn es war ihr erster Dreh für die neue Firma und dann gleich ein Interview mit Schwimmolympiasieger, Welt- und Europameister Michael Groß. Und dabei hat es gefunkt. Martina und Martin wurden ein Paar.

Sie kommt aus Wiesbaden, er aus Mayen bei Koblenz. Zunächst lebten beide im schönen Bad Dürkheim, bis sie 1990, jobbedingt, nach Saulheim hier in die Nähe kamen. Martina ist von Hause aus Radio- und Fernsehredakteurin. Seit einiger Zeit macht sie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für eine Verbandsgemeindeverwaltung: „Ich schreibe gern. Aber eigentlich wollte ich mal Schauspielerin werden.“ Ihr Vater war Orchestermusiker im Wiesbadener Staatstheater, daher die Affinität zur Bühne. Studiert hat sie stattdessen Sport und Germanistik auf Lehramt, fand aber dann ihren Beruf über ein Praktikum beim ZDF. Später, beim SWR, „konnte ich mit Schauspielern kleine Spielfilme drehen, kam also praktisch auf Umwegen wieder dahin, wo ich eigentlich sein wollte.“

Eine Hofreite in Saulheim

Martin war dagegen Regisseur bei SAT 1 vor Ort. Die wollten dann umziehen: „Um ein Haar wären wir in Köln gelandet, dann hieß es: Berlin.“ Er zuckt die Achseln: „Das war für mich der Grund, zum ZDF zu wechseln.“ Also blieb er hier und es wurde Zeit, nach etwas zum Wohnen zu suchen. Aber das war nicht ganz einfach. „Wir haben ein Jahr lang gesucht. Entweder eine Altbauwohnung in Wiesbaden oder sowas, wie wir jetzt haben, in der Umgebung von Mainz“, erinnert sich Martin. Martina schaltete dafür eine Anzeige und Martin verdreht die Augen: „Für das Geld hätten wir wunderbar essen gehen können.“

Doch dann meldete sich der Besitzer einer Hofreite in Saulheim und Martin und Martina waren seine „Wunschkäufer“. „Am Haus war viel zu machen“, erinnert Martin sich. „Mein Vater ist Schreinermeister, der hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.“ Martina ergänzt: „Es war klar, es kommt eine Menge auf uns zu. Aber wenn man immer alles so genau vorher wüsste, würde man wohl manches lassen.“ Das Haus wurde entkernt. Aus fünf kleinen Räumen im Parterre wurde ein großer Küchen- und Essbereich. Bis 2000 dauerte die Renovierung insgesamt, zwischenzeitlich wurde Martina schwanger. Ihr Sohn ist heute 24. Und das Haus ein echtes Schmuckstück. Aber da war ja noch die Scheune…

boensch_vipridays16_img_0346Der Traum vom Theater

„Ursprünglich wollten wir aus der Scheuer ein Ärztehaus machen, dann dachten wir an zwei Maisonettewohnungen, andere Ideen folgten, und schließlich kam der Geburtstag meiner Schwiegermutter“, erzählt Martin. Die schwärmte immer von Tilla Durieux und deren „Ein-Frau-Stück“, das sie in einem Wiesbadener Theater gesehen hatte. Martina erinnert sich genau: „Ich castete eine Stuttgarter Schauspielerin. Die hatte das Stück drauf. Es wurde die erste Aufführung im neu zu gründenden Theater.“

Martina suchte Sponsoren und zog das Ganze wider jeglichen guten Rates durch. In Martin fand sie Unterstützung. Seine Devise: „Das Theater muss kein Geld verdienen, aber es darf uns auch nicht die Existenz kosten. Natürlich können wir nicht die Gagen zahlen wie die großen Häuser, dafür können wir Bedingungen garantieren, die den Künstlern die Auftritte sehr angenehm machen.“

Im Juni 2017 feiert die „KleineKUNSTBÜHNE“ in Saulheim ihren 15. Geburtstag. „Das Programm hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Anfangs war mehr Schauspiel, mittlerweile liegt der Schwerpunkt bei Kabarett und Comedy.“ Martina Keiffenheim ist mit Recht stolz darauf: „Von Anfang an haben sich Künstler bei uns beworben. Tobias Mann hatte hier sein „Coming out“ als Solokünstler. Und unser Publikum kauft auch `blind´ was wir anbieten, denn wir haben sein Vertrauen gewonnen.“

Gemeinsame Hobbys

Durch ihren Sohn, den Sport und das Theater sind die Zwei in Saulheim fest verwurzelt. Martin meint: „Da wir viel unterwegs sind, schätzen wir die Ruhe hier.“ Für andere Hobbys bleibt trotzdem noch Zeit. Eine riesige Bücherwand im Dachgeschoss wird eifrig genutzt, man spielt Golf, er läuft Marathon, die Familie taucht oder fährt im Urlaub Ski und Martina spielt erfolgreich Tennis. „Wir verreisen gerne, weltweit, finden aber auch Weinwanderungen in der Region großartig. Uns ist nie langweilig.“

Und: „Martin entspannt sich beim Kochen, das kommt mir sehr entgegen, denn ich esse gerne.“ Seine kulinarischen Ambitionen kommen nun auch den Gästen der „Kleine- KUNSTBÜHNE“ zugute. Martin hat sich den Traum einer Profi-Küche verwirklicht und bietet pro Vorstellung „einen kleinen, feinen Gastro- Strang“, von dem alle, die ihn genossen haben, schwärmen. Und Sohn Lukas findet man wieder an der Bar – als Barmann.