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HerbstZeit – Naturausflüge nahe der City

storch

von Mara Braun   Fotos: A. Coerper

Man kann einem verregneten Herbsttag vieles vorwerfen. Zum Beispiel, dass man unterwegs nasse Füße bekommt. Doch es gibt etwas, das diese Tage unvergleichlich macht: ihr Duft. Auf dem Weg durch die naturbelasseneren Ecken von Mainz liegt der charakteristisch herbstliche Geruch über der von Nebel und Niesel verhangenen Stadt. Es ist die nasse Erde, die daraus zu riechen ist, die klare, reingewaschene Luft. Und es sind die feuchten Blätter, die rot und golden zu Boden segeln. Unser Weg führt uns zuerst in den Steinbruch Weisenau.

Der Wind fährt brausend in die Äste, dazu ertönt monoton das Rauschen der Fahrzeuge, die über die nahe Autobahnbrücke sausen. Jogger kreuzen den Weg, Hundebesitzer gehen mit ihrem Vierbeiner Gassi. Es ist Herbst geworden, doch obwohl der dieser Tage bisweilen ungemütlich ist, zeigt die Natur sich gerade von einer ganz besonderen Seite, die man nur in dieser Jahreszeit genießen kann. Wer in und um Mainz Idylle fern der städtischen Hektik sucht, stellt sehr schnell zwei Dinge fest: erstens, es gibt sie und zweitens: Die nächste Autobahn ist meist nicht fern.

So kommt es, dass die Autos oftmals Teil des Grundrauschens an der frischen Luft sind, wie im renaturierten Steinbruch. Um den zu besuchen, empfiehlt sich die Anreise per Bus (Haltestelle Zur Alten Portland, Linien 60, 61, 63), denn am alternativen Zugang über den Höhenweg gibt es nur wenige Parkplätze. Das Areal selbst diente lange dem Abbau von Kalkstein für die Zementproduktion, und abgesperrte Flächen sowie Warnschilder künden bis heute von der ehemaligen Nutzung.

Die angelegten Wege schmiegen sich sanft an die Hanglage, Hinweisschilder geben Auskunft über weiterführende Wanderstrecken und der Ausblick Richtung Rhein vom Höhenweg erinnert beruhigend daran, wie nahe am Puls der Stadt man sich hier befindet. Wer Natur genießen und sich zugleich bilden möchte, kann den Geopfad ablaufen, der am besten über die Fußgängerbrücke auf Höhe der Wormser Straße zu erreichen ist. Entstanden im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2011 bietet dieser auf zahlreichen Infotafeln Wissenswertes über die Geschichte des Steinbruchs.

Mainzer Wälder                                              

Wer einfach mal beim Joggen die Seele baumeln lassen und den Kopf abschalten will, ist im Gonsenheimer Wald gut aufgehoben. Dort schützen bei leichtem Regen nicht nur die Bäume vor Wasser, der sandige Boden sorgt zudem dafür, dass die Feuchtigkeit schneller versickert als anderswo und so keine Probleme beim Sport bereitet. Drei Strecken mit Längen von 6, 10 und 15 Kilometern sind für Läufer und Walker beschildert. Ein Plan des kompletten Geländes ist auch online abrufbar.

Der Begriff Gonsenheimer Wald hat sich zwar im Mainzer Sprachgebrauch vielfach durchgesetzt, die korrekte Bezeichnung lautet aber Lennebergwald. Weite Teile des unter Naturschutz stehenden Areals gehören zu Budenheim. Mit 350 Hektar etwa halb so groß ist der Ober-Olmer Wald (Nähe ZDF), der sich zum Joggen ebenso gut eignet wie zur Erkundung der Natur: Hier sind etliche gefährdete Pflanzen und Tiere ansässig.

Großer Sand

Das Naturschutzgebiet Großer Sand erstreckt sich zwischen Gonsenheim, Mombach und den Rheinauen. Das Areal, auf dem bis heute an einigen Tagen im Jahr militärische Übungen abgehalten werden, ist die Heimat zahlreicher besonders geschützter oder gar vom Aussterben bedrohter Arten. Das muss man freilich nicht wissen, um einen Rundgang auf dem weitläufigen Gelände zu genießen, dem eine mit buntem Graffiti besprühte Unterführung als ein Zugang dient.

Läuft man die leicht ansteigende Kurve hinauf und zwischen Pollern hindurch, klingt das vertraute Rauschen der angrenzenden A643 ans erholungsbedürftige Städter-Ohr, doch je tiefer man sich in die dünenartige Weite begibt, umso ferner wird das Geräusch, bis man es schließlich für brandende Wellen halten könnte. Viele Hundehalter sind hier unterwegs, manch ein amerikanischer Soldat wurde schon durch sie aufgeschreckt.

Entlang des Rheinufers

Wer den Herbst gerne auf dem Fahrrad genießen möchte, kann das auf dem Wegenetz tun, das sich hinter Mombach unter anderem Richtung Budenheim erstreckt. Ausgangspunkt dafür ist eine Schrebergartensiedlung, in der die Nutzer nun damit beschäftigt sind, ihre Grundstücke winterfest zu machen. Links und rechts des breiten Weges liegen die kleinen Gärten, in denen Kürbisse in strahlendem orange gegen den Nieselregen anleuchten und die Blumenstauden teilweise wirken, als hätten sie vom Ende des Sommers bislang noch nichts mitbekommen.

Vogelscheuchen sollen hungrige Gesellen davon abhalten, die Saat fürs nächste Frühjahr auszupicken, und gelegentlich kreuzen vereinzelte Autos den Weg. Sonst darf man sich auf den Strecken Richtung Bingen oder hinüber nach Wiesbaden auf einigen Etappen fühlen, als sei man der einzige Mensch, der diese herbstliche Stimmung genießt.

Querfeldein

Deutlich mehr Wanderer und Radfahrer tummeln sich in den Bretzenheimer Feldern, wobei sie nicht für den erheblichen Lautstärkepegel hier verantwortlich sind. Vielmehr schlagen die Krähen jede Menge Krach. Ihr imposanter Sturzflug endet oft furchtlos direkt vor den Füßen der Spaziergänger. Davon aufgeschreckt jagen sich Hasen gegenseitig durch die Felder, deren Früchte bis auf einige Reihen Kohl jetzt längst abgeerntet sind. Besonders malerisch ist der Eingang über die Fußgängerbrücke auf Höhe „In der Klauer“, die eng von Bäumen umrankt wird, deren Blätterkleid den Herbstnachmittag in bunte Farben malt. Ja, auch im Stadtraum finden sich ein paar, wenn auch wenige, Naturerlebnisse.