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Escort Service – Ware Liebe

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Text Florian Barz  Fotos Jana Kay

Sie verkaufen ihre Gesellschaft. Hier erzählen sie aus ihrem Leben.

 

Kim (27, aus Wiesbaden)

Kim arbeitet als Escort für eine Agentur. Sie trifft Kunden im gesamten Rhein-Main-Gebiet.

Zwei Stunden mit mir kosten 500 Euro, ein ganzer Tag 2300 Euro. Die Kunden bezahlen das, weil sie sich eine Freundin kaufen wollen, ohne das Gefühl zu haben, mit einer Prostituierten zusammen zu sein. Diesen Wunsch zu erfüllen ist meine Aufgabe. Deswegen ist ein Abend für mich auch am erfolgreichsten, wenn ich mich selber wohl fühle. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es die Männer spüren, ob es mir gefällt und ob ich mich gehen lassen kann. Wer schnellen Sex will, kann das auch für 50 Euro haben. Das ist der Unterschied zwischen Escort und Prostitution.

Vor jedem Date gibt es eine 20-minütige Kennenlernphase. Unattraktive Männer machen mir nichts aus, auch beim Sex nicht. Viel wichtiger ist die Persönlichkeit. Wenn ich merke, es passt nicht, lasse ich das Date platzen. Das kommt aber nicht oft vor. Männer, die Escorts buchen, besitzen oft viel Geld, aber kein großes Selbstbewusstsein. Manche haben generell Schwierigkeiten bei Frauen, andere sind verheiratet und suchen eine Abwechslung zu ihrem Alltag. Viele Kunden sind Geschäftsreisende. Die sitzen abends im Hotelzimmer in einer fremden Stadt und wollen nicht alleine sein. Sie suchen jemanden, mit dem sie reden und kuscheln können. Sex ist da oft nur zweitrangig. Ich selbst verrate keine privaten Details über mich. Wenn ich Kim bin, ist das ein Job. Da trenne ich ganz klar.

Meine Agentur behält 30 Prozent meines Lohns. Dafür vermittelt sie mir Kunden und bietet mir Sicherheit. Sie überprüft zum Beispiel vorab die Männer und weiß immer, wo ich während eines Dates bin. Sobald ich das Geld bekommen habe, rufe ich meine Chefin an. Es gibt ein Codewort, wenn alles in Ordnung ist. Andernfalls würde sie sofort eingreifen. Nach jedem Date rufen wir sie nochmal an, um zu erzählen, wie es war. Egal wie spät es ist. Darauf besteht sie. Viele Escortfrauen führen ein geheimes Doppelleben. Das ist bei mir anders. Ich habe meinem Partner von Anfang an klar gemacht, dass ich für keinen Mann meinen Job aufgebe. Es lag in seiner Entscheidung, ob er mich weiter trifft. Auch meine Eltern wissen Bescheid. Für die ist das total in Ordnung.

Meine Tochter ist fünf. Wenn sie alt genug ist, um es zu verstehen, werde ich es ihr erzählen. Wahrscheinlich werde ich dann erstmal die schlimmste Mutter der Welt sein. Ich kann mir gut vorstellen, noch ein paar Jahre als Escort zu arbeiten. Der Job macht mir Spaß und ich habe das Glück, bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht zu haben. Man muss aber irgendwann den Absprung schaffen. Escorts verdienen sehr viel Geld und man gewöhnt sich an einen gewissen Lebensstil. Wenn der Job erstmal zum Zwang wird, weil die Alternative Hartz 4 ist, wird deine Psyche krank. Ich selbst habe mein Abitur nachgeholt und studiere nebenbei. Vielleicht mache ich ja irgendwann selbst eine Escort- Agentur auf.

 

Patrick (27, aus Mainz)

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Patrick hatte als Escort Dates mit Männern und Frauen. Mittlerweile
verdient er gut als Projektleiter und nimmt nur noch selten Anfragen an.

Ich verdiene Geld mit Sex, seit ich 16 bin. Am Anfang waren das eher so Taschengeldgeschichten. Männer haben mir ungefragt ein paar Scheine zugesteckt. Ich habe damals eine Lehre als Koch gemacht und konnte das Geld gut gebrauchen. Als ich volljährig wurde, habe ich den Job als Escort dann professionell aufgezogen. Ich hatte immer Spaß am Sex. Warum also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Eine Fotografin hat sehr schöne Bilder von mir gemacht. Die hab ich dann auf diversen Seiten online gestellt mit meinen Preisen. Mein erster offizieller Kunde wohnte in Mainz-Bretzenheim. Als ich von ihm mein erstes Honorar bekam, war ich wahnsinnig stolz.

Escort war für mich ein Vollzeitjob. Mainz hat keine große Escortszene, anders als Frankfurt oder Köln, und ich hatte wenig Konkurrenz. Die Mehrzahl der Kunden war männlich, häufig Bisexuelle, die in einer heterosexuellen Beziehung lebten. Da ging es in der Regel nur um schnellen Sex. Über Telefon haben wir Zeit und Ort vereinbart. Ich bin zum Kunden nach Hause gefahren, oder wir haben uns auf Rastplätzen, in Kinos oder Saunen getroffen.Viele Männer reizt Sex in der Öffentlichkeit. Mich hat das nicht gestört. Ich bin selbst exhibitionistisch veranlagt. Es gibt auch sehr ausgefallene Wünsche von Kunden. Einer wollte, dass ich ihn wie ein Baby behandle, ihm Windeln anlege, da musste ich lachen und bin gegangen.

Weibliche Kunden sind viel anspruchsvoller als Männer. Frauen buchen einen für den ganzen Abend und möchten verführt und begehrt werden. Auch bei den Frauen läuft es in der Regel auf Sex hinaus, aber vorher geht man eben noch essen und unterhält sich, flirtet. Das ist viel mehr Kopfsache. Frauen sind auch treuer als Männer und buchen öfter denselben Escort. Gelegentlich haben mich Frauen auch dafür bezahlt, damit ich auf Geschäftsessen oder Familienfeiern ihren Freund spiele. Das waren unangenehme Situationen, denn ich musste Menschen permanent ins Gesicht lügen.

Ich war als Escort immer selbstständig. Vor ein paar Jahren haben zwei Zuhälter in Mainz sehr massiv um mich geworben. Als ich abgelehnt habe, für die zu arbeiten, haben sie mir mit Schlägen gedroht. Viele junge Männer, vor allem aus Osteuropa, sind auf deren Versprechen reingefallen. Du bekommst eine Wohnung, Begleitschutz, aber irgendwann bist du in der Bringschuld und kannst nicht mehr über dich selbst bestimmen. Dann heißt es: Sex ohne Verhütung? Klar macht er das. Die Brüder sind gottseidank von der Polizei aus dem Verkehr gezogen worden.

 

Thomas (44, aus Wiesbaden) und Katja (26, aus Mainz)

Thomas bucht regelmäßig Escortfrauen. So lernte er auch Katja kennen
und verliebte sich. Das Protokoll einer ungewöhnlichen Beziehung.

Der erste Kontakt

Thomas: Katja und ich haben uns 2010 über ein Onlineportal kennen gelernt. Ich war gerade frisch getrennt von meiner Ex-Frau und hatte keine Lust mehr auf eine Beziehung. Ich hatte auch keine Lust auf One-Night-Stands mit flüchtigen Bekannten, die ich dann nicht mehr los werde. Da ist Escort ein einfacher Weg, bei dem man die Kontrolle behält. Du weißt von vornherein, dass es auf guten Sex hinausläuft. Katjas Bilder auf der Internetseite fand ich sehr ansprechend. Da hab ich sie angeschrieben.

Katja: Ich bin bei sehr vielen verschiedenen Plattformen aktiv. Bei einigen Seiten bekomme ich 60 neue Anfragen am Tag. Da muss ich filtern. Manchen Männern ist nicht klar, in welchem Level ich mich als Escort bewege. Die glauben ernsthaft, sie könnten mit mir für 50 Euro Sex haben. Thomas besaß dagegen eine Vorstellung, wie ein solches Treffen abläuft.

Das erste Treffen

Thomas: Ich hatte Skrupel, über 1000 Euro für eine ganze Nacht zu zahlen, aber Katja hat mir einen Sonderpreis gemacht. Wir haben uns dann noch am selben Abend getroffen und ich war im ersten Augenblick von ihr überwältigt. Wir sind dann sehr schnell auf dem Sofa gelandet. Ich habe an dem Abend vergessen, dass sie eigentlich keine Freundin ist, sondern eine Dienstleisterin. Normalerweise agiere ich professioneller, wenn Escorts zu mir nach Hause kommen.

Katja: Das war damals reines Geschäft für mich. Ich habe gesehen, da schwächelt jemand, der auf mich steht, da muss ich jetzt zugreifen. Deshalb habe ich Thomas den Sonderpreis gemacht. Als ich in seine Wohnung kam, hat er mich angeguckt und wir haben uns direkt geküsst, bevor ich überhaupt mit ihm flirten konnte. Ich habe ihn dann gebeten, das Finanzielle zuerst zu regeln. Ein wildfremder Mann überfällt mich in seiner Wohnung und hat mir noch keinen Cent gegeben: das geht natürlich nicht.

Vertrautheit

Thomas: Nach diesem Abend haben wir uns sehr regelmäßig getroffen. Alle zwei Wochen mindestens. Sie hat mich sehr viel Geld gekostet in dieser Zeit. Ich war süchtig nach ihr, nicht nur in sexueller Hinsicht. Wir hatten viele Gemeinsamkeiten, konnten über vieles reden. Beim zweiten Date hat sie mir ihren echten Vornamen verraten. Meine Erfahrung mit Escort-Frauen ist: Wenn man extrem offen agiert, bekommt man Offenheit zurück.

Katja: Da war eine Vertrauensbasis zwischen uns. Ich habe gern Zeit mit Thomas verbracht und mich bei ihm wohlgefühlt. Ich hatte nur Angst, wenn ich weiterhin Freizeit mit ihm verbringe, dass er die Grenze nicht mehr ziehen kann. Dass er glaubt, dass wir Sex im freundschaftlichen Rahmen haben können. Deshalb musste ich ihm immer klar machen: Thomas, ich hab dich gern als Mensch und als Freund, aber wenn du mehr willst, musst du zahlen. Es war schwierig das zu trennen.

Nur Freunde

Thomas: Ich habe mir immer wieder Hoffnungen gemacht, dass daraus eine Beziehung werden kann. Ich habe Katja lange Liebeserklärungen geschickt. Unsere gesamten SMS habe ich binden lassen und ihr als Buch geschenkt. Das waren 400 Seiten. Ich habe sogar ihre Familie kennen gelernt, in der Rolle eines befreundeten Kollegen. Aber es blieb auf sexueller Ebene eine geschäftliche Beziehung, deshalb hat meine Leidenschaft nachgelassen. Irgendwann trat dann eine andere Frau in mein Leben. Auch eine Escortfrau. Wir sind fest zusammengekommen. Inzwischen pflegen Katja und ich ein rein freundschaftliches Verhältnis.

Katja: Ich war froh darüber, dass er irgendwann andere Frauen getroffen hat und nicht mehr so auf mich fixiert war. Ich habe mich verantwortlich für sein Glück gefühlt, das ich ihm nicht geben konnte.