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Die Entscheidung: Die Mainzer Kandidaten zur Bundestagswahl

(c) Sascha Kopp

Sie gilt als die große richtungsweisende Wahl. Die Ära Merkel geht zu Ende. Nun läuft es auf das Duell Schwarz gegen Grün hinaus. Oder sogar ein Miteinander? Mit Spannung schaut das Land auf die Entscheidung am 26. September – auch oder insbesondere auf die zwischen den Kanzlerkandidaten Laschet oder Baerbock. Und: Wer zieht für Mainz eigentlich in den Bundestag? Im Wahlkreis 205, der neben der Landeshauptstadt noch den nördlichen Teil des Landkreises Mainz- Bingen umfasst, treten 15 Direktkandidaten an.

Bei der Wahl selbst haben die Wähler zwei Stimmen: Mit ihrer Erststimme können sie einen Direktkandidaten ihres Wahlkreises ankreuzen, mit der Zweitstimme eine Partei. Nur einer der 15 Bewerber kann direkt in den 20. Bundestag einziehen. Den Bewerbern der aussichtsreichen Parteien bleibt aber die Chance, über einen vorderen Platz auf der Landesliste einen Sitz im Bundestag zu erhalten. Vier Kandidaten haben die realistische Chance, wieder oder erstmals einen Sitz im Bundestag zu erhalten: Ursula Groden-Kranich (CDU), Tabea Rößner (Grüne), Daniel Baldy (SPD) und Sebastian Münzenmaier (AfD). Rößner und Münzenmaier stehen auf der Landesliste ihrer Partei auf dem ersten Platz. Rößner sitzt bereits seit 2009 im Bundestag, Münzenmaier seit 2017. Bei den Erststimmen könnte es diesmal zu einem Zweikampf zwischen Groden-Kranich und Rößner kommen. SPD-Mann Baldy kommt beim Direktmandat nur eine Außenseiterrolle zu. Ohne realistische Chance auf einen Abgeordnetensitz ziehen die Mainzer Direktkandidaten der anderen Parteien in den Wahlkampf. Friedrich Sartorius von der FDP steht auf dem aussichtslosen Listenplatz 14. Die Linke hat den parteilosen Sozialmediziner Gerhard Trabert nominiert, der auf deren Liste erst gar nicht auftaucht.

Friedrich Sartorius von der FDP will bei jungen Wählern punkten

FDP: Friedrich Sartorius
David Dietz zieht sich als Mainzer Parteichef zurück, bleibt aber weiter als Fraktionschef der FDP im Stadtrat an vorderster Front aktiv. Die FDP Mainz und die FDP Mainz-Bingen wählten zudem ihren Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 205: Einziger Kandidat war Friedrich Sartorius – er erhielt von 47 gültigen Stimmen 40 Ja- Stimmen. Sartorius ist 32 Jahre alt, hat in Mainz Jura studiert, ist seit 2008 Mitglied der FDP und unter anderem Vorsitzender der Altstadt- FDP. Bildung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit – auf diese drei Themen will er sich im Bundestagswahlkampf fokussieren.

Tabea Rößner (Grüne): Schafft sie das Direktmandat?

Grüne: Tabea Rößner
Tabea Rößner ist wieder für die Grünen mit dabei. Bei der Kreisversammlung wurde sie als einzige Kandidatin mit 77 Ja- und 7 Nein- Stimmen bei zwei Enthaltungen mit überwältigender Mehrheit gewählt. Die 54-Jährige kämpft für Mobilität, die „klimaneutral und alltagstauglich für die Menschen“ sei. Sie tritt ein für die Stärkung von Solidarität und gegen Spaltung. Zudem kämpft sie gegen Verkehrslärm und für eine ökologische und soziale Gesellschaft, Menschenrechte, Geschlechtergerechtigkeit und ein demokratisches Miteinander.

Der Mainzer Direktkandidat von Volt ist der Physiker Dr. Florian Köhler-Langes

Volt: Dr. Florian Köhler-Langes
Volt schickt bei der Bundestagswahl Dr. Florian Köhler-Langes ins Rennen um die Direktkandidatur. In der Lokalpolitik ist der promovierte Physiker, der seit 10 Jahren in Mainz lebt, kein Neuling mehr. Seit einem Jahr koordiniert der 36-Jährige das Mainzer Volt-Team und seit zwei Jahren engagiert er sich als baupolitischer Sprecher der Stadtratsfraktion Piraten und Volt im Bauausschuss. Dort setzt er sich seit dem ersten Sitzungstag für sozialverträglichen, klimaneutralen Wohnungsbau ein und kämpft für autofreie Bereiche und eine Begrünung von Flachdächern. Daneben brennt er für ein demokratischeres, transparenteres und effizienteres vereintes Europa.

 

Die Freien Wähler um Gerhard Wenderoth legen zu

Freie Wähler: Gerhard Wenderoth
Gerhard Wenderoth tritt für die Freien Wähler als Direktkandidat an. Sein Wahlkreis Mainz 205 erstreckt sich von Gau-Algesheim über Bacharach und Essenheim bis nach Mainz. Der 52-Jährige ist Gründungsmitglied der Freien Wähler Rheinland-Pfalz und tritt zum dritten Mal bei einer Wahl an. Der Maschinenschlosser, der auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur und danach sein Studium zum Dipl.-Ing. (FH) in Darmstadt absolvierte, ist seit 1992 Unternehmer. Mit seinen Start-up-Unternehmen im Bereich Internet und später VoIP versorgte er mehrere 100.000 Kunden in Deutschland mit Kommunikationslösungen und Internet. „Mein Schwerpunkt im Bundestag ist die Wasserstoffstrategie, denn ohne Speicherung der Regenerativen Energien gibt es keine Zukunft, weder für die Natur noch für die Wirtschaft und damit auch nicht für unsere Kinder. Es müssen schon heute Maßnahmen in allen Bereichen ergriffen werden, um auf die klimatischen Veränderungen zu reagieren.“

Die „schwarze Ursula“ Groden-Kranich (CDU) gilt wieder als gesetzt

CDU: Ursula Groden-Kranich
Alt-Meisterin „die schwarze Ursula“ ist unterwegs im Auftrag der CDU. Mehr Miteinander, weniger Abschottung, so lautet ihre Botschaft. 2013 und 2017 holte Groden-Kranich als Nachfolgerin von Ute Granold das Direktmandat im Wahlkreis, der aus Mainz, Budenheim, Ingelheim und Bingen sowie den Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Nieder-Olm und Rhein-Nahe besteht. Vor vier Jahren wurde sie noch im heimischen Hechtsheim mit 94,7 Prozent der Delegiertenstimmen ins Rennen geschickt. Sie ist Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union und im Auswärtigen Ausschuss. Und die 56-Jährige ist Obfrau der CDU-Fraktion im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Die frühere Bankkauffrau geht als Favoritin ins Rennen um das Direktmandat. Auf der CDU Landesliste steht sie auf Platz 5.

 

Der parteilose Arzt Gerhard Trabert tritt für die Linken an

Linke: Gerhard Trabert
Die Linken setzen auf den parteilosen Arzt und Sozialarbeiter Gerhard Trabert. Er kämpft für ein menschenorientiertes Gesundheitssystem, soziale Gerechtigkeit und Solidarität und stößt dabei immer wieder an Grenzen. Deshalb will er nun in das Zentrum der Macht, den Bundestag, einziehen. Neben seinem Hauptamt als lehrender Professor an der Hochschule Rhein- Main kümmert er sich nicht nur um die medizinische Versorgung von Wohnungslosen, sondern reist mehrfach im Jahr in Flüchtlingslager oder bei der Seenotrettung mit, um Geflüchtete und Schutzbedürftige zu behandeln. „Meine Bewerbung für den Bundestag ist kein symbolischer Akt. Ich trete an, um das Direktmandat zu gewinnen.“

Der 26-jährige Lehrer Daniel Baldy (SPD) geht als Newcomer mit Außenseiterchancen ins Rennen

SPD: Daniel Baldy
Dass mit Daniel Baldy und Jana Schneiß zwei junge Politiker ins Rennen um das Bundestagsmandat gegen die Inhaberin des Direktmandats Ursula Groden-Kranich (CDU) gehen, war so zunächst nicht geplant. Marianne Grosse, die Mainzer Bau- und Kulturdezernentin, sollte zuerst antreten – zog dann aber aufgrund interner Querelen und mangelndem Rückhalt innerhalb der Mainzer SPD zurück. Auch weitere Interessenten, unter anderem Christine Zimmer, Marcel Wabra oder Alexander Quis aus der SPD, wurden ausgebremst und gerügt – all das sorgte für Misstöne und -stimmung bei den Mainzer Sozialdemokraten. Der 26-jährige Lehramtsreferendar, der aus Münster-Sarmsheim stammt, hat jedenfalls vor allem die Bildung im Blick und will gegen Ungerechtigkeit kämpfen.

Sebastian Münzenmaier (AfD) sitzt seit 2017 im Bundestag und wird auch die nächsten Jahre dort sein

AfD: Sebastian Münzenmaier
Für die AfD ist wieder Sebastian Münzenmaier dabei. Leider antwortete die AfD nicht auf unsere Anfrage nach Infos, daher können wir auch nicht sagen, wofür Herr Münzenmaier steht oder was er will. UPDATE: Nach Erscheinen des sensor kam dann doch noch ein Anruf von der AfD Mainz, unsere Mail wäre vielleicht nicht angekommen. Man weiß es nicht. Aber weitere Infos haben wir dennoch noch nicht erhalten.

Musiker und Autor Dr. Jörg Heuser kandidiert für die Basis Rheinland-Pfalz

Basisdemokratische Partei Deutschland: Dr. Jörg Heuser
Der Musiker (Jazz&more), Veranstalter im Live-Musikbereich und Dozent an Schulen und Hochschulen hat als promovierter Musikwissenschaftler und Amerikanist über 60 Bücher und Artikel international publiziert. Politisch ist er seit 35 Jahren vor allem kulturpolitisch und auf kommunaler Ebene aktiv und war bis Juni 2020 auch Mitglied der SPD. dieBasis ist nun sein letzter Versuch, politisch „das Ruder herumzureißen“, d. h. die oft verfehlte Politik der letzten Jahre zu korrigieren, um dem Grundgesetz der BRD und der Verfassung wieder die ihr Geltung zu verschaffen, so Heuser. Gleichzeitig sei es notwendig, staatliche Macht und Eingriffsmöglichkeiten klar zu begrenzen und zu reglementieren, ebenso die Gewaltenteilung ohne Ausnahmen zu gewährleisten und die Kontrollinstanz der Medien durch Unabhängigkeit von der Politik und anderen Interessensgruppen zu ermöglichen.

Bodo Noeske (PIRATEN) will das
Bedingungslose Grundeinkommen

Piratenpartei: Bodo Noeske
Angeführt wird die Landesliste wie schon zur Landtagswahl von dem 59-jährigen Bodo Noeske aus Mainz. Noeske betont für die PIRATEN in seiner Kandidatur, die Notwendigkeit ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) einzuführen, will digitale Teilhabe für alle Menschen und Regionen in Rheinland-Pfalz ermöglichen und den Klimawandel mit einem Sofortprogramm inklusive Kohleausstieg bis 2024 verlangsamen.

ÖDP
Fachinformatiker Michael Ruf aus Marienborn ist Kandidat der Ökologisch- Demokratischen Partei (ÖDP). Ruf ist verheiratet, hat drei Kinder und ist Mitglied des Marienborner Ortsbeirats. Ruf setzt sich für die Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und bessere Betreuungsmöglichkeiten, aber auch für ein Erziehungs- und Pflegegehalt für Mütter und Väter ein, um die Betreuung ihrer Kinder selbst zu übernehmen. Grundsätzlich fordert die ÖDP ein Verbot von Konzernspenden an Parteien, um eine lobbyfreie und unabhängige Politik für die Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen. „Die ÖDP nimmt seit ihrer Gründung keine Konzernspenden an, um unabhängig zu bleiben!“ Die ÖDP fordert zudem mehr Bürgerbeteiligung durch bundesweite Volksentscheide. Das Gesundheitssystem darf nicht weiter privatisiert werden, es sollte eher wieder wie früher mehr in staatlicher Hand liegen. Außerdem müssen endlich die Berufe aus der Pflege, der Kinderbetreuung und andere „systemrelevante“ Berufe besser bezahlt werden. „Zusätzlich sollte die Politik endlich funktionierende Pläne für eine Pandemie vor allem in Bezug auf die Beschaffung von Hilfsmitteln, Gewährung staatlicher Hilfen für Unternehmen und Aufrechterhaltung des Schulbetriebes erstellen“, so Ruf weiter. In der Region Mainz setzt sich der ÖDP-Kandidat vor allem für nachhaltigen Lärmschutz (Fluglärm, Autobahnlärm) ein. Wir brauchen einen weiteren Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und ein 365-Euro-Ticket. Das Straßenbahnnetz in Mainz sollte in Richtung Rheinhessen sowie nach Wiesbaden und AKK erweitert werden. „Wir müssen attraktive Angebote schaffen, auch im ländlichen Raum.“

Fachinformatiker Ruf kandidiert für die ÖDP

Klimaliste
Universitätsprofessor und Wissenschaftler Prof. Dr. Sebastian Seiffert tritt für die Klimaliste in mainz an: „Die Politik ignoriere in der Klimafrage die Wissenschaft. Deshalb lautet mein Leitsatz: „Wenn die Politik nicht auf die Wissenschaft hört, dann muss die Wissenschaft eben Teil der Politik werden.“ Meine Motivation ist es, die wissenschaftliche Sicht in den Diskurs einzubringen und die Unverhandelbarkeit von Naturgesetzen unmissverständlich klarzustellen.“

Dr. Sebastian Seiffert von der Klimaliste

 

Weitere Klein-Parteien
Daniela Zaun ist die Kandidatin der Partei „Die Partei“  ++ David Kaufmann kommt für „Die Humanisten“ ++ und Markus Heil kandidiert für „Mit Sachverstand die Zukunft gestalten“.

Daniela Zaun kandidiert für Die Partei

1 response to “Die Entscheidung: Die Mainzer Kandidaten zur Bundestagswahl

  1. Absolut hilfreich die Vorstellung der Kanditaten. Die etwas aus der Luft geholten Parteiprogramme sind wohl schön…sagen aber nix über die Zielsetzung einzelner Kandidaten aus. Weil wir wählen nicht nur eine Partei sondern auch den dazugehörigen Menschen. Da entscheiden nicht selten Sympathie und Programm über die Wahl. Ich würde mich sehr über eine reichliche Wahlbeteiligung freuen. Wer nicht wählt kann sich auch nicht beschweren wenn manche Wünsche nicht in Erfüllung gehen.

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