Direkt zum Inhalt wechseln
|

Der Stullenpapst: Andreas Rothenbächer hält die Brotscheibe hoch

Im Landesmuseum hat Stullen Andi eine Heimat gefunden.

Wem es nach einer ordentlichen Stulle verlangt, der kommt in Mainz eigentlich kaum an ihm vorbei: Stullen Andi alias Andreas Rothenbächer gibt es seit fünf Jahren, als der Stullen-Hype nicht nur in Berlin um sich griff. Noch heute ist sie gefragt und Andi ebenso als Cateringservice für Hochzeiten und andere Events. Zudem ist er sesshaft geworden, im Café „Beim Herrn“ im Mainzer Landesmuseum.

Stullen-Dreierlei
„Ich bin ein Ästhet. Ich mag schöne, leckere und gute Sachen. Egal was. Es muss nicht teuer sein. Egal ob Klamotten, Autos, Essen, Pflanzen, Garten“, erklärt der 33-Jährige mit seinem Markenzeichen, der Schiebermütze, seine Philosophie. „Mir ist es wichtig, einfache Sachen miteinander zu kombinieren, um etwas Besonderes daraus zu machen.“ Nicht nur im Museum kredenzt er daher sein wechselndes Dreierlei „inspiriert von Muttis Hausmannskost, nur bissl bescheuerter!“: die Schinken-Stulle, Käse-Stulle & Leberwurst- Stulle. Je nach Jahreszeit werden diese mit einem saisonalen Aufstrich und Gemüse belegt und umbenannt zu Winter-Dreierlei, Frühlings- Dreierlei usw. Die Produkte für die Zubereitung seiner Stullen besorgt er aus der Region. Wurst und Schinken kommen aus Heidesheim vom Metzger Luckas, Käse aus Wiesbaden, Gemüse vom Großhändler und Spezialitäten aus dem Feinkostladen. Im Landesmuseum kommen noch ein paar mehr Gerichte hinzu, etwa Kuchen von Vetters, Kaffee von Müller und selbstgemachte Suppen.

Osteuropäische Wurzeln
Andis Eltern stammen aus dem ungarischen Balkan und Siebenbürgen. Zur Wendezeit ging es rüber nach Deutschland. Der Start war holprig: „Ich habe sehr früh das Arbeiten gelernt und weiß, dass es sich lohnt, für das zu kämpfen, was ich will.“ Schon zu dieser Zeit begann seine Begeisterung fürs Kochen und Essen. Vor zehn Jahren kam er dann aus dem Nordschwarzwald über die Bundeswehr nach Mainz. „Die angenehme Mainzer Atmosphäre hat mich hierbehalten.“ Er startete als Automobilkaufmann und versuchte sich danach als Immobilienmakler. Doch richtig glücklich ist er mit beiden Berufen nie geworden. Als service- und dienstleistungsbegeisterter Mensch fehlte ihm da eine nähere Kundenzusammenarbeit, die er in der Gastronomie wiederfand. Hier war er viel unterwegs und hat sich verschiedene Dienstleister und Bäckereien angeschaut. Dabei ist ihm aufgefallen, dass es nichts für unterwegs gibt, was der Seele gut tut. „Unterwegs gibt es allerlei Fastfood, es sättigt den Magen, macht aber nicht glücklich. Essen soll nicht nur satt machen, sondern auch Spaß bereiten“, sagt Andreas. So kam die Idee auf, einen Snack zuzubereiten, der unterwegs genussvoll verzehrt werden kann. „Ich bringe die Emotionen zurück zu einem Lebensmittel, was uns eigentlich neben der Milch schon am längsten begleitet: Brot! Meine Stulle soll satt und glücklich machen, Spaß beim Essen bereiten und sie muss auch groß sein, sodass sich jeder auf das Essen konzentriert.“ Für 3,90 Euro die Stulle ist das auch nicht zu wenig verlangt.

Im Landesmuseum hat Stullen Andi eine Heimat gefunden.Familienmensch
Inzwischen ist Andreas glücklich verheirateter Papa einer einjährigen Tochter. Für (andere) Hobbys, neben Familie und Arbeit, bleibt ihm kaum noch Zeit. Manchmal ein wenig Sauna oder Wandern und eine weitere Leidenschaft behält er sich trotzdem bei, denn er liebt Tattoos und möchte am liebsten ganzkörper-tätowiert sein. Aber bloß so, dass in voller Montur bekleidet, keine der Tätowierungen sichtbar ist. Ein Motiv ist natürlich auch sein Logo, welches ihm Freund und Grafiker Sebastian Seibold stach. Darauf bestand Andi, obwohl Sebastian nie zuvor eine solche „Nadel“ in der Hand gehalten hatte. Nur eine der Anekdoten im Leben eines sehr positiven Herrn unter dem Motto: „Tue das, was du gerne tust, und du arbeitest nie! PS: Auch ich habe schlechte Tage.“

Text: Thomas Schneider
Fotos: Jana Kay