von Nicola Diehl
Illustration: Hendrik Schneider
Um den Verein Mainz City Management e.V. ist eine Diskussion entfacht. Es geht um Interessenskonflikte, 36.000 Euro
Aufwandsentschädigung und die Frage nach der Notwendigkeit des Vereins.
Mainz hat nicht nur einen Oberbürgermeister und einen Kardinal. Mainz hat auch einen Citymanager. Seine Aufgabe? Er soll die Innenstadt für Bürger, Besucher und Geschäftstreibende attraktiver machen, ein Dialog- und Handlungsforum für Politik, Wirtschaft, Einzelhandel und Innenstadtakteure sein, ist Netzwerker und Öffentlichkeitsarbeiter. So zumindest die offizielle Zielsetzung laut Homepage. So schön sich das anhört, rumort es derzeit jedoch in Mainz. Viele Einzelhändler sind nicht zufrieden mit den Aktivitäten des aktuellen Citymanagers Klaus Hammer (69 Jahre, SPD), der seit neuneinhalb Jahren „ehrenamtlich“ den Posten inne hat. Am 30. Juni legt er sein Amt nieder und es übernimmt der 63-jährige Walter Strutz (FDP), ehemaliger Staatssekretär und Landtagsabgeordneter sowie älterer Bruder von Mainz 05-Präsident Harald Strutz. Strutz wurde vom Vorstand mit sieben zu drei Stimmen gewählt, von zehn der insgesamt 18 Stimmberechtigten. Einzige Gegenkandidatin war Dagmar Wolf-Rammensee, Geschäftsführerin von Tessuto Stoffe aus der Altstadt. Dass sich jeder Interessierte auf den Posten bewerben konnte, wurde nicht wirklich laut kommuniziert.
Sind 36.000 Euro gerechtfertigt?
Einer der Kritikpunkte um das „Ehrenamt“ des Citymanagers betrifft die nicht geringe Bezahlung von 36.000 Euro Aufwandsentschädigung pro Jahr. Die Grünen brachten das Thema bereits in den Stadtrat. 30.000 Euro davon finanziert die Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz, weitere Einnahmen kommen durch Mitgliedsbeiträge zustande. Stärkere Kritik entzündet sich jedoch am geringen Innovationspotenzial der älteren Herrschaften. Das kritisiert Martin Lepold, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mainz e.V., die älteste und stärkste Interessengemeinschaft des Einzelhandels in Mainz. Knapp 100 Einzelhändler sind hier aktiv, um die Attraktivität der Mainzer City als Wirtschaftsstandort zu verbessern. Lepold schlägt vor, für das Amt des Citymanagers eine volle Stelle zu schaffen. „Wir würden uns wünschen, dass man einen Citymanager hat, der in dem Bereich studiert hat und vielleicht in anderen Städten schon erfolgreich war und neue Konzepte nach Mainz bringt.“ Eine Forderung, der auch Hammer grundsätzlich zustimmt: „Die Finanzlage lässt das jedoch leider nicht zu.“
Verderben zu viele Köche den Brei?
Neben Finanz- und Personalfragen offenbaren sich jedoch auch inhaltliche Interessenskonflikte. So verfügt Mainz gleich über vier marketingtreibende Institutionen: das bei der Stadt liegende Stadtmarketing, die mainzplus Citymarketing GmbH für Veranstaltungen und Messen in Rheingoldhalle oder Frankfurter Hof, den Verein Citymanagement und die Werbegemeinschaft Mainz. Zwar findet ein gegenseitiger Austausch statt, doch existieren auch einige Überschneidungen. Vor allem Werbegemeinschaft und Citymanagement verfolgen ähnliche Ziele. Teile der Werbegemeinschaft fordern daher sogar eine Abschaffung von Citymanagement e.V. Und tatsächlich „schwimmt“ der Verein. Ein konkretes Profil und Marketingkonzept gibt es nicht. Hier und da finden Aktionen statt wie „Zu Gast in der eigenen Stadt“ und Präsenz auf öffentlichen Veranstaltungen wird gezeigt, doch ein Masterplan fehlt. Braucht Mainz also diesen Verein oder wäre das Geld woanders besser angelegt?
Zeit für ein modernes Netzwerk
„Die Institution Mainz Citymanagement ist wichtig“, bekräftigt Lepold, „aber sie muss aufgefrischt werden.“ Dazu braucht es mehr Professionalisierung und eine Öffnung für junge, frische Ideen. „In Zukunft werden sich Marketingkonzepte an das veränderte Einkaufs- und Freizeitverhalten der heutigen Generation anpassen müssen“, gibt auch Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) anlässlich der 15-Jahr-Feier des Vereins im April zu bedenken. Das Streuen von Informationen via Internet ist dabei nur eines der Themen: „Die Beschäftigung mit neuen Medien sollte als Maßnahme ins Citymanagement eingebunden werden“, so Lepold. Aber auch andere Ideen werden erwartet. Ob der ersehnte frische Wind jedoch mit dem neuen Vorsitzenden kommen wird, bleibt fragwürdig.