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Der große Test: Currywurst in Mainz

Text: Monica Bege
Fotos: Frauke Bönsch, Christian Kuhlmann

Strahlend weißer Untergrund, darauf ein wogendes Meer von paradiesisch roter Farbe, Schaumkronen aus güldenem Staub – und dann: Diabolische Schwärme bunter Plastikdreizacke verdunkeln den Himmel, fallen unbarmherzig über das Idyll her. Übrig bleiben ziegelrote Schlieren und ein paar Dreizackleichen. Eine davon piekst mir in die Schulter und sagt: „Kommst du mit in die Mittagspause?“ Hä?! Augen auf – vor mir mein Schreibtisch, alles gut, war nur ein Traum. Aber er zeigt: Der letzte Currywurst-Konsum liegt eindeutig zu lange zurück. Jacke, Portemonnaie und ein fixer Spurt zum… Moment! – warum eigentlich immer zum gleichen Imbiss? Bietet das Mainzer Angebot nicht mehr? Und wenn ja, was und wo? Zeit für einen Geschmackstest. Bald darauf zieht eine kleine Gruppe – süchtig und gierig – los, um den verheißungsvollen Test zu wagen. Der Blick über den Pappschälchenrand obligat, denn das Auge isst bekanntlich mit.

Die urbane Hölle brennt

Feurige Currywurst finden wir nur in der Innenstadt. Richtwert für den Ritt durch die Schärfehölle ist die Scoville-Skala. Sie gibt an, mit wie viel Milliliter Wasser ein Milliliter reiner Substanz verdünnt werden muss, bis deren Schärfe nicht mehr feststellbar ist. Ein niedriger Einstieg ist für Anfänger sinnvoll und zur Not hilft ein Schokodrink, das orale Inferno zu bekämpfen.
Nicht weniger als sieben verschiedene Schärfegrade werden von Best Worscht in Town (Augustinerstraße 11) im unteren Bereich mit Chilipulver, dann in flüssiger Form mit einer Pipette direkt auf die Wurst appliziert. In einigen Saucen ist Obst mit eingekocht und beim Topping bieten die Jungs vom normalen Curry über Lemon, Jambalaya, Bärlauch, Mozzarella & Röstzwiebeln bis Zimt & Koriander sieben delikate Würzungen an. Besonders und sehr lecker: vor Ort gebackenes Bauernbrot. Für den großen Hunger: die Doppelte oder am besten gleich die Triple-Curryworscht. Welch Auswahl!
Beim Imbiss No.1 (Große Bleiche 1) steckt die Schärfe in der Sauce. Geschälte Dosentomaten kocht der Chef hier mit Beeren, Pfeffer, Chiligemüse oder rattig scharfen Extrakten auf. Das Resultat ist geschmacklich sehr differenziert und die aufwallende Hitze tobt tatsächlich wie vorhergesagt an unterschiedlichen Stellen. Zur Abwechslung: Auch mal nach saisonal ausgerichteten Saucen fragen. Seit 1984 in Mainz wurde der Imbiss No.1 in Sachen Engagement, Service und Qualität beim Gastro Award 2010 als Landessieger Rheinland-Pfalz/Saarland erkoren. Vor Ort gibt‘s Teller, Samstag und Sonntag geschlossen.
Der Habanero-Chili heizt in der Meenzer Worschtstubb (Hauptbahnhof) den fünf Saucen vom „Lodernden Flämmchen“ bis zum „Meenzer Fegefeuer“ tüchtig ein. Treffpunkt für Nachtschwärmer: Mittwoch bis Samstag fällt erst um 5 Uhr die Saucenkelle. Frisch in der Bude aufgebackene Brötchen, die Worschtkarte zum Abstempeln und rundherum pulsiert die Stadt – es schmeckt einfach gut! Event: 3. Chili-Wettbewerb am 21. Oktober um 18 Uhr, die zehn Euro Startgeld pro Teilnehmer gehen komplett an den Gewinner. Natürlich werden die Scoville in der Sauce dafür noch nach oben gejagt. Wer fällt wohl diesmal als letzter vom Hocker? Die Schärfespezialisten servieren auch die ganz normale Currywurst, doch auch hier ist die Sauce ein wenig rassiger abgeschmeckt.

Traditionell

Die Curryworscht aus der Bude ist kaum noch zu finden. Säumten sie früher die Straßenränder, sind sie heute aus dem Stadtbild verschwunden. Wer schafft es, die städtischen Auflagen zu erfüllen und der starken Konkurrenz von Döner und Pizza zu trotzen? In der Kategorie freistehend, fest ummauert und mit überdachtem Innen- und Außenbereich stoßen wir auf „Zum Schorsch“ (Gaßnerallee, Zollhafen). Auf den Monat seit dreißig Jahren am Platz – Happy Birthday! Die Worscht kommt auf Porzellan und am Stück, bei Mitnahme wird sie von Hand geschnitten. Die Sauce besitzt eine elegant fruchtigweiche Note. Gute Qualität, die Lage und Öffnungszeiten werktags von 4.30 – 17 Uhr (samstags ab 7.30 Uhr) locken ihre eigene Kundschaft. Eine gewachsene rustikale Imbissbude mit herrlich familiärem Ambiente, das ist Zollhafencharme.
Und dann bekommen wir doch noch mit der Metzgerei Petry (Robert-Bosch-Str. 19, Hechtsheim) echten Budenflair auf Rädern zu spüren. Für 2,20 Euro wandern satte 160 Gramm feinstes Fleischerhandwerk aus eigener Herstellung über den Tresen. Die Wurst genial im Geschmack und sauber im Schnitt, dazu eine angenehm fruchtig-würzige Currysauce. Erhältlich auch mit Käsewurst. Sitzmöglichkeiten sind vorhanden. Am Wochenende Anlaufstelle Nummer eins für gen. Seit 1984 in Mainz wurde der Imbiss No.1 in Sachen Engagement, Service und Qualität beim Gastro Award 2010 als Landessieger Rheinland-Pfalz/Saarland erkoren. Vor Ort gibt‘s Teller, Samstag und Sonntag geschlossen.
Der Habanero-Chili heizt in der Meenzer Worschtstubb (Hauptbahnhof) den fünf Saucen vom „Lodernden Flämmchen“ bis zum „Meenzer Fegefeuer“ tüchtig ein. Treffpunkt für Nachtschwärmer: Mittwoch bis Samstag fällt erst um 5 Uhr die Saucenkelle. Frisch in der Bude aufgebackene Brötchen, die Worschtkarte zum Abstempeln und rundherum pulsiert die Stadt – es schmeckt einfach gut! Event: 3. Chili-Wettbewerb am 21. Oktober um 18 Uhr, die zehn Euro Startgeld pro Teilnehmer gehen komplett an den Gewinner. Natürlich werden die Scoville in der Sauce dafür noch nach oben gejagt. Wer fällt wohl diesmal als letzter vom Hocker? Die Schärfespezialisten servieren auch die ganz normale Currywurst, doch auch hier ist die Sauce ein wenig rassiger abgeschmeckt.

Traditionell

Die Curryworscht aus der Bude ist kaum noch zu finden. Säumten sie früher die Straßenränder, sind sie heute aus dem Stadtbild verschwunden. Wer schafft es, die städtischen Auflagen zu erfüllen und der starken Konkurrenz von Döner und Pizza zu trotzen? In der Kategorie freistehend, fest ummauert und mit überdachtem Innen- und Außenbereich stoßen wir auf „Zum Schorsch“ (Gaßnerallee, Zollhafen). Auf den Monat seit dreißig Jahren am Platz – Happy Birthday! Die Worscht kommt auf Porzellan und am Stück, bei Mitnahme wird sie von Hand geschnitten. Die Sauce besitzt eine elegant fruchtigweiche Note. Gute Qualität, die Lage und Öffnungszeiten werktags von 4.30 – 17 Uhr (samstags ab 7.30 Uhr) locken ihre eigene Kundschaft. Eine gewachsene rustikale Imbissbude mit herrlich familiärem Ambiente, das ist Zollhafencharme.
Und dann bekommen wir doch noch mit der Metzgerei Petry (Robert-Bosch-Str. 19, Hechtsheim) echten Budenflair auf Rädern zu spüren. Für 2,20 Euro wandern satte 160 Gramm feinstes Fleischerhandwerk aus eigener Herstellung über den Tresen. Die Wurst genial im Geschmack und sauber im Schnitt, dazu eine angenehm fruchtig-würzige Currysauce. Erhältlich auch mit Käsewurst. Sitzmöglichkeiten sind vorhanden. Am Wochenende Anlaufstelle Nummer eins für hungrige Heimhandwerker, der Wagen steht direkt vor einem Baumarkt.

Nackt, exotisch und fertig

Das frisch hergestellte Ketchup kocht in der Martinsstube mit Apfelmus, Pflaumenkompott, Thymianöl und feinen Gewürzen auf, bevor es zur Berliner Brühwurst ohne Pelle in den Pourist (Heugasse 6) gecatert wird. Eine äußerst pikante Delikatesse mit dezenter Rachenglut im Abgang, hervorragend harmonierend mit saftigem Roggenbrot und erfrischendem Cocktail – denn: wir chillen im dunkelbraunen Sitzmöbel in einer Bar. Hinter uns rosarote Textiltapete, das Licht gedämpft, einfach lässig. Hat die Curryworscht bereits die gehobene Küche infiltriert? Im Restaurant im Weingut der Stadt Mainz (Obergasse 3, Harxheim) stoßen wir auf eine grobe Bratwurst mit getrockneten Aprikosen und grünem Pfeffer. Gelbe Pflaumen, Echalotten, Chili und Knoblauch werden im Ansatz der Sauce mit Rebensaft abgelöscht. Gewürze wie Curry, Sternanis, Kreuzkümmel und Kubebenpfeffer bringen das exotisch asiatisch anmutende Fruchtaroma hervorragend zur Geltung. Anbei gereicht: knusprige Strohkartoffeln. Aus Fast wird Slow Food in Perfektion, wir sind begeistert. Genuss abseits der Karte, daher nur nach Vorbestellung. Zur Abdeckung der kompletten kulinarischen Spannbreite greifen wir auch ins Kühlregal. Ob im Wasserbad oder in der Mikrowelle erhitzt – das Fertigprodukt fällt eindeutig hinten runter. Die Bockwurst fade und konturenlos, die Sauce künstlich im Geschmack. Unsere Meinung: So weit kann die nächste Bude doch gar nicht entfernt sein…

Inhaltliche Qualität

Bratwurst und Rindsbratwurst sind überall erhältlich. Religion und Currywurst schließen einander nicht unbedingt aus, am besten vor Ort informieren. Die frische Fleischware stammt allesamt aus Metzgereibetrieben, schmeckt und einen Grund zum Meckern konnten wir einfach nicht finden.
Als Saucengrundlage wird, soweit nicht anders erwähnt, Ketchup oder Tomatenmark verwendet, das dann nach eigenen Rezepturen verfeinert wird. Beruhigend: Geschmacksverstärker, auch nicht deklarierungspflichtiges Hefeextrakt, haben wir nicht finden können. Ausgereifte Tomaten schicken bekanntermaßen genügend natürliche Glutamate ins Rennen.
Currywurst in Mainz ist rund um die Uhr eine Empfehlung – garstige Bezeichnungen wie „Assischale“ oder „Ruhrpott-Carpaccio“ möchten wir nicht hören. Wir zollen einem urdeutschen Traditionsgericht Respekt. Und wo kommt’s her? War es die Berliner Imbissbetreiberin Herta Heuwer im Jahr 1949, irgendwer auf dem Hamburger Großneumarkt im Jahre 1947 oder plumpste vor 65 Jahren in Mainz ein Fleischworschtring unglücklich in die Tomatenauce, das Malheur vom Koch schnell und diskret mit Curry überpudert? Alles Spekulation, es bleibt die letzte Frage: Ist Currywurst nun ungesund? Na klar… wenn man sonst nichts anderes isst. Nach unserem intensiven Test zeigen zumindest alle Probanden noch vitale Funktionen.

Uwu Lena über die schärfte Currywurst von
Bbest Worscht in Town

1 response to “Der große Test: Currywurst in Mainz

  1. Die meiner Meinung nach die beste Curry-Wurst in Mainz gibt es am Quick-Pick-Imbiss am Gutenberg-Center. Überragend!

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