Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung von Carina Schmidt (Grafik: VRM)
Mit acht Bühnen und 60 Künstlern sollte das diesjährige AStA-Sommerfest auf dem Gelände der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) bundesweit die größte Veranstaltung ihrer Art werden. Tatsächlich hatten die Mainzer mit 23.000 Besuchern den Rekord im Land geknackt. Was das Defizit jener Veranstaltung an der JGU betrifft, blüht dem Allgemeinen Studierenden Ausschuss allerdings auch ein Höchstwert. Nach derzeitigem Stand beläuft sich der Buchungsstand auf ein Minus von 59.000 Euro. Wobei noch einige Rechnungen und die Umsatzsteuerabrechnung ausstehen, wie Vorsitzender Jonathan Brahmst bestätigt: „Das von uns prognostizierte Endergebnis vor Umsatzsteuervorabzug beträgt 45.398 Euro.“
Serie von Pannen
Doch auch diese Summe ist im Vergleich zu den Vorjahren der absolute Spitzenreiter. Aber wer trägt die Schuld daran? Der AStA, die Veranstalter oder die Universität selbst? Eine Frage, die sich nicht monokausal beantworten lässt. Tatsächlich reiht sich in der Abfolge der Ereignisse eine ganze Pannenserie aneinander.
Die verheerendste Panne geschah gleich beim Aufbau. So hatte das Bouq-Team als Veranstalter mit der Stromversorgung ab Freitagmittag gerechnet. „Das verzögerte sich allerdings um 24 Stunden, sodass teilweise sogar erst ab 16 Uhr Bier gezapft werden konnte“, berichtet Bouq-Chef Rima Kalouf. „Dabei hatte das Fest bereits um 12 Uhr begonnen.“ Auch 13 Caterer, die auf die Kühlung ihrer Speisen angewiesen waren, zogen postwendend von dannen. Auf dem Trockenen mussten die Gäste zwar nicht bleiben, da die Cocktail-Stände Getränke ausschenken konnten. Weil der AStA aber das Bier-Monopol hat, sind die Getränke bei freiem Eintritt seine Haupteinnahmequelle.
„Vereinbart war lediglich die Versorgung der Stromverteiler“
Dass die Uni den Strom nicht zum vereinbarten Termin eingeschaltet habe, verneint Petra Giegerich, Pressesprecherin der Johannes Gutenberg-Universität: „Vereinbart war lediglich die Versorgung der Stromverteiler. Die Standbetreiber waren für die Lieferung der Zuleitungen selbst verantwortlich.“ Offenbar sei das durch den Veranstalter nicht kommuniziert worden. Daher habe es Zeit in Anspruch genommen, bis einige Standbetreiber die Leitungen organisiert hatten. „Zudem war teilweise der Leistungsbedarf höher als vereinbart“, klärt Giegerich auf. Dazu zähle beispielsweise das Braten mit Strom anstatt mit Gas. „Hier musste dann von universitärer Seite nachinstalliert werden.“
Eine weitere Panne in der Serie war, dass erst wenige Wochen vor dem Sommerfest ein Sicherheitskonzept in Auftrag gegeben wurde. Auch in den vorangegangenen Jahren war jenes Schreibwerk notwendig gewesen, allerdings betrug der Umfang nur drei Seiten. Diesmal wurden 25 Seiten erwartet, was laut Rimah Kalouf rund 4.000 Euro kostete.
Beschwerden beenden Fest
Wie Ralf Peterhanwahr von der städtischen Pressestelle auf AZ-Anfrage mitteilt, ist ein Sicherheitskonzept in Mainz aber seit dem Unglück auf der Loveparade in Duisburg (2010) bei allen Großveranstaltungen, bei denen sich etwa 5.000 Menschen versammeln, Standard. Diese Auflage gelte auch bei Veranstaltungen der Stadt. „Allein für den Mainzer Marathon umfasst das Konzept über 70 Seiten“, weiß Peterhanwahr.
Eine dritte Panne hat der Party letztlich den Garaus gemacht: Lärmbeschwerden, um Mitternacht, weshalb das Fest abrupt beendet wurde, obwohl es eine Festgenehmigung bis 4 Uhr morgens gab. Diese Entscheidung habe ein vom Veranstalter engagierter Sicherheitsbeauftragter getroffen, der alle Haftungsrisiken übernommen hatte, berichtet AStA-Vorsitzender Jonathan Brahmst: „Später hat sich herausgestellt, dass die Lärmvorgaben eingehalten wurden und die Beschwerden auf von dem Sommerfest unabhängige, Musikdarbietungen zurückzuführen waren.“
Weil die erhoffte Kostendeckung mitnichten eingehalten wurde, hatte das siebenköpfige Bouq-Team für seine elf Monate Arbeit letztlich nur einen Lohnanspruch von 4.000 Euro. Beim Erfolg wären 7.000 Euro abgesprungen. „Schwer getroffen“ sind sie nun, dass im kommenden Jahr der Auftrag an ein Team um Moritz Eisenach geht, dem Kulturmanager der Mainzer Agentur „Musikmaschine“. „Nach dem Besucherrekord in diesem Jahr hatten wir schon Anfragen von namhaften Künstlern“, versichert Bouq-Chef Kalouf. „Im zweiten Anlauf wäre alles besser gelaufen. Denn jetzt kennen wir jeden Wasserhahn auf dem Gelände und haben das Vertrauen der Sponsoren.“ Eisenach soll das Fest nun wieder kleiner ausrichten. Ob ein neuer Veranstalter mit weniger Besuchern das finale Patentrezept ist, wird sich zeigen.