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2×5 Interview mit Dr. Andrea Stockhammer


Das Interview zu Beruf und Mensch. Dieses Mal mit Frau Dr. Andrea Stockhammer, Leiterin des Landesmuseums Mainz

Beruf

Was sind Ihre Aufgaben?

Ich möchte das Landesmuseum mit der Gesellschaft vernetzen und erweitere unser Angebot. Fast schon in Richtung Kulturforum. Es geht um das Erleben und Erfahren von kultureller Identität. Die Menschen sollen teilhaben und eingebunden werden. Auch Schüler, Jugendliche und Senioren oder Menschen mit Behinderungen. Weitere Aufgaben sind das Konzipieren von zukünftigen Ausstellungen oder das Anwerben von Sponsoren und Drittmitteln. Auch die Personalplanung und Öffentlichkeitsarbeit werden immer wichtiger.

Wird das Landesmuseum also auch für junge und jungebliebene Menschen attraktiver?

Wir sind ein Museum für sämtliche Zeitepochen, von der Vergangenheit bis zur Gegenwart und damit auch für alle Zielgruppen. Gerade auch mit jungen Menschen möchte ich ein Netzwerk aufbauen. Mir ist die Zusammenarbeit mit Institutionen wichtig, hinter denen bestimmte Altersgruppen und soziale Milieus stehen. Ein Beispiel ist der interkulturelle Arbeitskreis von Mainz.

Welche Fähigkeiten braucht man als Museumsdirektorin?

Zunächst einmal eine breite Fachkompetenz, aber auch eine hohe soziale Kompetenz. Derzeit erleben wir vor allem bei jungen Menschen ein hohes Maß an Verunsicherung bezüglich ihrer Identität. Hier im Landesmuseum können sie ihre Geschichte nachvollziehen und lernen, wie unsere Gesellschaft entstanden ist. Wenn wir verstehen, warum wir da sind und woher wir kommen, dann gibt das Kraft und ein Gefühl von Zugehörigkeit und Identität. Und auch das Gefühl, dass man Leben und Kultur selbst gestalten kann.

Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich aktuell?

Mit Netzwerken und der Entwicklung spezifischer Angebote für bestimmte Zielgruppen. Wir konzipieren die Ausstellungen für die nächsten Jahre. Auch bei uns geht es immer mehr um die Demokratisierung von Kunst und Wissen, um Teilhabe und die damit einhergehende Öffnung nach außen. Den Prozess angestoßen haben wir bereits mit der aktuellen Schuhtick-Ausstellung.

Um was würden Sie sich in Ihrer Arbeit gerne mehr kümmern?

Wenn es die Zeit zuließe, würde ich mich gerne noch stärker in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren. Auch hätte ich manchmal gerne mehr Zeit und Muße, um Ausstellungen zu konzipieren.

Mensch

Sie kommen aus Wien. Was vermissen Sie von dort?

Die Kaffeehäuser. Ich trinke sehr gerne Kaffee und liebe die Atmosphäre der Häuser. Nicht die superschicken, sondern die fast ein bisschen heruntergekommenen. Das Geklapper von Geschirr und der wunderbare Kaffeegeruch. Ich habe das Gefühl, dass in Kaffeehäusern generell eine positive Stimmung ist. Dort herrscht Kaffeehauskultur, das ist ein Treffpunkt. Man muss sich nicht verabreden, alle kommen einfach vorbei. Aber den Markt hier in Mainz, den mag ich auch sehr gerne. Außerdem vermisse ich das Programmkino. Da gibt es in Wien ein riesiges Angebot. Und die extrem breite Musikszene. Die Qualität hier ist auch sehr gut, aber die Breite hat es nicht.

Wobei können Sie sich entspannen?

Mit meinem Sohn spielen. Da kann ich total abschalten. Natur ist mir auch sehr wichtig. Ich gehe gerne spazieren oder wandern. Da komme ich zur Ruhe, das tut mir einfach gut. Und die Musik: Klassik, Bach, Vivaldi. Auch Jazz, zugegebenermaßen eher die konventionelle Form.

Was würden Sie tun, wenn Geld für Sie keine Rolle spielen würde?

Den Job würde ich wahrscheinlich trotzdem weitermachen, weil ich das sehr gerne tue. In bestimmten Lebensbereichen würde ich mir aber Unterstützung holen: Zum Beispiel eine Köchin, weil ich gerne esse und gerne koche und nun nicht mehr so viel Zeit dafür habe. Wahrscheinlich würde ich auch noch viel mehr die Welt bereisen und länger an einem Ort im Ausland leben, um den anderen Alltag zu erleben.

Was ist Ihr Lebensmotto?

Ich habe kein direktes Motto, aber bestimmte Dinge, die mir wichtig sind: Qualität zum Beispiel. Vor allem in der menschlichen Begegnung. Dazu gehört auch Zeit. Zeit ist ein Luxus. Qualität in der Sprache ist mir wichtig und da stört manchmal die Hektik von E-Mails, dass man sich dort in der Eile nicht immer adäquat ausdrücken kann.

Was bedeutet Glück für Sie?

Zeit mit meiner Familie, meinem Kind und meinem Mann zu verbringen. Außerdem diese Zeit bewusst zu genießen, in der Gegenwart zu sein. Das schaffe ich auch nur, weil ich ein neugieriger Mensch bin und mich für viele Dinge interessiere. Das ist eine Stärke von mir, konzentriert zu sein.