Die Verhandlungen der Stadtspitze mit dem Projektentwickler ECE über den Bau eines Einkaufsquartiers an der Ludwigstraße scheinen positiv zu verlaufen. Heute hat die Stadt Mainz in einer Pressekonferenz mit ECE über den Zwischenstand informiert und 12 Eckpunkte vorgestellt, auf die sich die Verhandlungspartner in „harten, offenen, aber vor allem fairen Gesprächen“, so Oberbürgermeister Ebling, geeinigt haben. Demnach wird es keine Shopping-Mall im klassischen Sinn geben, sondern ein Einkaufsquartier mit fünf Gebäuden in unterschiedlicher Architektur auf dem Areal zwischen Gutenbergplatz, Ludwigsstraße, Weißliliengasse, Eppichmauergasse und Bischofplatz.
Die Eckpunkte:
1. Südliche Grenze des Einkaufsquartiers ist die Eppichmauergasse.
2. Im Blockinneren erfolgt eine Auflösung in fünf Einzelbaukörper.
3. Die Gesamtverkaufsfläche beschränkt sich auf max. 28.000 qm. Für den Bereich Gastronomie wird eine Obergrenze von max. 3.000 qm festgelegt.
4. Die Einzelbaukörper verfügen sowohl in Richtung auf den öffentlichen Raum als auch zum Blockinneren (innerer Erschließung) über Außenfassaden von der Straßenoberfläche bis zur Traufe, die den Charakter der Einzelbaukörper durch Baustil und Materialwahl betonen. Schaufenster sind als echte Schaufenster auszugestalten.
5. Die Kundenwege im ersten OG sind hinter fassadenbündigen Arkaden angeordnet. Die Fassaden dürfen im Wesentlichen nicht durch Auskragungen oder Wege gestört werden.
6. Der Bodenbelag der inneren Erschließung zwischen den Baukörpern und zum öffentlichen Raum hin ist als Straßenbelag (Pflaster oder ähnliche Beläge) auszugestalten.
7. Dächer über den inneren Erschließungswegen sind filigran und transparent an der jeweiligen Gebäudeoberkante anzubringen.
8. Die Fuststraße bleibt als öffentliche Straße erhalten; eine Überbauung ist ausgeschlossen.
9. Die neugeschaffene ‚Hintere Präsenzgasse‘ kann für Einzelhandelsnutzungen in Anspruch genommen werden, soweit die geplante Durchgangsbeziehung erhalten bleibt.
10. Die Überbauung der ‚Hinteren Präsenzgasse‘ im ersten und zweiten Obergeschoss erfolgt unter Berücksichtigung des angestrebten Gassencharakters der ‚Hinteren Präsenzgasse‘. Die Überbauung wird daher nicht bis zur jeweiligen Außenfassade geführt.
11. Das Vorhaben greift die die Stadtgestaltung in Mainz prägenden Elemente auf und setzt quartierstypische Merkmale der Stadtgestalt um.
12. In Abstimmung mit der Stadt Mainz und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz wird ein Architekten- und Städtebauwettbewerb durchgeführt. Der Wettbewerb besteht aus einen städtebaulichen Ideenteil und einen Realisierungsteil Architektur und Freiraumplanung.
Auf der Grundlage dieser Punkte werde nun in der zweiten Jahreshälfte gearbeitet. Ebling betont, dass dies nur einen Zwischenstand der Verhandlungen darstellt, nach der Sommerpause seien weitere Schritte und Konzepte geplant, auch die Öffentlichkeit soll weiterhin eng eingebunden sein. „Wir sind alle Leitlinien intensiv und Punkt für Punkt durchgegangen. Diese Gründlichkeit war erforderlich, um ein gutes Ergebnis erzielen zu können“, erklärt Ebling weiter.
So seien einige der Eckpunkte noch zu verhandeln, um ein Höchstmaß der Vereinbarkeit mit den Leitlinien und Empfehlungen zu erzielen. Auch die geforderte Gesamtfläche wurde um 3.000qm überschritten. Laut AZ gab es bis zuletzt Zweifel, ob das Projekt realisiert werden kann. Denn die Positionen zwischen Stadt und ECE prallten offensichtlich heftig aufeinander, seit OB Ebling, Wirtschaftsdezernent Sitte und Baudezernentin Grosse mit den Ergebnissen aus den Bürgerpartizipationen in die Verhandlungen gezogen sind. Und: Die Grundstücksfrage gibt weiterhin Rätsel auf. Denn die Besitzer-Familie des „China-Pavillons“ hat die Renovierung des Restaurants im ersten Stock vorangetrieben – dort soll in der nächsten Woche ein Kroatisches Restaurant eröffnen. Und das Bistum als Eigentümer von Grundstücken, die ECE für sein Projekt benötigt, war bislang in der Verkaufsfrage zurückhaltend.
Gerd Wilhelmus, Geschäftsführer der ECE Development GmbH bedankt sich vor allem noch einmal für die „fairen Verhandlungen, die stets auf Augenhöhe stattfanden.“ Weiter bezeichnet er das geplante Einkaufsquartier an der Ludwigstraße als „Mainzer Modell“, das mit betont anderen städtebaulichen Qualitäten dem Städtecharakter gerecht werde. Vor allem solle jedoch langfristig nachhaltig gewirtschaftet werden, um Leerstände zu vermeiden, von denen erfahrungsgemäß besonders die Räumlichkeiten im 2. Obergeschoss gefährdet seien.
Auch Wirtschafts- und Liegenschaftsdezernent Christopher Sitte nennt die Bearbeitung der „Big Points“ einen „Riesenschritt im Vorankommen der Planungen.“ Weiter verweist er auf die Schaffung von 700 neuen Arbeitsplätzen und sieht die 250 Millionen Euro somit richtig und gut investiert. In Bezug auf Ästhetik und Lebensqualität betont Sitte noch einmal die Errichtung eines Quartiers mit neuen kleinen Gassen und einer offenen, luftigen Gestaltung, also keiner seelenlosen Shopping-Mall als „Bauklotz“ mitten in der Mainzer Altstadt. So sollen auch kleine Details, wie die Wahl des Straßenbelags in die Planung der Entwürfe einbezogen werden. Eine Pflastergestaltung nähme beispielsweise den Charakter der Altstadt auf und füge sich harmonisch ins restliche Straßenbild ein.
Insgesamt gaben sich alle drei Beteiligten sehr zuversichtlich und vor allem stolz über diesen weiteren konkreten Schritt und unterstrichen besonders die Erfüllung aller 89 Richtlinien der Bürgerbeteiligung. „Das sind hervorragende Zwischenergebnisse!“, bewertet Michael Ebling den Verlauf der Verhandlungen.
Nach den Sommerferien soll es ein weiteres Ludwigsstraßen-Forum geben, in dem weitere Planungen vorgestellt werden, sagte Ebling. Im September wird sich der Stadtrat mit dem Thema beschäftigen. ECE hofft auf eine Eröffnung des Einkaufsquartiers im Herbst 2017. Es könnte aber auch 2018 oder 2019 werden.