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Wohnbau Mainz mit neuer Spitze

Nach zahlreichen Diskussionen (wir berichteten) ist seit heute der neue Geschäftsführer der Wohnbau, Roman Becker, im Amt. Zusammen mit Franz Ringhoffer wird er künftig das größte Wohnungsbauunternehmen in Mainz als Geschäftsführer leiten. Er wird Thomas Will nachfolgen, der nach 15-jähriger Geschäftsführertätigkeit Ende Oktober in den Ruhestand geht. Becker war zuvor als Geschäftsführer der Kreiswohnungsbaugesellschaft des Landkreises Mainz Bingen GmbH und der EGB Projektentwicklungsgesellschaft mbH in Bingen tätig.


Als Rheinhesse ist ihm Mainz sowohl in den Stadtstrukturen wie auch im gesellschaftlichen und politischen Leben vertraut. Er weiß insbesondere um die angespannte Situation am Wohnungsmarkt und verstärkt den Kurs, den die Wohnbau eingeschlagen hat: „Wir brauchen angesichts der hohen Nachfrage mehr Wohnraum und vor allem preisgünstigen Wohnraum. Mir ist es wichtig, dass wir so schnell wie möglich die Anzahl der mietpreisgebundenen Wohnungen wieder auf wenigstens 5.000 Wohnungen steigern. Mir geht es um bedarfsgerechten und attraktiven Wohnraum für breite Schichten der Mainzer Bevölkerung, auch was die Größe der Wohnungen betrifft.“

Damit dies möglich wird, setzt er mit Unterstützung der Stadt Mainz auf eine antizyklische Investitionstätigkeit für die Realisierung der aktuell laufenden und zukünftigen Wohnungsbauprojekte. „Wir brauchen die Unterstützung der Stadt, um unsere Bauvorhaben im Spannungsfeld gestiegener Baukosten und Zinsen sowie vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bewältigen zu können“, sagt Becker.

Für den Ausbau des Wohnungsbestandes möchte er weitere Potenziale im Stadtgebiet analysieren, auch Umnutzungen könnten dabei in den Blick genommen werden. Aber er weiß auch um die Problematik, dass immer mehr Flächen versiegelt werden. Deshalb will er gegenläufige Maßnahmen zur Entsiegelung von Flächen und mehr Grün entwickeln.

Die Wohnbau Mainz vermietet derzeit im Stadtgebiet 11.000 Wohnungen. Deshalb hat für Roman Becker neben dem Wohnungsneubau auch die Bestandsmodernisierung hohe Bedeutung. „Hier liegt der Schlüssel für mehr Klimaschutz, weil wir unsere Möglichkeiten nutzen wollen, die älteren Bestände energetisch zu sanieren und ihre Wärme- und Stromversorgung umzustellen. Dabei müssen wir aber die Mieten und Betriebskosten im Blick behalten“, sagt Becker. Er will auf erneuerbare Energien im Bestand und Neubau sowie auf die Reduzierung von fossilen Brennstoffen setzen: „Mainz wird davon profitieren können, viele Immobilien an Nah- und Fernwärmenetze im Mainzer Stadtgebiet anschließen zu können.“ Die Wohnbau Mainz arbeitet in dieser Frage eng mit dem Mainzer Stadtwerken zusammen.“

Roman Becker will auch die Optimierung der Servicestrategie für und Mieter voranbringen. Zudem hat er sich die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität auf die Fahnen geschrieben und möchte die Kooperation mit Schulen für die Fachkräfterekrutierung von Morgen vorantreiben.

(v.l.): Gerhard Kopf, Steffen Wolf, Roman Becker. Foto: Kreisverwaltung Mainz-Bingen

Kreis-Wohnbau: Interimsgeschäftsführer Gerhard Kopf folgt Roman Becker nach

Nach zwei Jahren ihres Bestehens steht somit auch die Kreiswohnungsbaugesellschaft (KWBG) des Landkreises Mainz-Bingen vor einer Zäsur: Mit Roman Becker verlies der Geschäftsführer die KWBG zum Ende des Monats August. Steffen Wolf, 1. Kreisbeigeordneter und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, dankte ihm für das Engagement in der Anfangszeit: „Roman Becker hat in der Kürze der Zeit viel bewegt.“ Dem schließt sich Landrätin Dorothea Schäfer an: „Er war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Für sein Engagement sind wir sehr dankbar. “

Mit Blick auf die Zukunft machte Steffen Wolf deutlich: „Die Gesellschaft wird jetzt nicht in ein Loch fallen. Mit Gerhard Kopf haben wir einen Interimsgeschäftsführer gefunden, der tief in der Materie drin ist. Die Kontinuität bleibt gewahrt, es geht nahtlos weiter.“ Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Gerhard Kopf war wesentlich an der Konstruktion und dem Aufbau der Gesellschaft beteiligt.

Diese Kontinuität ist wichtig, weil noch in diesem Herbst die ersten Projekte in den Kommunen in die Realisierungsphase gehen, wie Wolf, Becker und Kopf berichteten. In Nieder-Olm werden 25 Wohnungen auf dem Raiffeisengelände gebaut, in Ober-Olm sind sieben Wohnungen geplant. Zwei Gebäude mit je sechs Wohnungen sind in Bodenheim vorgesehen. Noch nicht in diesem Jahr, aber auch absehbar werden 10 Wohnungen in Gau-Algesheim entstehen. Weitere Projekte sind in der Vorarbeit.

Bei allen Gebäuden gilt: Bauherr ist eine eigens für jedes Projekt gegründete Projektgesellschaft, in die die jeweilige Kommune das Grundstück einbringt und die Mehrheit hält. Die Kreiswohnungsbaugesellschaft ist Mitgesellschafter, unterstützt den Bau mit ihrem Know-how und wird am Ende die Verwaltung der Wohnungen übernehmen. Das gemeinsame Vorgehen ist für Steffen Wolf wichtig: „Es geht nur zusammen mit den Gemeinden, nicht gegen die Gemeinden.“ Ein Beispiel für diese Zusammenarbeit: Die KWBG ist auch an der Entwicklungsgesellschaft (EBG) Bingen beteiligt, für die sie derzeit rund 200 Wohnungen verwaltet.

Laut Roman Becker findet vor allem in den kleineren Kommunen ein Umdenken statt: „Mehrfamilienhäuser waren vor zehn Jahren in vielen Kommunen kaum denkbar.“ Heute steige die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Für die Kommunen sei es zudem auch interessant, dass zum Beispiel dem Kindergartenpersonal oder dem Bauhofmitarbeiter ein Platz zum Wohnen angeboten werden kann. Steffen Wolf verwies zudem darauf, dass die Suche nach bezahlbarem Wohnraum heutzutage bis weit in die Mitte der Gesellschaft reicht. Für einen Berechtigungsschein zum Bezug einer günstigeren Wohnung ist beispielsweise ein Einkommen für zwei Personen in der Höhe von 90.000 Euro die Basis: „Da horchen in den Gemeinderäten auch diejenigen auf, die anfangs skeptisch sind“, berichtete Roman Becker aus seiner Erfahrung aus landkreisweit rund 50 Besuchen in Ratssitzungen.

Derzeit verfügt die Gesellschaft über eine Vollzeitstelle (Geschäftsführer), zwei Teilzeitstellen (Architektinnen) und zwei Minijobs für EDV und Assistenz der Geschäftsführung. Später sind auch noch Hausmeister vorgesehen, die die einzelnen Häuser betreuen. Wer dieses Team künftig leiten wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen: „Wir haben einige sehr interessante Bewerbungen für den Posten. Die Gespräche werden wir jetzt führen. Danach sehen wir, wann ein ausgewählter Bewerber oder eine Bewerberin zu uns kommen kann.“ Gerhard Kopf steht der KWBG jedenfalls so lange zur Verfügung, bis Beckers Nachfolge geklärt ist.