Das geplante Zollhafenschwimmbad „Heilige Makrele“ droht ohne größere öffentliche Debatte beerdigt zu werden. Am 27. März unterzeichnete OB Haase die Beschlussvorlage. Im Stadtrat selbst soll die Entscheidung am 9. April dann nur noch als Verwaltungsvorlage eingebracht werden – ohne weitere öffentliche Diskussion.
Kritik an intransparentem Verfahren
„Das ist eine Ohrfeige für kreative Ideen in Mainz und ein tiefes Eintauchen in die Trickkiste der Verwaltung“, kritisiert Martin Malcherek, Sprecher der Linksfraktion. Er bemängelt das schnelle Verfahren, das eine sachliche Prüfung unmöglich mache: „Wie sollen ehrenamtliche Stadtratsmitglieder dies in weniger als zwei Wochen fundiert bewerten?“
Die Argumente gegen das Projekt seien nicht überzeugend. Ein Gutachten des Ideengebers Alexander Kiefer bestätige sowohl den Schallschutz als auch die Wasserqualität. Auch andere kritische Punkte, etwa die angeblich fehlende Berücksichtigung von Kindern, hätten sich in der Analyse als haltlos erwiesen. Die Entscheidung, das Projekt nicht weiter zu verfolgen, schade der Stadt, so Malcherek: „Die Heilige Makrele wäre ein Hingucker – andere Städte würden sich über ein Rheinbad in Innenstadtlage freuen. Mainz verspielt diese Chance und macht sich angreifbar für den Vorwurf, im Interesse der Eigentümergesellschaft und Marina-Betreiber zu handeln, statt für alle Mainzer.“
Verwaltung verteidigt Vorgehen
Die Stadtverwaltung weist die Vorwürfe zurück. Eine interne Untersuchung habe 16 Standorte entlang des Rheins überprüft und nach klaren Kriterien bewertet. Am Ende hätte nur ein Bereich – nördlich der Urbanen Aue und südlich der Kaiserbrücke – Potenzial für eine Machbarkeitsstudie gezeigt. Die „Heilige Makrele“ sei durch verschiedene Faktoren wie Lärmschutz, Denkmalschutz und wirtschaftliche Tragfähigkeit aus dem Rennen gefallen. Haase: „Die Idee der ‚Heiligen Makrele‘ ist charmant, halte aber der fachlichen Prüfung nicht stand. Die Verwaltung hat alle Kriterien sorgfältig geprüft. Manipulationsvorwürfe entbehren jeder Grundlage.“ Ein zentrales Problem sei zudem die geplante Besucherzahl. Während für ein Schwimmbad dieser Größe normalerweise bis zu 1.300 Personen zugelassen seien, sehe das Konzept nur 160 gleichzeitig vor – inklusive fünf Kindern. Dies sei wirtschaftlich schwer tragbar.
Projektinitiatoren sprechen von Manipulation
Projektinitiator Kiefer sieht das anders. Er wirft der Stadt vor, mit „manipulativen Bewertungsmustern“ gezielt gegen die „Heilige Makrele“ zu arbeiten. Wichtige Aspekte, wie die nachgewiesene Wasserqualität oder das Wirtschaftlichkeitsgutachten, seien ignoriert worden. Auch die Argumentation mit dem Denkmalschutz sei nicht nachvollziehbar, da in diesem Bereich bereits mehrfach bauliche Veränderungen vorgenommen worden seien.
Das Team hinter der „Heiligen Makrele“ fordert eine unabhängige Machbarkeitsstudie und eine transparente Neubewertung: „Wir tun es für die Menschen unserer Stadt“, heißt es aus dem Projektteam. „Diese Tür sollte weit offen bleiben.“
Ob das Vorhaben doch noch eine Chance bekommt, könnte sich spätestens am 9. April im Stadtrat zeigen. Die Diskussion ist jedenfalls noch nicht beendet, wenn auch die Ausschüsse eher dagegen stimmen.
Fraktion Volt fordert Transparenz und Gesprächsbereitschaft
Die Volt-Fraktion kritisiert den Umgang mit zivilgesellschaftlichen Engagement und fordert mehr Transparenz und Beteiligung im weiteren Verfahren. Stadtratsmitglied Britta Werner als “Wasserbeauftragte” der Volt-Fraktion habe die Stadtentwicklung vergeblich um ein Gespräch gebeten, bevor die Ergebnisse dem zuständigen Ausschuss vorgelegt wurden: „Dass eine Machbarkeitsstudie für ein Badeschiff in Höhe der Heiligen Makrele finanziert werden soll, ist für uns nicht nachvollziehbar.”
Volt kritisiert insbesondere die mangelnde Transparenz: Weder die Besitzverhältnisse noch die wirtschaftlichen oder ökologischen Grundlagen der Entscheidung wurden bisher nachvollziehbar dargelegt. Auch die angegebene Kapazität und Betriebsweise des Badeschiffs werfen Fragen auf – etwa zur Wirtschaftlichkeit, Umweltbilanz oder sozialen Zugänglichkeit. Die Fraktion fordert, die Abstimmung über die Beschlussvorlage am 9. April zu vertagen. Ziel müsse es sein, die verschiedenen Optionen offen zu diskutieren, die Studien nachvollziehbar darzustellen und das zivilgesellschaftliche Engagement angemessen einzubeziehen.
Ich würde ein Schwimmbad begrüßen in dieser außerordentlichen Lage, da die Stadt Mainz wenige Möglichkeiten bietet.