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Termine, Finanzierung, Sicherheit – Alles Infos zur 5. Jahreszeit

Nachdem der Rosenmontagszug im letzten Jahr ausgefallen ist – wohlgemerkt wegen schlechten Wetters und nicht wegen Terror-Warnungen, wie manch einer spekulierte – fiebert nun fast ganz Mainz auf die diesjährige Fastnacht und den Rosenmontag am 27. Februar entgegen. Mit einer Aufnahme als UNESCO-Weltkulturerbe ist es zwar leider nichts geworden, trotzdem wird im Lager des Mainzer Carneval Verein (MCV) in Mainz-Mombach wieder fleißig an den diesjährigen Motivwagen gewerkelt: „700 Blocks Styropor haben wir geordert, das ist deutlich mehr als sonst “, sagt Wagenbauer Dieter Wenger. (Fotos: mainzplus)

13 Wagen werden daraus bis Rosenmontag entstehen – nur zwei Fahrgestelle warten noch blank in der riesigen Werkstatt: „Falls wir noch auf das eine oder andere aktuelle Thema reagieren müssen.“ Leider erscheinen wir mit dieser Ausgabe zu früh, als das wir hier schon alle Themen aufzählen können, aber es wird mit Sicherheit alles abgebildet, was 2016 von Interesse war und weiterhin sein wird. Wir nehmen mal an, auch Donald Trump wird eine Rolle spielen, der IS, die Burka wird sicher eine schöne Vorlage geben, als auch Flüchtlinge, AfD & Co. – Der gescheiterte Verkauf des Flughafens Hahn und das Baustellenchaos in Mainz sind auch dabei, sowie der Mainzer Einzelhandel und sein Kampf gegen die Online-Giganten.

Die Motive für die Wagen stammten bisher aus der Feder des Mainzer Karikaturisten Klaus Wilinski. Der hat jedoch im letzten Jahr seinen Einsatz beendet, unter anderem weil sich die Mainzer Fastnacht zu wenig traue. Dabei hätten doch nur die Narren die Freiheit, auch vermeintliche Tabuthemen aufzugreifen. „Stattdessen wird geschwiegen, zum Beispiel zum Salafismus in Deutschland“, sagte er der Allgemeinen Zeitung. Als Beispiel fürs Weichspülen nennt er auch den 2009 umstrittenen Motivwagen einer Nonne im Nacktscanner, deren nackter Leib nach Protest der Kirche noch schnell mit einer „Bildstörung“ überpinselt wurde.

„Dass so viele bei der Auswahl der Motive mitreden, macht es schwer“, fügt er hinzu. 27 Mitglieder hat die Zugleitung. Das Gremium sammelt Ideen und stimmt dann ab. Dabei gebe es Traditionalisten, „die immer noch die Schwiegermutter mit dem Nudelholz in der Hand lustig finden“ und „nackte Ärsche unverzichtbar“, lacht Wilinski. Inzwischen hat der MCV den Gonsenheimer Illustrator Peter Beckhaus gewonnen und man darf gespannt sein, ob sich dieses Jahr mehr „getraut wird“.

Fastnacht im Aufbruch

Seit 1838 ist der Mainzer Carneval-Verein (MCV) für die Organisation, Finanzierung und Durchführung des Rosenmontagszuges verantwortlich. Die vorbereitende Arbeit dauert etwa ein halbes Jahr, also seit letztem Sommer. Da so viel Arbeit und Menschen eingebunden sind, war es letztes Jahr natürlich ein herber Rückschlag, als die komplette Arbeit mehr oder weniger für die Katz war. Unabhängig von den Mitarbeitern des MCV sind bei der Zugdurchführung zusätzlich circa 1.400 weitere Personen eingebunden: städtische Mitarbeiter, Polizeibeamte, Feuerwehrleute sowie Ärzte und Sanitätsdienste. Und: Die lange Zeit eher behäbige Fastnachts-Szene ist im Aufbruch.

Die 2015 gegründete Genossenschaft „Mainzer Fastnacht e.G.“ soll für eine bessere Vermarktung gerade der Straßenfastnacht sorgen. Gemeinsam könne man besser einkaufen und neue Marketingkonzepte entwickeln, sagt Chef Klaus Hafner. Die Mainzer Straßenfastnacht müsse stärker zur Marke werden. Gemeinsame Plattform im Internet, mehr Tribünen am Rosenmontag, vielleicht gar ein „Motordrom“, nennt der Vorstand einige der Ideen und wurde auch prompt zur „Genossenschaft des Monats“ gekürt.

Derzeit sind 26 Vereine Teil der Genossenschaft. Insgesamt gebe es in Mainz zwar 75 Fastnachtsvereine, erläutert Thomas Thelen, Generalfeldmarschall der Mainzer Ranzengarde und Aufsichtsratsmitglied der Genossenschaft; aufgrund ihrer Größe und Struktur sei ein Beitritt allerdings nicht für alle Vereine praktikabel. Auch für die Mainzer wird die neue Genossenschaft im fastnachtlichen Bild der Stadt sichtbar.

Am Wochenende vor der Straßenfastnacht findet vor dem Theater ein großes Feldlager statt. Und am Samstag, 18. Februar, soll sich von 11.11 Uhr bis 15.11 Uhr die Vielfalt der Mainzer Garden präsentieren. Musikzüge werden spielen, es gibt Kartoffelsuppe, Glühwein und vieles mehr. In der Kampagne 2018 nimmt man sich dann den Rosenmontagszug vor. Am Zugweg sollen zusätzliche Tribünen aufgebaut werden, die von Unternehmen für ihre Partner und Kunden gemietet werden können. Also alles kommerzieller? Ein wenig scheint es so.

Finanzierung

Um die schon früher oft problematische Finanzierung zu sichern, führte der MCV 1950 Zugplaketten (meenzerisch: Zuchplakettcher) ein. Dies sind kleine Plastikfiguren zum Umhängen mit einem jährlich wechselnden Motiv. Der Verkaufserlös fließt vollständig in die Zugfinanzierung. Als Motiv dienen Vertreter der einzelnen Mainzer Fastnachtsgarden, typische Charaktere oder die Schwellköpp. Zum diesjährigen Motto „De Dom gehört zu Meenz am Rhoi, wie Fassenacht, Weck, Worscht und Woi“ wurde der Dom ausgewählt. Er ist in einer kleinen Plastik-Version für 4,50 Euro das Stück zu erhalten.

Diesmal gibt es sogar eine Deluxe-Version: Für 8,50 Euro präsentiert sich das Zugplakettchen mit Musik und spielt neun Sekunden lang den Song von Thomas Neger „Im Schatten des Doms“. Der MCV hat das Sponsoring dieses Jahr noch weiter ausgebaut: Es gibt Ansteck-Pins, Fastnachts-Wein und sogar Zugenten zum Kuscheln. Auch Becher soll man sich jetzt kaufen, unter anderem wegen des Glasverbotes auf verschiedenen Plätzen. Man erwirbt ihn einmalig, tauscht ihn bei der nächsten Bestellung ein, erhält aber am Ende des Tages kein Pfand zurück. Der neueste Schrei der Veranstalter, um Geld zu machen. Manchmal etwas fragwürdig, aber Finanzierung ist heute nicht mehr so einfach.


Der Rosenmontagszug

2017 schlängelt sich der nunmehr 66. Zug nach dem 2. Weltkrieg und der 115. Zug seit Gründung des Mainzer Carneval-Verein (MCV) durch die Straßen. Start ist um 11.11 Uhr in der Neustadt ab Josefs-/Ecke Boppstraße. Hier stellen sich die einzelnen Gruppierungen auf. Von der Boppstraße geht es zur Kaiserstraße in Richtung Hauptbahnhof, um dann kurz davor eine 180 Grad-Wendung zu machen und auf die andere Straßenseite in Richtung Rhein zu gelangen.

Der Zug umrundet die Christuskirche und biegt in die Bauhofstraße ein zum Gutenbergplatz (12.15 Uhr), Theater und Höfchen. Weiter geht es am Dom entlang zur Rheinstraße und Weißliliengasse zurück zur Ludwigsstraße und zum Schillerplatz am Fastnachtsbrunnen entlang Richtung Münsterstraße in Richtung Alicenbrücke / Binger Schlag. Hier löst der Zug sich gegen spätestens 16.30 Uhr auf und die Müllwerker beginnen ihre Arbeit.

Der Zugweg beträgt 7,2 km, die Zuglänge beläuft sich auf ca. 7 km. Knapp 150 Zugnummern bewegen sich durch die Stadt, von der Garde zum Musikverein bis zum Motivwagen. 70 Musikgruppen sind dabei, ca. 2.000 Musiker und 70 Fahnen- und Schwellkoppträger. Das macht eine Gesamtzahl von bis zu 10.000 Teilnehmern, die von 500.000 Zuschauern aus nah und fern bejubelt werden.

Sicherheit ein großes Thema

Kopfzerbrechen dürfte allen das Thema Sicherheit bereiten. Im letzten Jahr richtete man Schutzräume für Frauen ein. Die Ausfälle hielten sich auf den Partys in der Stadt aber in engen Grenzen. Am Ende ist meistens alles bunt, fröhlich und heiter – doch Vorbereitung, Organisation und Umsetzung der Umzüge werden jährlich mehr zu einem Hindernislauf für die Vereine. Die Sicherheitsauflagen sorgen nicht nur für ein Organisationsproblem, sondern auch für ein finanzielles.

Die Folge: Umzüge sind weiterhin abhängig von einer guten Vermarktung, sprich von Sponsoren und Spendern. Die Polizei setzt wieder auf Bodycams, noch mehr Videoüberwachung und eine noch stärkere Polizeipräsenz. Nach dem Terroranschlag in Berlin ist man vorsichtig wie nie zuvor.  Am Fastnachtsamstag, 25.02. und am Rosenmontag, 27.02. wird für die Innenstadt ein Fahrverbot für Fahrzeuge mit Fahrzeugen eines zulässigen Gesamtgewichts über 3,5 Tonnen einschließlich ihrer Anhänger und Zugmaschinen angeordnet.
Dch die Botschaft an alle Besucher des Rosenmontagszugs laute: „dass wir feiern wollen und dass man das in unserer Stadt angstfrei tun kann“, schließt OB Michael Ebling.

Narrenstart und Frauenpower

Der Narrenstart fand wie immer schon am 11.11. um 11.11 Uhr auf dem Schillerplatz statt, der Neujahrsumzug am 1. Januar. Er bildet den fastnachtlichen Countdown. Der neue MCV-Präsident Reinhard Urban begrüßte die Meute und Thomas Neger machte wie so oft den Entertainer. Um die Fastnacht zu verjüngen, hat er seit diesem Jahr Pop-Sternchen Lisa Bund (Foto) mit ins Team geholt. Sie soll auch den Weiberdonnerstag und am Fastnachtsonntag auf der MCV-Bühne moderieren.

„Es wird Zeit, die Moderation in jüngere Hände zu übergeben“, sagt Neger, der sich nach und nach aus der Moderatoren-Tätigkeit für den MCV zurückziehen will: „Lisa ist schlagfertig, hat Bühnenpräsenz und eine super Stimme. Sie wird mit ihrer erfrischenden Natürlichkeit eine Bereicherung für die Fastnacht“, ist er sich sicher. Ihren „Durchbruch“ hatte Bund 2007 als Drittplatzierte in der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. Seit einigen Jahren tritt sie mit verschiedenen Band-Formationen ganzjährig auf, moderierte für diverse Radiosender und war im Dschungelcamp und beim „Promi Dinner“.

Ihre Eltern betreiben in der Altstadt das „Mainzer Socken- & Wäsche-Eck“. Ihrer Fastnachts-Karriere sieht sie entspannt entgegen: „Wir schauen mal, wie sich mein Einstieg anlässt, wenn es dem Publikum und mir Spaß macht, kann sich noch viel entwickeln.“ Weitere Frauenpower kommt auch von der ersten Mainzer Frauen-Fastnachtsband. Die musikbegeisterte Sandra Mathes trommelte vor einem Jahr ein paar sangesfreudige und –talentierte Damen zusammen und machte sich ans Werk. Inzwischen hat sich die Mädelsband ein partytaugliches Repertoire angeeignet und absolvierte ihren ersten Auftritt am 11.11. Auch einige bekannte Pop- und Rocksongs stehen auf dem Programm. Mehr davon die nächsten Wochen.

Termine

Donnerstag, 23. Februar
11:11 Uhr Eröffnung der Weiberfastnacht am Fastnachtsbrunnen
18:11 Uhr Narrenzirkus in der Ludwigsstraße vor der Deutschen Bank                                            Weiberparty

Fastnacht-Samstag, 25. Februar
14:11 Uhr Jugendmaskenzug

Fastnacht-Sonntag, 26. Februar
11:11 Uhr Parade der närrischen Garden und anschließend
Ausstellung der Motivwagen
13:11 Uhr Fastnachtsbrunnen: Tanz auf der „Lu“

Rosenmontag, 27. Februar 
11:11 Uhr Rosenmontagszug

Fastnacht-Dienstag, 28. Februar
15:11 Uhr Närrischer Korso (Kappenfahrt)

zu Teilen aus der Allgemeinen Zeitung, bearbeitet von David Gutsche
Fotos: mainzplus Citymarketing, Harald Kaster, MCV