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Staatstheater-Intendant Fontheim stellt Programm seiner letzten Spielzeit 2013/14 vor: Pure Vernunft darf niemals siegen!


von Michael Jacobs (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung)

„Es soll kein Schwanengesang werden“, sagt Matthias Fontheim. Eher ein Aufbruch nach dem etwas ketzerischen Motto „Pure Vernunft darf niemals siegen“. Mitten auf der Bühne des Großen Hauses, im Herzen des Theaters, hat er seine Leitungscrew versammelt, um einen Ausblick in die Spielzeit 2013/14 zu geben – die letzte unter seiner Intendanz. (Foto: hbz / Jörg Henkel)


Nach acht Jahren an der Spitze des Mainzer Staatstheaters wird Fontheim im Sommer 2014 den Chefsessel für seinen designierten Nachfolger Markus Müller räumen, der derzeit noch am Oldenburgischen Staatstheater die Fäden in der Hand hält. Das Haus sei auf einem guten Weg, meint Fontheim. Mit 205.000 Zuschauern in der letzten Saison erfolgreich in allen Sparten. Allein der Ballettklassiker „Schwanensee“ sei 17 mal ausverkauft gewesen.

Letzte eigene Regiearbeit

Auch für seine finale Wirkungsperiode setzt Fontheim ganz unsentimental auf die künstlerische Kontinuität des Drei-Sparten-Hauses. „Es ist kein Abschiedsspielplan. Wir gehen mit dem neuen Programm offen, aus dem Bauch heraus, in die Welt“. Dennoch schwingt ein bisschen Nostalgie mit. Als einzige eigene Regiearbeit will Fontheim am 22. November „ein neues Stück“ eines zeitgenössischen Dramatikers inszenieren – wie damals Simon Stephens „Motortown“, mit dem er 2006 in Mainz begann.

Ansonsten ist der Spielplan mit Klassikern und Paradestücken der klassischen Moderne gespickt: Shakespeares „Romeo und Julia“, Goethes „Urfaust“, aber auch ein Exot wie das nahezu vergessene Barockdrama „Ibrahim Bassa“, das Daniel Caspar von Lohenstein mit gerade mal 15 Jahren für die Schulbühne schrieb. Die Dramatik des 20. Jahrhunderts wartet mit Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, Peter Handkes „Kaspar“, Botho Strauß‘ „Kalldewey, Farce“ oder „Glaube, Liebe Hoffnung“ von Ödon von Horwath auf, während mit Stücken von Laura Naumann und der neuen Hausautorin Natascha Gangl auch die Gegenwartsdramatik mit Uraufführungen zu Wort kommt.

Besucherrekorde sind unwahrscheinlich

Opernchefin Tatjana Gürbaca, die das Haus ebenfalls 2014 verlässt, zieht mit Arrigo Boitos wagnerianisch angehauchtem „Mefistofele“ , Verdis „La Traviata“ oder Mozarts „Don Giovanni“ nochmals alle Register des Musiktheaters. Und auch Ballettdirektor Pascal Touzeaus „Cinderella“- und „Dornröschen“-Choreographien schielen auf volle Ränge.

Ob aber auch künftig Besucherrekorde erzielt werden, ist eher unwahrscheinlich. Man müsse erst die Auswirkungen der Kartenpreiserhöhungen von durchschnittlich 16 Prozent in der laufenden Spielzeit abwarten, sagt der Kaufmännische Geschäftsführer Volker Bierwirth. Ansonsten greife das bis 2015/16 ausgehandelte Sparpaket, das Stadt und Land jährlich um insgesamt 600.000 Euro entlastet.

Auch wenn von der Theaterspitze für die nächste Saison demonstrativ „Business as usual“ ausgerufen wird – so ganz ohne Goodbye-Show soll die Ära des scheidenden Intendanten dann aber doch nicht enden:Am 24. Mai inszeniert Helmut Köpping, auch ein Mann der ersten Fontheim-Stunde, zum Abschied den „Großen Kehraus“ im Kleinen Haus.