Text Janina Zepter Fotos Roman Knie
Seit Oktober 2014 haben Schatzsuchende ein neues Jagdrevier in der Neustadt: Das Großmanns in der Osteinstraße 16. Vollgepackt mit dekorativen Kleinigkeiten, Nützlichem, Skurrilem und zauberhaften Geschenkartikeln bietet der Laden nach eigener Aussage „feine Waren aus aller Welt“. Dahinter stecken Mo Großmann (49) und Marc Hegemann (48), seit über acht Jahren ein Paar.
Der gelernte Mediengestalter zeichnet und illustriert, seit ihm als Kind jemand ein Tim und Struppi Comic geschenkt hat. Portraits und freie Arbeiten bilden den Schwerpunkt seines Schaffens. Mo dagegen beschäftigt sich am liebsten mit Mode. Schon ihre Mutter war Schneiderin. Früh kreierte sie eigene Teile. Auf Marcs Anregung hin näht sie schließlich mexikanische Totenköpfe, heute einer der prägnantesten Produkte im Großmanns. Kennen gelernt hat sich das Paar, als Marc für eine Ausstellung nach Kostheim kam – man traf sich natürlich auf einem Basar. Ihr Zusammenkommen bezeichnen sie dennoch als „vollkommen unspektakuläre Geschichte“. Weniger unspektakulär gestaltet sich ihr Hobby sowie die Philosophie des Großmanns: „Stöbern nach schönen Kleinigkeiten.“
Verbindende Leidenschaft
So frönen sie ihrer Leidenschaft und besuchen gemeinsam immer wieder Märkte und Basare. Marc verkauft dann Illustrationen und Mo ihre selbst genähten Teile. Um dieser Leidenschaft einen größeren Raum zu bieten, eröffneten sie im Oktober 2014 ihren Laden, das Großmanns. Was ist das Konzept des Ladens? Es fällt beiden schwer zu beschreiben: „Gift Shop trifft es eigentlich am besten – Geschenkartikel ist so ein sperriges Wort“, meint Marc. „Wir möchten den Menschen einfach mit schönen Dingen, Gebrauchsartikeln oder Dekoration eine Freude machen.“ Hierbei ist die Einkaufspolitik so einfach wie sympathisch: „Wir verkaufen nur, was wir auch selbst schön finden“, erklärt Mo. Und tatsächlich sind im Großmanns so einige echte Perlen zu entdecken, kleine Schätze aus aller Welt: vom Geschirr über Magnete, Schreibwerkzeug, Deko und Kalender, bis zu selbst genähten mexikanischen Totenköpfen und Illustrationen. Eine Freundin kam kürzlich in den Laden und konnte es kaum glauben: „Hier sieht es ja aus wie bei euch zu Hause!“ Das authentische Konzept wollen beide beibehalten: „Solange es funktioniert, sind wir glücklich. Wenn es irgendwann nicht mehr funktioniert, machen wir halt wieder zu.“
Bauchgefühl trifft Köpfchen
Aufs Bauchgefühl zu hören, ist in der Beziehung der beiden mehr die Eigenschaft von Mo. Sie beschreibt sich selbst als sehr spontan. „Ich bin halt Italienerin. Einige würden meine Spontanität sogar als blinden Aktionismus beschreiben“. So entstand auch die Eröffnung des Großmanns aus einer Bauch-Entscheidung heraus. Denn Mo und Marc erfuhren sehr kurzfristig von der Vermietung der Räumlichkeiten. Sie hatten nur drei Wochen Zeit zum Einrichten und Renovieren. Bei ihrer Zusammenarbeit treffen Ruhe, Besonnenheit und Ordnung auf Impulsivität und Chaos. „Erst seitdem ich mit Mo zusammen bin, habe ich das Deutsche an mir entdeckt und schätzen gelernt“, lacht Marc. Doch wenn man so verschieden ist, kann man als Paar auch voneinander lernen: „Marc unterstützt mich immer, beruhigt mich und regt mich zum Nachdenken an.“ Durch seine besonnene Art versteht er im positiven Sinne zu bremsen. „Marc ist eher ruhig, ausgleichend und ruht in sich selbst. Gleich nach unserem Kennenlernen fühlte ich mich geerdet und angekommen.“
Umgekehrt wurde Marc durch Mo offener und konnte mehr Spontanität zulassen. Er probiert seitdem mehr Dinge aus und ist ein bisschen risikofreudiger geworden. „Solche Aktionen wie mit dem Laden – das kann ich nur mit Mo machen“, stellt er schließlich fest. Beim größten Wunsch für ihre gemeinsame Zukunft sind sich beide einig – wie auf Kommando: „Ruhe.“ Doch dazu wird es in nächster Zeit wohl nicht kommen. Denn neben dem Illustrieren, Nähen, dem Tagesgeschäft im Laden und dem Besuch von Messen und Basaren bleibt nicht viel Zeit fürs Ausspannen. Doch nur so werden entdeckungswütige Schatzjäger, Geschenk-Suchende und Freunde des Stöberns auch weiterhin im Großmanns fette Beute machen.