Aus der Allgemeinen Zeitung von Torben Schröder:
Als öffentlich zugängliche Veranstaltungsstätte, in der die Geschichte erlebbar wird, will der Mainzer Stadtvorstand das Kurfürstliche Schloss erhalten. 2020, wenn das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) aus dem sogenannten Rhein-Flügel ausgezogen ist, sollen umgehend die Sanierungsarbeiten beginnen.
Anders als in diesem ersten Bauabschnitt sind für die folgenden Maßnahmen zwei Planungswettbewerbe vorgesehen. Sie sollen die Hochbau-Maßnahmen im Isenburg-Flügel und der Steinhalle sowie die Freianlagen in ihrem städtebaulichen Umfeld bis hin zum Regierungsviertel betreffen. Vorgeschaltet werden soll, wie Baudezernentin Marianne Grosse ankündigt, eine Bürgerbeteiligung, beginnend mit einem öffentlichen Symposium im März 2019.
Das RGZM zieht 2020 in einen Neubau neben dem Museum für antike Schifffahrt, der kürzlich Richtfest feierte. Eine Machbarkeitsstudie taxierte vor drei Jahren die bauliche Sanierung des Schlosses auf 60 Millionen Euro. Nur gemäß Baupreisindexsteigerung wäre man, so Finanzdezernent Günter Beck, derzeit bei 65 Millionen – vorbehaltlich der abschließenden Planung, und ohne Außengelände. „Aus unserer Sicht soll das Schloss die gut’ Stubb bleiben“, sagt Oberbürgermeister Michael Ebling, „die öffentlich zugängliche Nutzung steht über allem.“
2,8 Millionen Euro hat der Stadtrat bereits bewilligt, um die Planungen voranzutreiben. Es gilt, eine ganze Reihe öffentlicher Diskussionspunkte auszuräumen. „Wir wollen das bürgerschaftliche Mitdiskutieren unbedingt anstoßen“, betont Grosse. Für den Rhein-Flügel soll allerdings bereits bis Ende 2019 die finale Planung der Sanierung vorliegen, um direkt bei Auszug des RGZM mit den Arbeiten zu beginnen. Ebling nennt für die Durchführung grob einen Zeitrahmen von drei Jahren.
Für Kongresse, Standesamt und museale Zwecke
Prämissen der Planung sind, so Grosse, die Vorgaben aus der Machbarkeitsstudie, also die Nutzung für Kongresse, museale Zwecke und das Standesamt.
Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte will „das Museum als Spezialveranstaltungsort anbieten, das in diesem Ambiente und dieser Lage einmalig ist in Deutschland“. Voriges Jahr wurden im Museum bereits 140 Veranstaltungs- und Kongresstage mit 55 000 Besuchern durchgeführt, dieses Jahr werden Veranstaltungen an 165 Tagen mit 65 000 Besuchern erwartet. Durch die Sanierung erwartet Sitte noch deutlich mehr Potenzial, speziell für moderne Tagungskonzepte.
Der Mainzer Altertumsverein legt Wert darauf, dass die Geschichte des Schlosses präsenter gemacht wird. „Wir freuen uns, dass nicht nur ein kommerzielles Kongresszentrum geplant ist, sondern dass das Museum allen Bürgern offen steht“, betont Dr. Georg Peter Karn. Der Verein würde gern die Gelegenheit nutzen, die baulichen Wurzeln des Schlosses sowie der im 15. Jahrhundert an Ort und Stelle erbauten und abgebrannten Martinsburg zu erforschen und freizulegen. Karn regt eine „Schlossbaukommission“ an, die bei Planung und Durchführung der Sanierung beratend beteiligt wird. Außerdem wünscht er sich ein Museumszimmer, in dem die Geschichte des Schlosses öffentlich dokumentiert wird.
Vor den beiden Planungswettbewerben, die Isenburg-Flügel und Steinhalle sowie das Außengelände betreffen, sollen, so Grosse, „die Planungsziele genau definiert werden“. Die Baudezernentin betont: „Aus meiner Sicht ist die Bebauung des öffentlichen Raums im direkten Umfeld des Schlosses kein Thema.“
Was die Finanzierung angeht, ist Beck optimistisch: „Es handelt sich um eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Land, Kommune und bürgerschaftlichem Engagement, womöglich auch noch der EU. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir die Finanzierung hinkriegen.“