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Restaurant-Tipp: Loch 19 (Oberer Mombacher Weg 4, Budenheim)


von Felix Monsees, Fotos: Daniel Rettig

Langsam rollt der Bentley über den knirschenden Kies. Doch die Nobelkarrosse täuscht: Im Budenheimer Golfclub gibt man sich bodenständig und familiär. Von der Terrasse des Restaurants „Loch 19“ ist der Spielplatz fest im Blick. Während die Kleinen klettern, können die Großen die Abendsonne genießen und beim Blick auf das satte Grün entspannen. Nicht nur Golfer kommen hierher, Betreiber Jörn Stoll lockt auch viele Budenheimer ins „Loch“.

(Am 29. Juli übrigens: Craft Beer Seminar)

Familiär geht es ebenfalls in der Küche zu. Hier kocht Stolls Cousin Ardschuna Welz. Beide haben schon im Golfclub in Wiesbaden-Delkenheim zusammengearbeitet. Dort war Stolls Vater Küchenchef. Dessen Pensionierung war der Startschuss für das eigene Restaurant. Auch bei den Zutaten setzt Stoll auf die Familie. Das Fleisch kommt teilweise aus der Hausschlachtung des Schwagers, der Kuchen von der Oma. Mit guten Zutaten will man sich von den üblichen Vereinsgaststätten absetzen. Die luftige Hollandaise zum Spargel – vom Obsthof Schmitt aus Finthen mit Kartoffeln 14,80 Euro – ist ebenso selbst gemacht wie die Remoulade zu saftigen Scheiben vom Charolais-Roastbeef und knusprigen Bratkartoffeln (16,80 Euro). Die Bratwurst von der Metzgerei Walz gibt es mit Pommes für 7,80 Euro. Das Rezept des Monats sind Hähnchenschenkel ohne Knochen, die Stoll vom Bubenheimer-Hof aus Hünfelden bezieht. Die Mühe des Ausbeinens lohnt sich, denn die Schenkel sind verdammt zart. Den Bedürfnissen der Golfer entsprechend, gibt es alles auch als halbe Portion. Die Weine kommen aus Mainz und der Region, auf der Karte stehen bekannte Namen wie Eva Vollmer, Familie Fleischer oder Battenfeld-Spanier.

Einzigartiges Angebot von Edelbieren
Das Besondere im „Loch 19“ sind aber nicht die Weine, sondern die Biere. 40 bis 50 so genannte Craft-Beer stehen flaschenweise zur Auswahl. „Dieses Angebot gibt es in dieser Form in Deutschland noch nicht“, ist sich Stoll sicher. Der Trend kommt aus den USA, dort brauen seit den Achtziger Jahren „Microbreweries“ (Kleinbrauereien) qualitativ hochwertiges Bier. Ein guter Freund hat Stoll mit der Bierbegeisterung angesteckt, „seitdem beschäftige ich mich viel damit“, sagt der Restaurant- Chef, „durch viel und hochwertigen Hopfen kommt besonderes Aroma ins Bier.“ Unkomplizierte Durstlöscher sind diese Biere nicht. Mit ihren komplexen Aromen sind sie (auch preislich) mit guten Weinen zu vergleichen. Die teuerste Flasche kostet 34 Euro (0,7l), die günstigste 3,80 Euro (0,33l). „Alles im bezahlbaren Rahmen, dann trinkt man halt ein Glas weniger am Abend“ sagt Stoll. Aus der Flasche sollte man die Edelbiere übrigens nicht nuckeln, im „Loch 19“ genießt man aus speziellen Degustationsgläsern. Einsteiger starten mit dem Hopfenstopfer Citra Ale, ein leicht bitteres Bier mit einem Spritzer Zitrone. „Reinheitsgebot pur“, sagt Stoll, der Citrus-Geschmack kommt aus dem Hopfen und nicht aus irgendwelchen Zusätzen. Das Laguna India Pale Ale ist ein Craft Beer aus dem Odenwald und spaltet die sensor- Tester. Der blumig-bittere Geschmack von Karamell und Zitrone schmecke parfümiert, ist die Meinung an einer Ecke des Tisches. Einhellig für sehr süffig befunden wird hingegen das Club-Bier, ein naturtrübes Pils vom Fass, von einem Freund extra für Stoll gebraut. Alle Biere gibt es auch zum Mitnehmen.

Rezept
Würzig marinierte Hähnchenschenkel ohne Knochen, vom Bubenheimer-Hof mit Salat der Saison (für 2 Personen)
Zutaten: 2 ausgelöste Hähnchenschenkel, für die Marinade: 3El Thymian, 2El Sojasauce, 1El Zucker, 2El Paprikapulver (rosenscharf), 1El Bochshornkleesamen, 2El Koriandersaat, 5El Speiseöl
Alle Zutaten für die Marinade miteinander verrühren und die Hähnchenschenkel damit bestreichen. Dann eine Runde Golf spielen, denn das Hähnchen sollte mindestens einen halben Tag in der Marinade ziehen. Zurück in der Küche den Ofen auf 180°C Umluft vorheizen. In einer Pfanne etwas Öl heiß werden lassen und das Hähnchen von beiden Seiten kräftig anbraten. Im Ofen für weitere 10 Minuten fertig garen. Falls keine ausgelösten Schenkel verfügbar sind, können natürlich auch welche am Knochen genommen werden. Dann muss die längere Garzeit beachtet werden. Dazu serviert Jörn Stoll Salate der Saison (aktuell z. B. Eichblatt- und Kopfsalat) mit Balsamico-Dressing und Pommes frites mit spezieller (und natürlich geheimer) Würzmischung.