Authentisch, direkt und realitätsnah. Mit mehr als 5.000 monatlichen Hörern auf Spotify gehört Nasjo aktuell zu den meistgestreamten Musikern der Stadt. Das erste Mal kam der gebürtige Mainzer im Alter von sechs Jahren mit Musik in Kontakt, als er sich CDs von amerikanischen Rappern wie Eminem oder Jay-Z kaufte. Im Jahr 2015 begann er, an lokalen Freestyle-Battles teilzunehmen. 2018 fing er an, seine ersten Songs aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt war das Ganze eher ein Hobby und diente zum Zeitvertreib. Mittlerweile spielt Rap im Leben des 27-Jährigen eine große Rolle.
Musik als Wiedergutmachung
„Die Musik ist für mich das Ventil Nummer eins.“ Sie habe einen großen Teil seines Lebens eingenommen „und mich zu einem besseren Menschen gemacht“, sagt Nasjo mit Blick auf seine Vergangenheit, die von Gewalt und Drogen geprägt war. Nun möchte er die Menschen vor Kriminalität bewahren. „Oft habe ich Schuldgefühle, da ich damals von vielen als eine Art Vorbild gesehen wurde. Mein Ziel ist es, die harte Fassade von früher umzudrehen und Stärke zu zeigen – indem ich über meine Schwächen rede. Texte zu schreiben hilft mir dabei, negative Emotionen zu verarbeiten und diese in Stärke umzuwandeln.“
Wiedererkennungswert
Seine Musik bezeichnet Jonas, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, als „deepen Sad Trap“, manchmal aber in Verbindung mit herausstechenden Beats. Dafür ist sein Produzent „Insert Disk“ verantwortlich. Diese Kombination sorgt für eine besondere Atmosphäre, die einem im Gedächtnis bleibt. „Ich lasse mich zwar von Hardcore Trap- und Trap Metal-Künstlern inspirieren, allerdings lege ich großen Wert darauf, meinen eigenen Weg zu gehen und etwas Neues zu kreieren.“ Die Crew „Rosagrau“, die er Ende 2021 gründete, besteht neben seinem Produzenten aus zwei Newcomer-Rappern namens „Zeb“ und „Darko Cardano“ – beide ebenfalls aus Mainz. „Bei uns kann prinzipiell jeder, der Lust hat, recorden, allerdings wäre eine gewisse Disziplin wünschenswert“, erklärt Nasjo, dessen Musik auf allen Plattformen streambar ist.
Konstanz
Nasjo veröffentlichte bisher vier Soloalben, dazu mehrere Singles sowie Extended Plays. „Doch nicht nur als Mensch, sondern auch als Musiker möchte ich mich weiterentwickeln. Ich arbeite rund um die Uhr an mir.“ Gerade eben hat er sein Studium der Erziehungswissenschaften beendet und releast daneben vereinzelte Tracks. Die sollen die Spannung auf sein neues Album lenken, das Ende April veröffentlicht wird, unter dem Titel „Tiefer geht es immer“. Es handelt von persönlichen Problemen sowie Momentaufnahmen aus seinem bisherigen Leben. „Ein Thema ist beispielsweise das Ende und die Zeit nach meiner unglücklichen Beziehung und deren Verarbeitung.“ Für positive Emotionen sorgt Feature-Gast „Daniel Gun“, der sich in der deutschen Hardcore- Hip-Hop-Szene schon etabliert hat. „Die Zusammenarbeit mit ihm war ein Kindheitstraum und ich habe mich sehr darüber gefreut“, verrät Nasjo. Ein weiteres Highlight zum kommenden Album ist eine Release-Party, die voraussichtlich im Mai am „Alten Rohrlager“ in der Wormser Straße Richtung Mainz-Weisenau steigen soll.
Das Studio
Sein Studio, das sich in einem Mainzer Vorort befindet, wurde vor zwei Jahren eröffnet und ist professionell ausgestattet. In seinem „Herzstück“ verbringt er die Zeit nicht nur mit Aufnahmen. Nasjo bietet hier Kindern und Jugendlichen einmal pro Woche unter dem Motto „Auf die Ohren“ die Möglichkeit, sich musikalisch auszutoben. „Ich bin der Meinung, dass die Musik Kindern etwas geben kann, das ihnen fehlt.“ Soziales Engagement spielt wie auch im Studium im Leben des Rappers eine große Rolle. Seit August 2022 arbeitet er als Pädagoge bei „Sicht- Waisen e.V.“, einem Verein, der sich für Jugendund Gewaltprävention einsetzt und von Maximilian Pollux mitgegründet wurde. Pollux ist Autor, Youtuber und Pädagoge, der als Jugendlicher selbst Intensivtäter war und zehn Jahre im Knast saß. „Bei SichtWaisen führen wir nicht nur musikalische Workshops, sondern auch Anti- Gewalt-Kurse und Boxtraining im Goethepark durch“, so Nasjo. „Viele Menschen sind wütend, sauer oder haben ihre Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet. Ich habe gemerkt, dass soziale Arbeit sehr gut mit Musik harmonieren kann. Der größte Erfolg in meinem Leben ist es daher, Kindern und Jugendlichen zu helfen und eine Perspektive bieten zu können.“