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Portrait: Kostümverleih Meier-Scourteli – Für den Saal, nicht für die Gass

Ein unscheinbarer Hauseingang mitten in der Fußgängerzone. Nur ein kleines Schild mit der Aufschrift „Kostümverleih“ verrät, dass hinter diesen Wänden ein Vermächtnis lagert: Über 2.000 Kostüme, dazu 1.500 Hüte, Stiefel und Schuhe sind hier zu finden. Von Rokoko-Kleidern bis zu verspielten Kinderkostümen, Anzügen mit Mickey Mouse, Smokings und schillernden Ballkleidern. Sie alle stammen aus dem Theater – die meisten hat Elena Meier-Scourteli, die den Verleih seit 1997 betreibt und 21 Jahre lang Kostümdirektorin am Staatstheater war, selbst entworfen und hergestellt. Energisch schreitet Elena (79 Jahre) durch den privaten Fundus: „Der einfache Trick ist, die Sachen immer wieder an den selben Platz zu hängen. So weiß ich ganz genau, was wo zu finden ist.“ Viele Stücke sehen von weitem aus wie Haute Couture, doch bei näherem Betrachten fällt auf, wie stabil die Stoffe verarbeitet sind. „Die sind alle auf Nesseltuch genäht“, erklärt Elena; keine Alltagsklamotten, sondern Arbeitskleidung sozusagen. „Wenn man etwas täglich auf der Bühne trägt, muss es halten.“ Die Qualität wissen die Kunden zu schätzen: Geburtstage, Hochzeiten, Mottofeiern und auch die Fastnacht machen den Großteil der Nachfrage aus. So zieht sie ein römisches Gewand hervor, das mit Weinblättern und Trauben geschmückt ist: „Das hat sich letztens jemand ausgeliehen, als Bacchus-Kostüm für eine private Feier. Auch einen Goethe hatte ich, und Katharina von Bora, passend zum Lutherjahr“.

Karriere mit Umwegen

Wenn ihr das Alter auch nicht wirklich ins Gesicht geschrieben steht (das rabenschwarze Haar tut seinen Teil), so merkt man Elena Meier-Scourteli doch an, dass sie gelebt hat. 1938 wurde sie in Griechenland geboren und flieht nach ihrer Ausbildung mit Anfang zwanzig vor der Militärdiktatur. Als Gastarbeiterin kommt sie nach Hamburg, wo sie ihren Mann kennenlernt. Dort näht und entwirft sie Haute Couture, bis er einen Job in Kiel annimmt und die junge Familie (mittlerweile um zwei Kinder gewachsen) umzieht. Eine Bewerbung am dortigen Staatstheater ist erfolgreich: Elena wird für die Leitung der Damenabteilung genommen und legt ihre Meisterprüfung ab: „Von 33 Bewerbern war ich die einzige Frau“, erinnert sie sich nicht ohne Stolz, „und eine von fünf, die es geschafft haben.“ Ihre Karriere nimmt Fahrt auf. Sie arbeitet in Weimar, Bremen, Hamburg und wird schließlich als Kostümdirektorin an das Mainzer Theater berufen.

Leben aus dem Koffer

Welche Produktion ist ihr während all dieser Zeit im Gedächtnis geblieben? „Das kann ich unmöglich beantworten“, lächelt Elena und zieht an ihrer Zigarette. „Bei 30 Produktionen pro Spielzeit kommen viele Eindrücke zusammen. Da kann ich keine auswählen.“ Als Kostümdirektorin war sie auch für die Jahresplanung zuständig und verteilte das Budget auf die Produktionen: „Man muss sich jedes Mal aufs Neue hineindenken. Das Thema, der Ort, das Bühnenbild, dazu die Texte und die Schauspieler. Das ist schwierig, aber macht auch am meisten Spaß.“ Gleichzeitig reiste Elena viel, wurde für Gastproduktionen an Theater in ganz Deutschland berufen. Irgendwann aber war sie das Leben aus dem Koffer müde, und machte sich in Mainz mit einem Kostümverleih (was lag näher?) sesshaft: „Vor allem meine Familie hat gelitten. Ich habe oft bis 23 Uhr geprobt, bin dann morgens wieder ans Theater, ständig unter Strom.“ Ihre Kinder konnte sie so nicht für eine Karriere am Theater begeistern. „Die wollen mit dem Ganzen am liebsten gar nichts zu tun haben“, lacht sie.

Sammlung für die Zukunft

Nach einer Nachfolge muss sie sich somit außerhalb der Familie umsehen. Keine leichte Aufgabe, denn Sorgfalt und Qualität haben bei ihr einen hohen Stellenwert. „Ich sehe zu Fastnacht immer die Leute auf der Straße in diesen billigen Plastikkostümen. Für die Gass sind meine Kostüme nicht gemacht.“ Es sind Einzelstücke, wertvoll und handgearbeitet. Und sie wollen getragen werden, im Privaten, Exklusiven, oder auf der Bühne. Noch immer stattet Elena hier kleinere Stücke aus. Aktuell sind ihre Kostüme bis zum 13. Februar bei der Fastnachtsposse zu sehen, die sie in diesem Jahr zum 30. Mal betreut. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

www.kostuemverleihmainz.de

Text Ida Schelenz Fotos Domenic Driessen

1 response to “Portrait: Kostümverleih Meier-Scourteli – Für den Saal, nicht für die Gass

  1. Eine grossartige Frau. Absolute Expertin. Sehr symphytisch. Kann immer helfen in allen Situationen.

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